Kapitel 16

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"Das ist nicht das erste Mal, dass du das behauptest. Gestimmt hat es bis jetzt aber nie." Melissa verschränkte die Arme vor der Brust und blieb mitten im Flur stehen. Ich hingegen wusste, dass Liv recht hatte. Dass Zac tatsächlich wieder in Sacramento war und definitiv auch auf meinem Geburtstag war. Sagen konnte ich das allerdings nicht.

"Dieses Mal stimmt es aber wirklich! Er war in dem Gang, der zu den Toiletten führt." Genau da war er. Ich hatte ihn nicht gesehen und war dementsprechend überrascht als er vor mir aufgetaucht war, aber Liv musste ihn gesehen haben. Sonst wüsste sie das alles nicht. "Ich habe das Gefühl, dass das Schicksal ist. Vielleicht haben Zac und ich doch noch eine Chance." Verträumt starrte Liv Löcher in die Luft während Melissa mich seufzend ansah. "Liv, du weißt, dass ich dich wirklich gern habe, aber so langsam musst du über diesen Aufreißer hinweg kommen. Auch wenn du das nicht gerne hörst, aber für ihn hat das wahrscheinlich nicht mal ansatzweise so viel bedeutet wie für dich. Liv, du bis ein tolles Mädchen und verdienst 'nen Kerl der dich nicht nur verarscht." Auch wenn ich Zac jetzt noch nicht als den typischen Aufreißer erlebt hatte, und ich irgendwie sogar echt mochte, pflichtete ich Melissa bei. Wenn seinerseits nur ein Hauch von Gefühlen vorhanden war, hätte er mich auf sie angesprochen, da war ich recht sicher. Immerhin konnte er sich sicherlich denken, dass ich durch Tyler auch mit ihr befreundet war.

Liv schien den Ratschlag von Melissa allerdings nicht all zu gut aufzunehmen. Sie blies sich eingeschnappt eine Haarsträhne aus dem Gesicht und musterte uns mit zusammengekniffenen Augen. "Ihr werdet schon sehen. Spätestens beim Herbstball werde ich ihn als Begleitung haben."

Na wenn sie das sagte.

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"Du siehst klasse aus." Grinsend musterte Zac mich von oben bis unten. "Kann ich nur zurück geben. Also, was hast du geplant." Lachend öffnete er mir die Beifahrertür seines Autos und wartete darauf, dass ich einstieg. "Du bist neugierig, Maia. Lass dich einfach überraschen." Schmunzelnd ließ ich mich auf den Sitz fallen und sah dann zu Zac, der kurz darauf neben mir einstieg. "Ach komm schon, was wird das hier?" "Was denkst du, was es wird?" "Ich bin schlecht im Raten." "Dann wirst du wohl oder übel doch abwarten müssen."

Wir fuhren durch die Straßen Sacramentos und redeten nebenher über dies und das. Je mehr Zeit ich mit Zac verbrachte, desto weniger glaubte ich an die ganzen Gerüchte die ich seit über zwei Jahren über ihn gesagt bekam. Er war ganz anders, als ich es jemals erwartet hätte.

Es dauerte nicht lange, bis Zac am Straßenrand parkte und wir beide aus dem Wagen ausstiegen. Ich folgte Zacs Blick, der grinsend auf ein Restaurant gerichtet war. "Du hast mal gesagt, dass du Sushi magst." Grinsend nickt ich. Dass er sich das gemerkt hatte. Ich glaub ich hatte es ihm erzählt, als wir gemeinsam auf dem Dach der Mall gesessen hatten. "Soll das etwa ein Date sein." Er drehte sich zu mir, sah mich schmunzelnd an und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Wenn du willst, dass es ein Date ist, ist es das auch. Wenn nicht können wir es auch einfach ein geselliges Essen unter Freunden nennen." Lächelnd sah ich zu ihm auf und ein warmes Gefühl machte sich in mir breit. Mit sowas hätte ich im Leben nicht gerechnet. "Date klingt gut. Denkst du nicht auch?" Seine Augen begannen zu funkeln. "Doch. Genau das denke ich auch."

Seine Hand griff nach der meinen während er mich über die Straße zog. Ich mochte das Gefühl, dass Zac in mir auslöste. Auch wenn ich diesen Jungen kaum kannte, bescherte er mir ein Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit.
Was tat dieser Kerl nur mit mir?

Staunend sah ich mich in dem großen, gut besuchten Restaurant um. So gut wie jeder Tisch war besetzt, leise Musik erfüllte den Raum und von der Bar ging ein angenehmes lila Licht aus. Es sah wirklich toll aus und ich fragte mich sofort, warum ich nicht schon früher hiervon wusste.

Eine zierliche Bedienung kam mir strahlendem Lächeln auf uns zu. "Willkommen im Mikuni. Haben sie reserviert?" "Ja, Alvarez." Die junge Frau blätterte kurz in einem Buch herum, nickte lächelnd und deutete uns an ihr zu folgen. Wir steigen eine Treppe nach oben und hatten schlussendlich einen Tisch am Geländer einer Empore, von dem aus wir beinahe das Gesamte Restaurant überblicken konnten.

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"Und wo hast du dich die letzten zwei Jahre so rumgetrieben?" "Mal hier, mal da. Anfangs war ich in L.A., dann mal in Las Vegas, Dallas, Miami oder New York. Ich hatte einen Kumpel, der immer abgecheckt hatte, wo es zur zeit gute Rennen oder Kämpfe gab." Skeptisch blickte ich ihn an. "Kämpfe?" Zac senkte seinen Blick und sah auf seinen mittlerweile leeren Teller. "Nicht so wichtig." Ich wusste mittlerweile gut genug, dass Zac nur über das redete, über was er reden wollte, weshalb ich auch gar nicht erst weiter nachfragte. Immerhin war das seine Sache. Man merkte deutlich, dass er nicht weiter darüber reden wollte.

"Du wurdest an meinem Geburtstag übrigens gesehen." Abrupt richteten sich seine Augen wieder auf mich. "Was? Von wem?" "Liv. Sie hat dich in dem Gang gesehen, in dem du mich überrascht hast." "Warte, wer?" Überrascht sah ich ihn an. "Olivia Jackson. Blond, quirlig, mit Tyler befreundet..." Abwartend sah ich ihn an. Hatte Melissa vielleicht doch recht, dass er sich gar nicht mehr an Liv erinnerte? Seine Stirn legte sich in Falten und er schien wirklich nachzudenken. Ich seufzte kurz. "Anscheinend warst du mit ihr in der Kiste, kurz bevor du verschwunden bist." Plötzlich schien ihm ein Licht aufzugehen. "Ach die. Ey, bevor du irgendwas falsches denkst, ich hab die nie gevögelt. Sie war total besoffen und ist eingepennt bevor es zur Sache gegangen ist. Sowas hab ich echt noch nie erlebt." Erstaunt blickte ich den jungen Mann mir gegenüber an. Er sah nicht unbedingt so aus, als würde er mich gerade anlügen. "Wirklich?" Er nickte. "Also mit 'nem pennenden Mädel schlafen ist echt nicht mein Ding." Das würde heißen, dass Liv sich das damals alles nur eingebildet hatte. "Sie war sich immer total sicher. Sie wusste zwar nicht mehr so ganz wie es war aber sie hat geschworen, dass ihr beide in der Kiste gelandet seid."

Zacs intensiver Blick ruhte auf mir und seine Augen schienen mich in ihren Bann zu ziehen.

"Glaub mir, wenn ich mit einem Mädchen im Bett lande, dann wird sie das auch nicht mehr vergessen."





Lesenacht #2

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