Geht das?

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Die Menge tobte. Ich stand mittendrin und konnte nur auf den am Boden liegenden Joshua starren. Er war bewusstlos auf den Rasen gefallen. Ich sprang von meinem Platz auf und zeigte den Security-Leuten meinen VIP Ausweis. Sie ließen mich durch und ich stürmte auf den Platz. Auch Jogi war schon aufgesprungen und zu ihm gelaufen. Ich quetschte mich an ihm vorbei und hockte mich neben Joshua. Seine Nase blutete und ein Riss von vielleicht drei Zentimetern zog sich von seiner Stirn bis zur Schläfe. Durch das weiße Trikot sah man Blut, dass von den Verletzungen kam, die die Noppen an seinen Rippen hinterlassen hatten. Ich fing an zu weinen. „Jo wach auf! Komm wach auf! Das habe ich auch für dich getan, Joshua. Also tu mir einen Gefallen und mach deine Augen auf!" Er regte sich nicht. Kein Nerv in seinem Gesicht hatte sich auch nur das kleinste bisschen gerührt. Sein Atem wurde leise, bis sich seine Nasenflügel irgendwann gar nicht mehr bewegten. Er atmet nicht mehr!Nein, bleib bei mir! Die Sanitäter kamen mit einer Trage und hievten ihn hoch. Noch einmal nahm ich seine Hand. „Halte durch. Für mich.", flüsterte ich an sein Ohr.

Joshua Kimmich WM 2018
Lilly! Ich wollte ihren Namen sagen, doch kein Ton verließ meine trockene Kehle. Alles tat weh und immer wieder tropfte etwas warmes mein Kinn hinunter. „Jo wach auf! Komm wach auf! Das habe ich auch für dich getan, Joshua. Also tu mir einen Gefallen und mach deine Augen auf!"
Wie gerne ich es getan hätte, sie gesehen hätte, aber ich hatte nicht die Kraft dazu. Ich hörte, wie sie anfing zu Weinen. Ihr Schluchzen zerriss mir das Herz. Ich kann dich hören! Leider war das nicht mehr als ein Gedanke. Ich spürte ein Ziehen in meiner Lunge, so als hätte jemand ein Tau darum gebunden und würde es immer fester ziehen, bis keine Luft mehr darin war. Das Atmen fiel mir von Sekunde zu Sekunde schwerer, ich konnte die Menschen um mich nicht mehr verstehen. Ihre vielen Stimmen wurden zu einer einzigen, auf deren Worte ich mir keinen Reim machen konnte. Ich bekam keine Luft mehr, konnte aber nichts gegen dieses Gefühl der Schwerelosigkeit tun, dass sich anschließend ganz langsam in mir ausbreitete. Luft! Ich brauche Luft! Keiner konnte mich hören. Dann bewegte ich mich oder besser, ich wurde bewegt. Selbst konnte ich das schon gar nicht mehr. Ich hörte nichts, fühlte nichts mehr und atmete nicht. Dann, ganz plötzlich spürte ich einen leichten Druck an meiner Hand. „Halte durch. Für mich." In minimaler Lautstärke drangen diese Worte zu mir durch. Lilly...Ich würde durchhalten, für sie!

