Kapitel 6

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Grinsend haftete der Blick des Typen auf mir. "So wie es aussieht bist du meinen Rat gestern gefolgt, was?" "Ja, scheint so. Danke dafür." Lachend ging er weiter zu Adam, ließ mich aber nicht aus den Augen. "Wäre doch auch zu Schade gewesen, wenn dir etwas passiert wäre, nicht?" Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzten als Adam dazwischen grätschte. "Wartet mal, wartet mal. Ihr kennt euch?" Ich schüttelte den Kopf, während der Kerl antwortete. "Ich würde nicht von kennen sprechen. Sie wollte gestern Abend in die Straße laufen in der das Rennen war und ich habe sie davon abgehalten."
Adam nickte verstehend und sah mich mit schief gelegtem Kopf nachdenklich an. "Wieso bist du um die Uhrzeit eigentlich draußen rumgelaufen?" "Weil ich im Diner war, mein Auto hier stand und mein Fahrrad geklaut wurde." Er schüttelte den Kopf und schmiss sich das mit Öl verschmierte Tuch über die Schulter.

"Weißt du noch was ich dir gesagt habe, als ich dich nach dieser Lagerfeuerparty aufgegabelt hab?" Schmunzelnd erinnerte ich mich an den Abend vor etwas mehr als einem Jahr zurück. Ein paar Leute aus unserem Jahrgang hatten eine kleine Party organisiert zu der wir alle gegangen waren. Ich war mit Dylan mitgefahren, der sich allerdings nach einiger Zeit mit einem Mädel aus dem Staub gemacht hatte. Alle waren betrunken, eins führte zum anderen und so kam es, dass ich den nicht all zu langen Nachhauseweg alleine zu Fuß antrat. Adam hatte mich durch Zufall gesehen und mich schon praktisch gezwungen mich die letzten Minuten von ihm fahren zu lassen.
"Du hast mich angemotzt und mir gesagt, dass ich lieber dich in Zukunft anrufen soll bevor ich nochmal alleine nachts nach Hause laufe. Ich weiß, ich weiß." "Und wieso hast du nicht angerufen?" "Ach Adam..."

Adam hatte mir gegenüber einen recht ausgeprägten Beschützerinstinkt entwickelt. Jake hatte mir erzählt, dass vor einigen Jahren Adams ältere Schwester, die nur die Halbschwester von Jake war, gestorben war und Adam sich scheinbar bis heute einen Teil der Schuld daran gab. Was genau passiert war, wusste ich bis heute nicht.
Vielleicht passte Adam deshalb auf jedes weibliche Wesen in seiner Umgebung so gut auf.

"Maia?" "Hm?" "Du kommst heute Abend, oder?" Ich krabbelte aus Adams Auto raus und zuckte die Schultern. "Weiß nicht. Jake, Tyler und Josh haben ein Spiel, Dylan ist krank , Melissa ist bei ihrer Tante und Liv ist beleidigt." "Ach komm, mich kennst du doch und der Trottel hier..." Er zeigte auf den Anderen neben ihm. "...ist auch da. Die Band darfst du dir nicht entgehen lassen. Und ich denke mein Bruder wird nach dem Spiel vielleicht auch noch kommen."
Bei uns fiel morgen der gesamte Unterricht wegen einer Lehrerfortbildung aus was hieß, dass es eigentlich kein Problem war, wenn ich unter der Woche in die Lagerhalle gehen würde. Adam hatte anscheinend 'ne super Band entdeckt, die heute Abend einen Gig spielen würden.

"Überleg es dir. Ich würde mich freuen.", meinte Adam.

"Ich mich auch.", grinste der andere Kerl und erntete dafür einen Schlag auf den Hinterkopf.

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"Und schon wieder sehe ich dich." Myles war vor mir aufgetaucht und grinste breit ehe er einen kräftigen Schluck aus seiner Bierflasche nahm. "Du scheinst mich wirklich zu verfolgen, Maia." Ich lachte leicht. "In deinen Träumen vielleicht." "Glaub mir, ich träume von ganz anderen Sachen, Süße." Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Ich glaube ganz langsam fing ich an den Kerl irgendwie zu mögen. Aber nur irgendwie.

