Kapitel 11: Seltenes Glück

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Zu meiner Überraschung wurde mein Vater pünktlich wach, um mich zu wecken: „Willst du noch vor der Maßnahme duschen gehen oder wie sieht das aus?", herrschte er mich mit einem Tritt in die Seite an. Nur langsam kam Bewegung in meinen Körper und zaghaft nickte ich. Naserümpfend drehte sich mein Stiefvater um und machte die Leine los und nahm mir das Halsband ebenfalls ab: „Dann beeil dich."

Eilig nahm ich die Klamotten, die mir mein Vater am Vortag rausgesucht hatte und verschwand im Bad. Ich legte die Klamotten fein säuberlich auf den umgeklappten Toilettendeckel. Hose und Boxershorts legte ich dazu, nachdem ich mich aus ihnen heraus geschält hatte. Ich machte die Dusche an und genoss die warmen Wasserstrahlen, die meinen geschundenen Rücken herunterliefen. Es tat unheimlich gut. Dennoch beeilte ich mich etwas, wollte den versoffenen Hund ja nicht wieder wütend machen. Zaghaft trocknete ich mich ab, da mein Rücken immer noch furchtbar schmerzte, bevor ich in die Klamotten schlüpfte. Vorsichtig tapste ich zurück ins Wohnzimmer und durch den Flur, wo ich meine Schuhe anzog.

„Ich bin fertig. Darf ich gehen?", es widerte mich an ihn wirklich um Erlaubnis zu fragen, doch wollte ich neuen Ärger vermeiden, da mir der vom Vorabend noch tief in den Knochen steckte. Er nickte nur, schaltete den Fernseher ein und setzte schon die erste Flasche Bier an. Mir war unbegreiflich, wie man am frühen Morgen schon Alkohol trinken konnte, machte ich mich kopfschüttelnd zur Garderobe, zog meine Jacke an und ging zum Zug. Vor der Tür tastete ich erst mal eilig meine Jacke ab, bis ich mit Erleichterung feststellen konnte: Meine Zigaretten waren noch da. Sofort steckte ich mir natürlich erst mal eine zwischen die Lippen, zündete sie an und genoss den ersten Zug, wie andere die ersten Sonnenstrahlen. Ich ließ mir Zeit und schlenderte mit gemütlichen Schritten zum Zug. Ich begrüßte Steffi und den Rest sporadisch und rauchte meinen Glimmstängel auf. Die erste Unterrichtseinheit verlief ziemlich ruhig. Mir graute es schon vor der Pause. Vor Elias und Elija. Plötzlich wünschte ich mir, die Zeit würde sich rückwärts drehen und die erste Unterrichtseinheit würde mit dem Klingeln noch mal beginnen. Mir war klar dass, das nicht passieren würde, aber es wäre schön wenn doch. Ich fühlte mich heute schwächer als sonst, kraftloser, einfach leer. Letzteres traf es wohl am besten. Ich hatte jetzt schon kein Nerv mich mit den zwei Idioten auseinanderzusetzen. Wenn ich nur daran dachte, wie das wohl erst wurde, wenn ich es gleich musste, dann wurde mir jetzt schon übel. Ich schleppte mich nur mühsam nach draußen als es zur Pause klingelte. Ich stellte mich ziemlich abseits und versuchte in Ruhe meine Zigarette zu rauchen, doch natürlich bekam ich die ersehnte Ruhe nicht. Es dauerte nicht lange, da standen die zwei Idioten auch schon vor mir.

„Oh ganz alleine? Hast wohl keine Freunde?", lachte Elias gehässig. Ich verdrehte die Augen und drehte mich einfach um. Vielleicht gingen sie ja weg, wenn ich sie ignorierte. Allerdings war das nur Wunschdenken von mir, denn keine Sekunde nachdem ich mich umgedreht hatte, schubste mich einer der Blödmänner auch schon.

„Du wirst uns nicht los, nur weil du dich weg drehst. Jetzt lass mal deine Kippen her wandern, damit du dich einmal im Leben nützlich machst", meinte Elija arrogant. Ich griff schon in die Tasche und wollte gar nicht erst versuchen mich zu behaupten, als eine vertraute Stimme an mein Ohr drang.

„Habt ihr zwei es immer noch nicht verstanden? Ihr sollt ihn in Ruhe lassen.", fuhr Collin sie streng an. Mit großen Augen drehte ich mich zu ihm um und wollte nicht wahrhaben, was gerade vor sich ging. Warum half er mir auf einmal? Sonst hatte er es auch nie für nötig gehalten.

„Ach komm schon, das kann doch nicht dein Ernst sein. Damals meintest du doch auch, nehmt doch einfach den da und zeigtest auf ihn. Und jetzt? Jetzt willst du den Superhelden spielen? Du willst uns doch verarschen.", herrschte Elias Collin an.

„Ich wiederhole mich nicht. Und ich kann auch nichts dafür, wenn ihr zwei zu blöd seid zu checken, wann ihr die Menschen nervt und sie euch mit dem nächstbesten Satz loswerden wollen. Und jetzt guckt, dass ihr Land gewinnt und nervt euch selbst gegenseitig!", finster blickte er die Zwillinge an.

Dunkelheit und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt