Kapitel 9

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Selbst als ich schon vor der Lagerhalle geparkt hatte rang ich noch mit mir, ob ich wirklich da rein gehen sollte. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was dieser Kerl vorhatte, aber ein gutes Gefühl hatte ich nicht unbedingt. Trotzdem hatte mich meine Neugierde bis hier her auf den Parkplatz vor dem Club getrieben.

Ich wusste, dass ich es noch bereuen würde, dennoch gab ich mir einen Ruck und lief an der wartenden Partymeute vorbei in Richtung des Hintereingangs. Was zur Hölle tat ich hier? Ich verschwieg meinem besten Freund, dass sein Bruder wieder in der Stadt war und traf mich zu allem Überfluss auch noch hinterrücks mit ihm ohne zu wissen was er vorhatte. Grandiose Idee, Maia. Wirklich.

"Ich hatte schon gedacht du kneifst." Ein Schatten löste sich von der Wand und kam auf mich zu. In der Dunkelheit konnte ich lediglich Zacs Umrisse und einen glühenden Zigarettenstummel in seinem Mundwinkel ausmachen. "Hättest du wohl gerne." "Nein. Sonst würde der Abend doch langweilig werden." Ich konnte die Belustigung aus seiner Stimme hören während er den Kippenstummel auf den Boden warf und austrat. "Na los, wir haben heute noch einiges vor." Ich erschrak als er seine Hand auf meinen Rücken legte und er mich bestimmt vor sich her schob.

Als er mich in seinen BMW verfrachtete und die Beifahrertüre zuknallte zweifelte ich bereits an meiner Entscheidung und vor allem an meiner Zurechnungsfähigkeit. Wieso genau hatte ich mich hierauf eingelassen? Ich kannte diesen Kerl nicht mal. Wer wusste was er vorhatte.

"Also, wohin gehen wir?" "Wirst du noch sehen." Ich merkte ganz genau, dass ich kein Wort mehr aus ihm herausbekommen würde und lehnte meinen Kopf lediglich frustriert zurück. Dann hieß es eben abwarten.

In einem Affenzahn und sämtliche Verkehrsregeln missachtend raste Zac nur wenig später über den nächtlichen Highway. "Von Geschwindigkeitsbegrenzungen hast du auch noch nie etwas gehört, oder?" "Nein." Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und beobachtete weiterhin die vorbeiziehenden Autos. Dieser Kerl war verrückt.

Es dauerte eine ganze Weile bis Zac vom Highway fuhr und durch die Straßen am anderen Ende Sacramentos fuhr. "Hör zu. Egal was da gleich abgeht du bleibst bei mir, Adam oder Myles. Sobald ich merken sollte, dass du auf eigene Faust losziehst kannst du was erleben. Verstanden?" "Du tust so als wäre ich ein kleines Kind. Ich bin fast 18 und kann selbst auf mich aufpassen." Mit einer Vollbremsung blieb Zac vor einem großen Gebäude stehen. "Mir ist scheißegal wie alt du bist. Wenn ich dir sage du bleibst bei mir dann tust du das auch. Zumindest wenn dir dein Wohlbefinden etwas wert ist. Und jetzt komm." Mürrisch schnallte ich mich ab und kletterte aus dem Auto. Kaum war ich bei dem jungen Mann angekommen legte er erneut seine Hand auf meinen Rücken und schob mich bestimmt zu dem Gebäude, das ich staunend betrachtete. "Was ist das hier?" "Eine alte Mall. Stand gut zehn Jahre leer und gehört jetzt uns. Warte ab bis du es von innen siehst." Man konnte das Grinsen in seiner Stimme hören.

Der wohl ehemalige Eingang bestand mittlerweile aus einer eisernen Türe, die Zac mit einem Code aufsperrte. Im Inneren empfing uns laute Musik und das Stimmengewirr dutzender Menschen. Mit großen Augen sah ich mich um. Statt durch die ursprünglichen kalten und hellen Neonleuchten wurde die Mall nur durch schwache Lichter beleuchtet die alles in eine schummrige Atmosphäre tauchten.
"Die alten Geschäfte sind so gut wie alle irgendwie besetzt. Ein paar von den Leuten wohnen sogar hier."