Mehrere Stunden später...
Lillyen
Wir warteten schon über drei Stunden auf Meldungen eines Arztes, was Joshuas Gesundheitszustand machte. Über meine Kopfhörer hörte ich Musik. Eigentlich nur ein Lied. Ko und ok, das Lied, dass Jo mir gezeigt hatte, als ich am Boden war. Bei jedem Refrain stiegen Tränen in meine Augen und ich musste oft blinzeln, um sie zurück halten zu können. Eine Hand legte sich mit einem Mal auf mein Knie. Ich stoppte das Lied und nahm meine Kopfhörer raus. Joachim sah mich an. „Lilly, ich möchte dir wirklich nicht zu nahe treten, aber was ist das zwischen Joshua und dir?" Ich schluckte. Ich habe nie etwas in diese Richtung geäußert, warum also vermutete er etwas? Vielleicht, weil er mein Vater ist... „Ich- ich weiß es nicht." Meine Stimme brach. Er legte einen Arm um mich. „Alles ist gut. Er wird schon wieder, keine Sorge." Nein, nichts ist gut. „So lange dauert keine Übermittlung von guten Nachrichten!", antwortete ich etwas lauter, als gewollt. „Tut mir leid. Es ist nur-" Meine Stimme brach erneut. „Ist gut. Du brauchst dich nicht rechtfertigen. Du hast im Moment genug gute Gründe dafür." Ich lächelte meinen Vater traurig an. Er verstand mich und dafür war ich ihm unendlich dankbar.
Auch die Zeit, die wir noch warteten, wollte keine Ergebnisse mit sich bringen. Bei jedem Arzt der vorbei kam machte mein Herz einen Hüpfer und bei jedem, der an uns vorbei lief, setzte es aus. Eigentlich stand es schon still. Es wurde später und später. Keine Nachricht von Joshua, nicht ein winziges Stück Zuversicht, dass man mir damit hätte geben können, kam. Papa war schon im Sitzen eingeschlafen, da es bereits nach Mitternacht war. Ich hatte ihm gesagt, ich würde keinesfalls nach Hause fahren ohne die kleinste Information. Das akzeptierte er so und nun muss er mit mir hier warten. Ich stand auf, um mir die schwer gewordenen Füße ein wenig zu vertreten und machte dabei einen Stopp am Getränkeautomaten. Ich holte mir einen Kaffee, um wach zu bleiben. Auch wenn ich kein Fan von diesem braunen Zeug war, zeigte es schnell seine Wirkung. Nebenan gab es sogar noch einen Essensautomaten und somit sprang noch ein Bounty für mich und Jogi raus. Als ich wieder kam, war mein Vater wach und lächelte mich an. „Hier." Ich warf ihm den Schokoriegel entgegen. „Danke. Mhhh es riecht nach Kaffee." Er sah zu mir. „Ich kann dir einen holen, wenn du willst." Er nickte dankbar und ich machte mich erneut auf den Weg.
Als wir beide gerade unsere Pappbecher in den Mülleimer befördert hatten, kam ein Arzt auf uns zu. „Gehören sie zu Joshua Kimmich?" Ich schaute mit großen Augen zu ihm hoch. „Ja.", antwortete mein Vater. „Er hat eine starke Narkose bekommen, also wird er noch ein bis zwei Stunden schlafen. Sie können allerdings schon auf sein Zimmer." Ich sprang sofort auf und folgte dem Arzt, der uns an eine weiße Tür mit der Nummer 118 führte. Zufälle gibt es...
Er öffnete sie, lies uns eintreten und schloss sie dann hinter sich, als er in den Flur verschwand. Ich setzte mich gleich auf den Stuhl neben Joshuas Bett. Es bleib leise im Zimmer. Nur der ruhige Atem von Jo war zu hören. Nach ca. einer halben Stunde fasste Jogi das Wort. „Du wirst hier bleiben, oder?" Ich nickte. „Ich werde mich auf den Weg zum Hotel machen um allen Bescheid zu geben und ein paar Dinge zu regeln, wenn das in Ordnung ist." Ich hatte nichts dagegen, da mir ehrlich gesagt vieles auf dem Herzen lag, das ich loswerden wollte. „Könntest du mir noch einen Tee von unten holen?" - „Ja, klar. Ich bin gleich wieder da." Nach nur ein paar Minuten kam Jogi wieder durch die Tür. Ich stellte den Tee ab und verabschiedete mich noch von ihm. Sobald er verschwunden war, griff ich nach Jo's Hand. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. „Hey..."

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Tüdelüü ! Was könnte die beiden zusammen bringen?
Ohoh.... verraten. Aber kommt schon, jeder weiß doch eigentlich wie eine ff ausgeht...

Spielerfrau- Joshua Kimmich ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt