Kapitel 15

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Mein Herz raste wie wild in meiner Brust, mein Blick glitt immer wieder über die zahlreichen Menschen am Rand der Strecke, bis er schließlich bei Zac hängen blieb, der mich schelmisch angrinste.

Auch wenn ich nicht selbst hinterm Steuer saß, wurde mein Körper von Adrenalin überflutet. "Noch kannst du aussteigen, Hübsche." "So lange du uns nicht in den Straßengraben beförderst ist alles gut."
Zac wollte mich partout nicht selbst fahren lassen, zumindest noch nicht, meinte er. Auch wenn ich Anfangs nicht begeistert davon war nicht selbst fahren zu dürfen, war ich Zac, angesichts des grimmigen Typen in dem teuren Sportwagen neben uns, jetzt dann doch dankbar dafür. Fürs Erste gab ich mich damit zufrieden nur Beifahrer zu sein.

"Dein Bruder würde mich abstechen, wenn er hiervon wüsste, oder?" Leise lachte ich. "Mit ziemlicher Sicherheit, ja. Also sorg lieber mal dafür, dass du keinen Unfall baust. Dann bekommt er auch nichts davon mit." Auch der junge Mann neben mir begann zu lachen und fing an mit dem Gas zu spielen als eine aufgedonnerte, leicht bekleidete Blondine vor die Autos lief und sowohl Zac als auch den anderen Kerl prüfend ansah.

Kaum hatte sie die Arme gesenkt, rasten die Autos los. Ich wurde in den Sitz gedrückt und die Umgebung peitschte an uns vorbei. Ein breites Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Ich liebte das Gefühl schnell zu fahren und das Gefühl, das sich immer in meinem Körper ausbreitete.

Und neben Zac wägte ich mich in Sicherheit. Er wusste was er tat, da war ich mir sicher.

Ich merkte, wie Zac etwas langsamer wurde und sah wie kurz darauf die Rücklichter des anderen Autos vor uns auftauchten. "Idiot. Der überschätzt sich wohl.", murmelte Zac und dann sah ich was er meinte. Der andere Fahrer nahm die Kurve zum Wende viel zu schnell. Sein Wagen kam ins Schleudern und nahm dabei einen Hydranten mit.
Der Wagen kam zum stehen und im vorbeifahren sah ich, wie der Fahrer fluchend ausstieg. Zumindest war ihm scheinbar nichts passiert.

"Willst du nicht anhalten und nach ihm sehen?" Zweifelnd sah ich zu Zac der unnachgiebig weiter aufs Gas trat. "Nein. Der Kerl ist immerhin noch ausgestiegen. Ich hatte schon schlimmere Unfälle, da hatte auch niemand nach mir geguckt. Der kommt klar." Seufzend schüttelte ich den Kopf als Zac über die Ziellinie bretterte und einige Meter weiter zum stehen kam.
"Ach komm, Kleine. Sei deswegen doch jetzt nicht beleidigt. Der Kerl hat 'nen Hydranten gestreift und sein Auto hat 'ne Delle. Das wars. Wenn dem was passiert wäre, wäre es was anderes. Aber der hat sich einfach selbst überschätzt und hat jetzt die Quittung dafür bekommen."

Während ich dann doch noch ein wenig an dem Vorfall zu knabbern hatte, versammelte sich eine Menschenmenge um unseren Wagen und schien Zac für seinen Sieg zu feiern. Und das obwohl sein Gegner nicht mal ins Ziel gekommen war.

"Maia, schau mich mal an." Langsam blickte ich ihn an. Ich fand es nicht in Ordnung einfach weiter zu fahren, wenn jemand einen Unfall baute. Aber was erwartete ich schon von illegalen Straßenrennen? "Wenn ich sehe, dass jemand einen ernsthaften Unfall hatte, halte ich an. Zumindest bei den Meisten. Okay?" Noch immer leicht missmutig nickte ich und sah dann, wie sich ein Grinsen auf Zacs Gesicht stahl.

"Und soll ich dir was sagen? Das Preisgeld werden wir beide heute Abend schön auf den Kopf hauen. Einverstanden?

