Was fällt ihm eigentlich ein!
Mich so verarschen zu wollen und mich dann auch noch belästigen!
Nein danke!
Aber er ist dir hinterhergerannt...
Ich verdränge den Gedanken.
Die Wut bäumte sich von neuem in mir auf.
Nein, Tess!
Er will nur das eine.
Er will dich ausnutzen und wirft dich dann einfach weg.
Ich kenne diese Sorte von Jungs.
»Tess? Was ist denn los?«
Das fragt er auch noch!
Ein hysterisches Lachen bricht aus mir heraus.
»Das fragst du auch noch?!«
Er schaut mich scheinbar verblüfft an.
»Du willst wissen was los ist?«
»Ich hab doch nur...«
»Genau das ist das Problem. Du hast doch nur versucht mich um den Finger zu wickeln, so wie du es auch mit den ganzen anderen Weibern machst. Bei Larissa hast du es ja auch geschafft, dass sie dir um den Hals fällt. Aber nicht mit mir!«, brülle ich.
»Nicht mit mir, Shane! Ich bin nicht so eine Schlampe wie sie! Ich bin nicht so wie deine Weiber.«, füge ich monoton hinzu.
Seine Augen weiten sich.
Er kennt es wohl nicht, dass sich ein Mädchen gegen ihn stellt.
»Was sagst du denn da? Ich hab dich auf die Party eingeladen und wollte nur nett zu dir sein.«
»Das kannst du jemand anderem erzählen. Ich weiß wie du tickst! Du spielst mit Mädchen und dann wirfst du sie einfach weg. Du verfuschst sie. Ich kenne genug von deiner Sorte.
Ihr seid doch alle gleich!«, erwidere ich ruhig.
Innerlich koche ich.
Sein Mund ist geöffnet, aber er antwortet mir nicht.
Dann seufzt er und fährt sich durch seine Locken.
»Es ist schade, dass du so von mir denkst.«
Ist das jetzt sein Ernst?
»Dass ich so von dir denke? Das ist doch offensichtlich! Dein Haus ist voll von denen!«
»Sie sind nur mit mir befreundet.«
Ja, klar.
»Und Larissa?«
Jetzt schimmert in seinen Augen Erkenntnis.
»Was soll mit ihr sein?«
Ich bin leicht verunsichert.
Ja, was ist mit ihr?
Sie hat ihn herumgezerrt.
Und weiter?
»Sie hat dich hinter sich hergezogen wie einen Hund!«
»Ja, sie ist manchmal etwas energisch.«
»Sie ist deine Freundin! Und du... du... machst dich an mich ran!«
Daraufhin schüttelt er nur leicht den Kopf.
Ich schaue ihn fragend an.
Meine Wut verebbt langsam und ich bin mir plötzlich unsicher.
»Ist sie nicht?«
»Ist sie nicht.«
Was?
Das kann nicht sein!
Ich hab sie doch zusammen gesehen!
Na gut, sie haben sich nicht geküsst oder so, aber wie sie ihn besitzergreifend mit sich gezogen hat.
Sie hat ihn an der Hand genommen!
Das kann nicht sein.
»Tess. Sie ist meine Cousine.«
Oh.
Fuck!
Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.
Kann ich mich so getäuscht haben?
Oh Gott.
Was ich ihm vorgeworfen habe...
Ich schäme mich so!
Das scheint auch Shane zu merken.
Er nimmt meine Handgelenke und zieht sie zu sich, weg von meinem Gesicht.
»Hey! Ist schon okay.«
Nein. Nichts ist okay!
Ich habe ihm alles mögliche an den Kopf geworfen, einfach weil ich aus dem was ich gesehen habe, und wegen meinen Vorurteilen, falsche Schlüsse gezogen habe.
Ich will mich entschuldigen.
Aber ich weiß nicht wie.
Das ist nicht zu entschuldigen.
Meine Worte hallen immer und immer wieder in meinem Kopf.
Wieso ist er so ruhig geblieben?
Weil er anders ist als du dachtest!
Weil er wirklich nur nett sein wollte.
Und du hast alles verbockt.
Ich will wenigstens versuchen mich zu entschuldigen, aber aus meinem Mund kommt kein Ton.