Wir gingen einige Schritte, wurden beinahe von zwei Jungs mit Skateboards über den Haufen gefahren und wurden von allen Seiten mal mehr, mal weniger auffällig gemustert.

"Yo, Zac. Ist das deine neue Flamme." "Einfach mal still sein, Pete. Wo ist Adam?" Entrüstet rümpfte dieser Pete die Nase deutete dann aber mit dem Kopf ans andere Ende des Gebäudes. "Bei Luke." Zac nickte und schob mich weiter durch die große Mall. Dabei merkte ich, wie seine Hand immer weiter runter wanderte, bis sie schließlich auf meinem Hintern lag. "Lass deine Griffel bei dir, Sportsfreund.", murrte ich und stieß seinen Arm unsanft weg. "Schon gut, ein Versuch wars wert." Sein Lachen brachte auch mich unweigerlich zum Grinsen, während ich neben ihm her lief.

Es war wirklich faszinierend was aus diesem alten Einkaufszentrum entstanden war. In einem ehemaligen Laden war ein Gaming Room, im anderen standen Boxsäcke in der Gegend rum. Als Zac allerdings vor einem ehemaligen Geschäft standen blieb, fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf. "Ihr habt hier drin nicht ernsthaft ein Tattoostudio?" Grinsend blickte der Junge auf mich herab. "Doch, haben wir."

"Ey, Alter. Das ist nicht dein Ernst. Warum zur Hölle bringst du Ma..." "Verdammt Adam wenn du dich noch ein einziges Mal bewegst hau ich dir eine runter und tätowier dir anstatt den Totenkopf 'ne Hallo Kitty auf den Arm." "Sorry Luke.", murmelte Adam und setzte sich wieder hin. "Aber im Ernst. Wieso ist Maia hier?" Während Adam gar nicht begeistert zu sein schien zuckte Zac lediglich mit den Schultern und sah sich einige Zeichnungen an den Wänden an. "Tyler soll noch nicht erfahren, dass ich hier bin." "Und was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?" Zac wank lediglich ab.

Fasziniert beobachtete ich den Tätowierer wie er konzentriert an Adam Arm arbeitete. So kreativ und talentiert musste man erst mal sein.
Erst als ich wieder aufsah bemerkte ich Zac, der mich mit einem wissenden Blick und einem fetten Grinsen auf den Lippen musterte.

"Na Maia, Lust auf ein spontanes Tattoo?"

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"Meine Mom wird mich umbringen.", schmunzelte ich als ich den kleinen Schriftzug, der mein Handgelenk zierte, betrachtete.

One Life

"Du hast nächste Woche Geburtstag. Und wenn du 18 bist darfst du dich legal tätowieren lassen. Bis dahin bekommst du es sicherlich irgendwie versteckt." Adam stand vor mir und sah mich an, während Zac schon vor einigen Minuten verschwunden war. Ich nickte lediglich und ging dann zu Luke, der mir eine Folie über das Tattoo klebte.

"Wieso gerade das?" Adam setzte sich neben mich auf die Liege und sah auf mein zugeklebtes Handgelenk. "Meine Brüder haben beide das Gleiche. Mein Grandpa hatte immer gesagt, wir haben nur ein Leben und wir sollen es nutzen. Nachdem er gestorben ist haben Max und Nick es sich tätowieren lassen. Meine Mom hats mir aber verboten bis ich 18 bin." Er lachte leise. "Dann hast du ja tatsächlich was verbotenes getan."
Auch ich lachte leicht und sah zum Eingang des ehemalig Geschäfts durch den Zac gerade wieder herein spazierte.

"Es geht los, Adam. Maia, bist du bereit für ein bisschen Spaß?"


Hello 👋

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel 😌

Habt ihr irgendwelche Wünsche oder Verbesserungsvorschläge?

Love you ♥️

troubleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt