Wie ich erwartet hatte, sind alle Mädchen mit Schminke zugekleistert, tragen Highheels und Kleider oder weiße Skinny Jeans, durch die die Tangas nur so durchleuchten.
Ok, manche sind auch ganz hübsch gekleidet.
Einige tragen dezentes Make up, hübsche Flechtfrisuren und süße Sommerkleider oder etwas elegantere Abendkleider - was ich allerdings auch schon ein bisschen übertrieben für eine Geburtstagsparty finde.
Ich muss aber zugeben, dass ich mich, wenn ich mich so umschaue, ein bisschen underdressed fühle...
Ich hab mich für ein relativ enges weißes Shirt entschieden, was ich in eine Mom Jeans gesteckt habe.
Außerdem trage ich einen breiten schwarzen Gürtel, meine Vans und ein roségoldenes Fußkettchen.
Außer meinem Helix trage ich sonst keinen Schmuck.
Geschminkt hab ich nur meine Wimpern, da ich mit meiner Haut gerade ziemlich zufrieden bin.
Ich verdrehe die Augen und überlege, ob ich vielleicht doch lieber gleich wieder gehen sollte.
Warum bin ich überhaupt gekommen?
Das war eine blöde Idee.
Blöd und dumm.
Was mach ich jetzt hier.
Alleine in der Ecke rumstehen, weil ich sowieso keinen an mich ranlasse?
Auf diese ganzen Bitches hab ich auch keinen Bock - vor allem diese Braunhaarige, die Shane von mir weggezogen hat.
Ich will mich gerade wieder umdrehen und das Haus auf schnellstem Weg verlassen, als ich bemerke, wie diese Bitch mich jetzt wieder abfällig mustert.
Was hat die bitte gegen mich?
Die kann mich mal. Echt.
Sie bemerkt meine Unsicherheit und fängt an zu lächeln.
So einfach mache ich ihr das nicht!
Ich drehe also um und halte nach Shane Ausschau.
Deshalb bin ich ja auch da.
Doch irgendwie kann ich ihn nicht finden.
Also laufe ich auf die kleinen Bar zu, die im Garten aufgebaut wurde, um mir wenigstens eine Cola zu holen.
Auf halben Weg wird mir aber plötzlich eine Hand auf die Schulter gelegt.
Überrascht zucke ich leicht zusammen.
Wer zum...
Ich drehe mich um und blicke schon wieder in diese wahnsinnig hellblauen Augen.
Ok.
Beziehungsweise schaue ich erst auf die durchtrainierte Brust, da er mich um einiges überragt und ich sowieso nicht unbedingt sehr groß bin.
Aber als ich diese Augen wieder erblicke, vergesse ich fast zu atmen.
Ich will mich ablenken und schaue stattdessen auf seine Haare.
Aber das ist auch nicht viel besser.
Ich will sie anfassen und zerstrubbeln und...
Oh Gott. Hör auf.
Vielleicht sollte ich auf seine Lippen schauen?
Nein.
Gar keine gute Idee!
»Möchtest du vielleicht etwas trinken?«
Ach ja, aufeinmal.
Aber erst lässt du mich wegen dieser Bitch stehen.
»Achso, und sorry wegen eben gerade. Larissa ist halt meine...«
»Shane!«
Bitte nicht schon wieder.
Was ist sie?
Seine Freundin?
Sollte er sich dann nicht lieber um sie kümmern statt bei mir zu sein?
Wer nervt da eigentlich schon wieder?
Shane hat sich zu einem großen Jungen mit dunklen Haaren umgedreht und gibt ihm einen Handschlag zur Begrüßung.
Sie wechseln kurz zwei Worte bevor er sich wieder zu mir umdreht.
»Wo waren wir?«
Bei deiner Freundin!
»Ich weiß nicht. Ich glaube wir wollten und was zu trinken holen...«
»Was möchtest du?«
»Cola?«
Er geht raus und kommt nach zwei Minuten mit zwei Dosen Cola wieder, von denen er eine in meine Hand drückt.