Nur ein Schluchzen.
Ein Kloß hat sich in meinem Hals gebildet und mein Herz klopft wie als wollte es aus meiner Brust springen.
Ich spüre eine Träne über mein Gesicht laufen.
Er lässt mein Handgelenk los und schiebt sanft mein Kinn nach oben, sodass ich ihn ansehen muss.
Ich blicke in seine Augen und erkenne... keine Wut. Er schaut mich sanft an.
»Tess. Beruhige dich. Es ist alles ok.«
Noch nie hat ein Junge mich so sanft behandelt und dabei kennen wir uns ja nichtmal richtig.
Er senkt den Kopf und legt seine Stirn gegen meine.
So stehen wir minutenlang da.
Langsam wird mein Herzschlag wieder langsamer und mein Verstand klarer.
Ich löse mich von ihm und schaue betreten zu Boden.
»Es tut mir so leid. Ich...ich...
Ich gehe jetzt besser.«
Ich will mich umdrehen, doch er hält mich an meinem Arm fest.
Ich schaue ihn fragend an.
Er schenkt mir ein liebevolles Lächeln.
»Ich kann dich so nicht gehen lassen.«
Ich hebe meine Augenbraue.
Ich will einfach nur heim, mich auf mein Zimmer schleichen und ins Bett.
»Komm. Du hast bestimmt Hunger.«
Ich habe tatsächlich Hunger, doch ich schüttele nur den Kopf.
Ich will nicht zurück auf die Party.
Alle haben mitbekommen wie ich rausgerannt bin und Larissa gegen die Wand gestoßen habe.
Er scheint meine Gedanken zu erraten.
»Wir müssen nicht zurück. Hier in der Nähe ist eine Pizzeria.«
Ich schüttele erneut den Kopf.
»Was ist mit deiner Party, mit deinen Gästen?«
Er macht eine wegwerfende Handbewegung.
»Die merken gar nicht, dass ich fehle.«
Ich schüttele wieder den Kopf.
»Ich habe gar kein Geld dabei.«
Er kramt in seinen Hosentaschen und fischt dann triumphierend einen Zwanziger heraus.
Ich muss bei diesem Anblick lachen, was ihn wieder warm lächeln lässt.
»Komm jetzt. Ich erdulde keinen Widerspruch!«, sagt er mit gespieltem Ernst und legt seine Hand auf meinen Rücken.
Er schiebt mich leicht an und so laufen wir gemeinsam, nebeneinander her.
Nach nur wenigen hundert Metern, biegen wir in eine schmale Straße ein und ich erkenne die kleine Pizzeria, die hell erleuchtet ist.
Hier war ich früher öfter mit meinem Vater, wenn Mum wieder mal Nachtschicht im Krankenhaus hatte.Drinnen angekommen suchen wir uns einen Platz mit Sitzbank und teilen uns dann schweigend eine große Pizza.
Er bezahlt, wobei ich mich sehr unwohl fühle, und wir gehen wieder hinaus.
»Ich gebe dir das Geld auf jeden Fall wieder zurück!«
»Musst du nicht.«
»Doch!«, widerspreche ich und verschränke die Arme vor der Brust.
»Ich will nicht, dass du für mich bezahlst.«
Leise füge ich hinzu:
»Vor allem nicht nachdem was heute...«
»Hör jetzt auf damit! Es waren blöde Zufälle, mehr nicht. Und ich will für dich bezahlen!«
»Nein. Es war falsch von mir. Und ich gebe dir das Geld auf jeden Fall zurück!«, widerspreche ich trotzig.
»Sie nicht so stur. Ich bezahle.«
Ich schaue ihn wütend an, sehe aber in seinen Augen, dass er es ernst meint und sich nicht überzeugen lassen wird.
Ich seufze.
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Bitte, lass uns Freunde bleiben
Teen FictionDie letzten Jahre vor dem ABI stehen bevor und Tess hat ohnehin schon genug um die Ohren. Als sie dann den gutaussehenden, arroganten Jamal kennenlernt, der es auf sie abgesehen hat, steht ihre Gefühlswelt komplett auf dem Kopf. Vor wenigen Wochen...