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"Ich bin überrascht, dass dich der Kerl tatsächlich nicht all zu spät nach Hause gebracht hat. Woher kennst du den überhaupt." Max' stechender Blick lag ununterbrochen auf mir während uns Seth amüsiert beobachtete. Ich konnte von Glück reden, dass Nick und seine Freundin noch schliefen und meine Eltern schon zur Arbeit aufgebrochen waren. Sonst hätte ich jetzt so einiges zu erklären gehabt. Obwohl in nicht davon ausging, dass mich Max vor unseren Eltern in die Scheiße reiten würde. Vor Nick allerdings schon.
"Er ist der große Bruder von Tyl... einem Freund." Max verstand sich recht gut mit Tyler, wer weiß ob da nicht irgendwann etwas rauskommen würde, was nicht rauskommen sollte.

"Wann fahrt ihr beide eigentlich wieder?" "Ich hab gedacht, dass ich dich noch zur Schule fahren könnte und von da fahre ich gleich los." Ich nickte meinem Bruder lediglich zu. Wie jedes Mal war ich nicht sonderlich begeistert davon, wenn er wieder ging und womöglich schon der nächste Einsatz auf ihn wartete.

"Und ich bin praktisch schon auf dem Sprung.", meinte Seth und stand währenddessen vom Küchentisch auf.

Nachdem wir uns ausführlich von Seth verabschiedet hatten und ihm das Versprechen abgenommen hatten, dass er allen in unserer Heimatstadt schöne Grüße bestellte, machten auch mein Bruder und ich uns auf den Weg.
Aber umso näher wir der High School kamen, umso ein mulmigeres Gefühl machte sich in mir breit. Und als wir dann schließlich auf dem Parkplatz zum Stehen kamen und ausgestiegen waren, hätte ich Max am liebsten nie aus meiner Umarmung entlassen. "Pass bitte auf dich auf, ja?" "Natürlich, meine Kleine. So schnell wirst du mich nicht los." Die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen. "Hey, nicht weinen." Sanft lächelte mein Bruder mich an und strich mir über die Wangen. "Ich bin schneller wieder da als du denkst. Okay?" Ich nickte leicht und schloss ihn noch einmal fest in meine Arme.

Ich hasste es Abschied zu nehmen. Besonders wenn ich ich nicht wusste, wann ich einen Menschen wieder sehen würde.

Noch immer verheult trat ich einige Zeit später in die Schule und wurde an meinem Spind schon von Melissa und Liv erwartet. "Alles okay bei dir?" Mel sah mich besorgt an und strich mir behutsam über den Oberarm. "Max ist gerade wieder gefahren." Verstehend nickte meine beste Freundin und von Liv erntete ich einen mitfühlenden Blick.
Zumindest hatten sich die Beiden nach ihrem Streit wieder eingekriegt.
"Weißt du wann Max das nächste Mal in den Einsatz muss?" Ich schüttelte den Kopf. "Er fährt jetzt wieder nach Coronado, mehr weiß ich nicht." Am liebsten wäre es mir, wenn er gar nicht mehr in den Einsatz müsste, aber das würde so schnell wohl nicht passieren. Max liebte seinen Job, sonst hätte er es vermutlich auch nie geschafft die Ausbildung zum Seal durchzuziehen.

Zu dritt machten wir uns, nach dem Klingeln, auf den Weg zu unserer ersten Stunde. Etwas Ablenkung von Max würde mir sicherlich gut tun. Auch wenn es nur durch Unterricht war. Hin und wieder wurden mir noch ein paar nachträgliche Geburtstagswünsche hinterher gerufen.
"Wisst ihr was, Leute?" Liv sah zwischen Melissa und mir aufgeregt hin und her. Ihre Augen leuchteten wie die eines kleinen Kindes und ihre Wangen schienen sich etwas rot zu werden. "Nein, aber du wirst es uns sicherlich gleich sagen, oder?"

"An Maias Geburtstag hab ich Zac gesehen."



Lesenacht #1

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