»Lass und hochgehen. Ich will dir was zeigen.«
Ok?
Etwas unsicher folge ich ihm die Treppe nach oben.
Auf der zweiten Etage halten sich circa zwanzig weitere Personen auf.
Mann! Wie viele Freunde hat dieser Typ bitte?
Doch er bleibt nicht stehen, sondern steigt eine weitere Treppe hinauf.
Er hält mir die Tür auf und ich betrete staunend die Dachterasse, die ich ja schon von unten bemerkt habe.
Wow.
Die Sonne geht gerade unter und taucht die Kleinstadt in ein orangenes Licht. Im Hintergrund kann man sogar Frankfurt erkennen.
Und ich stehe neben einem fremden, attraktiven Jungen mit einer Cola in der Hand.
Er ist mir so nahe, dass sich unsere Arme berühren.
Ich mustere verstohlen seine ausgeprägten Kieferknochen und seine Adern am Hals, die leicht hervorstehen.
Mein Blick wandert weiter zu seinem weitausgeschnittenem lockeren Shirt, das einen Blick auf seine Schlüsselbeine freigibt.
Ich liebe Schlüsselbeine.
Und schöne Augen.
Und diese Lippen.
Oh Gott!
Tess.
Hör auf.
Er hat eine Freundin.
Und was denke ich da eigentlich!
Ich bin doch sonst nicht so.
Er weiß genau, welche Wirkung das alles auf mich haben wird und hat mich genau deshalb hier hochgeschleppt!
Er ist nicht besser als all die anderen.
Ich hätte gehen sollen, als ich diese ganzen Mädchen gesehen habe!
Er ist ein Mädchenaufreißer, ein Player.
Und gerade spielt er mit mir wie mit all den anderen Huren.
Aber so bin ich nicht.
Ich werde das nicht zulassen.
Ich bin zu gut für so einen!
Wütend drehe ich mich um und stürme die Treppe hinunter.
»Tess?«
Ich muss hier weg.
Ich spüre schon Tränen der Wut und Enttäuschung in mir aufsteigen.
Was hast du dir dabei gedacht?!
»Tess!«
Es war klar, dass es so enden wird!
Sie sind alle gleich und das solltest du mittlerweile wissen.
Deshalb öffnest du dich nie jemandem.
Und genau das werde ich auch nicht tun.
Schluss damit.
Ich werde ihn nie wieder ansehen geschweige denn ein Wort mit ihm wechseln.
Ich lass mich nicht so einfach um den Finger wickeln!
Er kann dass mit deinen Weibern machen, aber nicht mit mir!
Ich blinzle eine Träne weg.
Hör auf rumzuheulen!
Ich schlucke die Enttäuschung runter und übrig bleibt nur die Wut.
Ich bin am Ende der Treppe angekommen, wo ich Larissa erblicke, die mir ein schadenfrohes Grinsen zuwirft.
Was will diese Schlampe eigentlich von mir?
Ich stoße sie zur Seite und stürme aus dem Haus.
Zum Glück habe ich mich gegen die Schuhe mit Absatz entschieden!
Ich renne die lange Straße hinunter und bleibe erst stehen, als ich das Haus nicht mehr sehen kann.
Meine Mutter will ich nicht anrufen.
Sie würde direkt sehen, dass etwas passiert ist und ich will sie nicht beunruhigen.
Außerdem bis sie da ist, wäre ich schon längst daheim.
Was mache ich jetzt?
Ich will so eigentlich nicht heimgehen.
»Tess?«
Erschrocken drehe ich mich um.
Und da steht er wieder.
Nur wenige Meter entfernt.
Er war mir gefolgt.
Vor Wur zitternd gehe ich auf ihn zu.
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Bitte, lass uns Freunde bleiben
Roman pour AdolescentsDie letzten Jahre vor dem ABI stehen bevor und Tess hat ohnehin schon genug um die Ohren. Als sie dann den gutaussehenden, arroganten Jamal kennenlernt, der es auf sie abgesehen hat, steht ihre Gefühlswelt komplett auf dem Kopf. Vor wenigen Wochen...