"Also, ich muss mal weiter, Adam braucht mich. Wir sehen uns, Maia." Mit einem an mich gerichteten Zwinkern drehte er sich um und kämpfte sich dann einen Weg durch die Menschenmenge. Die Band hatte gerade Pause gemacht und ich hatte mich zu einer der Bartheken geschlängelt. Adam hatte wirklich recht. Die Band war der Wahnsinn und es machte Spaß ihnen auf der Bühne zuzuschauen.
Diese Mischung aus unglaublichen Partys und Veranstaltungen wie diesen machte diese Location zu etwas Besonderem, das bei den Leuten unglaublich beliebt war. Ich hatte nicht nur einmal miterlebt wie die Türsteher niemanden mehr rein ließen weil es innen schon Maßlos überfüllt war. Und trotzdem blieben unzählige Menschen wacker in der Schlange stehen in der Hoffnung sie würden an diesem Abend doch noch in die alte Fabrikhalle kommen.

"Bitteschön die Dame." Dankend nahm ich mein Getränk von Barkeeper entgegen und legte das Geld auf den Tresen. Da keiner aus meinem Freundeskreis heute da war musste ich wohl oder übel selbst fahren und blieb daher den Abend über bei alkoholfreien Getränken, was vielleicht gar nicht so schlecht war.

Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass es bald weitergehen würde, weshalb ich mich wieder etwas weiter nach vorne drückte um zumindest ein bisschen etwas zu sehen.

Als ich Melissa vorhin erzählt hatte, dass ich alleine zum Konzert ging, war sie alles andere als begeistert. Erst als sie mir das Versprechen abgenommen hatte, dass ich jede halbe Stunde ein Lebenszeichen von mir gab hatte sie mir versichert mich weder an Nick noch an Max zu verpetzten. Wenn die Beiden spitz bekommen würden, dass ich alleine unterwegs war, wäre definitiv die Hölle los.
Schon seit ich auf der Welt war hatten mich meine Brüder wie zwei Löwen verteidigt. Zwischen Max und mir lagen etwas mehr als 10 Jahre, bei Nick waren es 7 Jahre Unterschied. Vielleicht war der Altersunterschied auch der Grund, dass bei uns die üblichen Geschwister-Zankereien nie ganz so schlimm waren.
Als ich 8 war, war Max zur Army gegangen und hatte dort eine steile Karriere hingelegt. Und trotz dass immer alle sagten er sei ein Held, hätte ich damals wie heute so ziemlich alles dafür gegeben, dass er nicht in Gefahr geriet.

Gerade als die Band wieder auf die Bühne kam und ich einen Schluck von meinem Getränk nahm wurde ich unsanft angerempelt und das Glas wurde mir aus der Hand gerissen. Geschockt sah ich in das Gesicht des Kerls aus der Werkstatt. "Was soll das?" "Hast du davon schon getrunken?" "Ja? Sieht man doch." "Verdammt. Komm mit." Argwöhnisch kniff ich meine Augen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wieso sollte ich?" "Weil der scheiß Wichser von Barkeeper dir was ins Glas gemischt hat während du mit Myles gequatscht hast. Und jetzt komm." Der junge Mann zog mich am Handgelenk hinter sich her durch die Menschenmasse.

Erst war ich fest davon überzeugt, dass der Kerl log. Aber als ich so hinter ihm her lief wurden langsam aber sicher meine Beine wacklig und ich hatte Probleme nicht wegzuknicken. Mein Kopf fing an zu dröhnen und meine Umgebung begann zu verschwimmen. Verdammte scheiße. Wie schnell ging das bitte?
Nur am Rande bekam ich mit wie wir den abgesperrten Bereich betraten und der Junge auf mich einredete. Seine Worte drangen nur wie durch Watte an mich heran und ich verstand beim besten Willen nicht, was er von mir wollte.
Er setzte mich auf die Holztreppe und ging vor mir in die Hocke. Meine Augen wurden immer und immer schwerer und mein ganzer Körper schien allmählich die Kraft zu verlieren.

Das Letzte was ich noch mitbekam waren zwei starke Arme die sich um meinen Körper schlangen und mich behutsam von der Treppe hochhoben.

Heyho 😊

Wie gefällt es euch bis jetzt?

Wer es noch nicht gesehen hat, hinter dem Prolog hab ich ein Kapitel mit Bildern einiger Personen gepostet.
Wer meine Vorstellung der Charaktere sehen will kann dort gerne vorbei schauen, ihr könnt euch aber wie immer die Leute natürlich auch ganz anders vorstellen ✌️

Love you ♥️

troubleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt