Samstag, 24. September
Die nächsten Wochen denke ich noch oft über die Sache mit der Verfolgung nach, komme aber immer wieder zum selben ermüdenden Ergebnis, dass ich nichts - und auch wirklich gar nichts - machen kann, um herauszufinden, wer meinte, mir so einen riesen Schrecken einzujagen und vorallem warum... Bei mir löst die Erinnerung daran zwar immer noch eine leichte Gänsehaut aus, aber die Wut auf den unbekannten Verfolger überwiegt. Was fällt dem überhaupt ein?! Wahrscheinlich wollte er nur genau das! Mir Angst einjagen... So ein hirnverbrannter Vollidiot! Einfach nur unter aller Sau!
Außer Shari erzähle ich aber weiter niemanden davon, schließlich muss das nicht jeder wissen. Und ganz besonders nicht meine Eltern! Die wären nur unnötig beunruhigt.Irgendwann beschließe ich schließlich, dass es mich überhaupt nicht weiterbringt, weiter Gedanken daran zu verschwenden und spätestens als dann die ersten Klausuren anstehen, zwinge ich mich dazu mich am Riemen zu reißen. Die meiste Zeit außerhalb der Schule verbringe ich mit Lernen. Lernen, lernen und nochmals lernen.
Um den Nummerus Klausus zu schaffen muss ich mich ranhalten! Wenn ich mich jetzt nicht anstrenge und nicht das Beste raushole, dann weiß ich genau, dass ich mich ewig darüber ärgern werde.
Aber ganz so schlimm wie es sich jetzt vielleicht anhört ist es auch nicht... Immerhin kommen immer öfter auch Shari und Cara vorbei, um zusammen zu lernen und zu leiden... Geteiltes Leid ist halbes Leid - sagt man doch so, glaube ich.
Na ja, jedenfalls ist es so um einiges leichter sich irgendwelche anatomischen Aufbaue, unausprechbare Fachwörter - wer auch immer die sich ausgedacht hat (!?) - oder Formeln zur Berechnung von irgendwelchen Sachen, die eigentlich niemand wissen will (außer die Typen namens Paul und Tom aus dem Mathebuch), reinzuprügeln. Ich bin sogar so abgelenkt, dass ich nichteinmal mehr an Shane und auch weniger oft an den Typen auf dem Flur denken muss. Und was mit Shane und mir ist? Ich habe keine Ahnung.
Ich meinte nur zu ihm, dass ich gerade zu viel um die Ohren habe, und weil er die Prüfungen genauso wie ich schreiben muss, hat er das nur mit einem leicht enttäuschtem, aber verständlichen Lächeln abgenickt.
So weit, so gut.
Aber irgendwie habe ich wieder dieses ungute Gefühl im Hinterkopf und wäre nicht überrascht, wenn sich bald ein neue Katastrophe anbahnt - Gott bewahre sie hat was mit außerirdisch großen, ein bisschen zu gut aussehenden Geschöpfen zu tun. Das kann ich gerade sowas von gar nicht gebrauchen, denn auch wenn die ersten Tests gut liefen, will ich auf keinen Fall meine Chancen mit irgendwelchen verpatzten Arbeiten versauen. Das ist mir niemand wert... also zumindest niemand außerirdisches, gutaussehendes - ich glaube, man weiß wovon ich spreche.
Aber jetzt zurück zum Eigentlichen, Tess!
Durch diese Methode kann nachgewiesen werden, dass Antigene - halt, das waren Antikörper! - im betreffenden Blut vorhanden sind, was des weiteren bedeutet, dass...
»Tess.«
...der Patient somit mit dem Virus...
»Erde an Tess. Hallo?«
»Hmmm?«
...infiziert ist...
»Tess. Bist du da noch irgendwo drin?«
Punkt.
Fertig!
Ich blicke auf.
»Ich wollte nur schnell noch den Satz zu Ende...«
»Schon klar. Den Satz.«
»Muss aber ein langer Satz sein. Wir wollten schon vor einer halben Stunde aufhören...«, Shari schaut mich zweifelnd an.
»Ist ja gut. Bin schon fertig.«
»Schon...«
Ich blicke auf die Uhr.
21:46
»WAS!? Warum sagt mir niemand, dass es schon so spät ist!?«
»Probieren wir doch schon die ganze Zeit«, lacht Cara.
»Aber du meintest immer: Ja, gleich...«
»Jaja, schon gut. Ich hör ja auf. Ich hab jetzt auch keinen Bock mehr«, stelle ich fest und strecke meine Beine aus.
Aua!
Vier Stunden Schneidersitz sind keine gute Idee.
Ich packe mein Zeug weg und merke wie mein Magen rebelliert.
Ich will nach den Keksen, die in der Mitte auf dem Tisch stehen (und fast leer sind), greifen, werde aber sofort von Caras Hand attackiert.
»He! Ich hab Hunger«, schmolle ich.
»Wir auch! Und Kekse sind jetzt nicht unbedingt das optimale Lebensmittel.«
»Ich brauche auch was Richtiges! Ich hab keinen Bock mehr auf Kekse«, meckert Shari.
»Ich glaube aber, unser Kühlschrank gibt nicht mehr so viel her...«, überlegt Cara.
Wir verbringen das Wochenende bei ihr, da ihre Eltern gerade auf einem Kogress sind und wir so ungestört lernen können. Wir sind die ganze Zeit so damit beschäftigt gewesen, uns auf die Bioklausur nächste Woche vorzubereiten, dass wir nicht mal daran gedacht haben, uns was zu essen zu besorgen. Und morgen ist Sonntag. Ja, hey!
»Lass uns einfach Chinesisch bestellen«, schlage ich vor.
»Schon wieder?«
»Sushi?!...«, überlegt Shari.
»JAA!«, kommt es in einem Chor von uns als Antwort.
Wir müssen lachen und Cara holt das Telefon.
»Also, die Damen. Was darf ich Ihnen denn servieren?«, fragt sie uns in einem gespielt vornehmen Tonfall.Nach weiteren quälend langen 30 Minuten mit knurrendem Magen (und zwei bis drei - oder vielleicht auch ein paar mehr - weiteren heimlichen Griffen in die Keksschake meinerseits) klingelt es endlich an der Tür und Cara kommt kurz darauf grinsend mit zwei Tüten wieder ins Wohnzimmer. Wir schalten irgendwas im Fernsehen ein, bevor wir uns über den Inhalt hermachen und eine Stunde später satt und müde in Caras zum Matratzenlager umgebautes Zimmer watscheln. Wir machen uns bettfertig, labern noch kurz und schlafen ziemlich schnell ein.
Nach nur gefühlt wenigen Stunden Schlaf allerdings, springe ich geschockt auf und erleide gefühlt beinahe einen Herzinfarkt!
WAS ZUM...?!
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Bitte, lass uns Freunde bleiben
Teen FictionDie letzten Jahre vor dem ABI stehen bevor und Tess hat ohnehin schon genug um die Ohren. Als sie dann den gutaussehenden, arroganten Jamal kennenlernt, der es auf sie abgesehen hat, steht ihre Gefühlswelt komplett auf dem Kopf. Vor wenigen Wochen...