Spiel

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Es waren bereits vier Tage vergangen seit meinem Unfall und ich durfte endlich aus dem Krankenhaus. Aufgrund einer Gehirnerschütterung, die mich zu einem Kreislaufzusammenbruch geritten hatte, musste ich einen Tag länger bleiben. Trotz des starken Aufpralls waren nur einige Platzwunden entstanden, keine Brüche. Ich rappelte mich auf, um aus dem Bett zu steigen. Zügig packte ich meine drei Sachen zusammen und lief an den Empfang. Gleich war ich raus aus dieser Hölle. Ich musste noch ein paar Formulare unterschreiben und dann durfte ich auch schon aus dem furchtbaren Gebäude raus. Als ich durch die Tür trat, empfing mich sofort mein Vater mit einem breiten Lächeln im Gesicht, sowie Manuel. Ich schloss erst Jogi in die Arme und dann Manu. Erstaunt sah ich ihn an. „Wie kommt's? Ich dachte ihr habt heute das große Spiel?" - „Haben wir auch. Ich musste dich doch aber sehen! Auch wenn ich jemanden wüsste, der das noch lieber machen würde...", nuschelte er an seine Erklärung. Fragend sah ich zu ihm hoch. Er winkte nur mit einer Handbewegung ab. Im Auto zappelte ich die ganze Zeit nervös mit meinen Beinen. Heute war das Spiel. Ich würde endlich Joshua Wiedersehen!

Später im Stadion...
Joshua Kimmich      WM 2018
Die letzten Nächte hatte ich kaum geschlafen und das Essen wollte mir auch nicht schmecken. Die ganze Zeit kreisten meine Gedanken um Lilly. Wie ging es ihr? Der Trainer hatte nur einmal angerufen und da sagte er, es wäre überschaubar. Überschaubar! Ging das nicht auch ETWAS genauer? Ich stand mit dem Rest der Mannschaft im Tunnel und wartete darauf, endlich einlaufen zu können. Ich war etwas neben der Spur und fühlte mich schwach, da ich lange nicht wirklich Energie getankt hatte. Als wir uns in Bewegung setzten, bildete sich ein schwacher Schleier vor meinen Augen. Was war nur los mit mir? Nach der Hymne gab es endlich den Anpfiff und es ging los. Die Koreaner waren gut. Der milchige Schleier vor meiner Pupille verstärkte sich mit der Zeit und ich hatte Mühe, den Ball zu erkennen. Trotzdem gab ich mein bestes. Wir gingen ohne ein Tor aus der ersten Halbzeit. Hoffentlich wurde die Zweite besser.
Nach der Pause liefen wir auf den Platz und alles nahm wieder seinen Lauf. Vor dem Anpfiff dachte ich nochmal an Lilly. Wenn sie doch bloß hier sein könnte... Nach vielleicht zwanzig Minuten spürte ich, wie meine Beine etwas nachgaben. Mein Kopf tat weh und übel war mir auch. Ich hätte nicht an Schlaf und Essen sparen sollen... Jetzt musste ich aber durchhalten. Dann bekam ich den Ball zugespielt. Ich rannte mit ihm zum Tor nach vorne. Gleich würde ich ihn zu Brandt abspielen. Ein Koreaner; ich wusste nicht wer genau, hängte sich an meine Schulter.
Er kam mir immer näher und somit auch dem Ball, den ich nur noch schwer erkannte. Konzentriert auf diesen, sah ich nicht das Bein meines Gegenspielers kommen und stolperte darüber. Im Fall schoss ich den Ball so gut es ging auf Brandt und erstaunlicherweise kam dieser sogar bei ihm an. Also der Ball bei Brandt, nicht umgekehrt. Als Julian ihn dann auch noch im Tor versenkte, konnte ich es kaum fassen. Ich rappelte mich vom Sturz auf und wollte zu den Anderen sprinten und mit ihnen jubeln, als ich fast wieder am Boden lag. Einer der Koreaner, es war dieser eine von vielen, der mich zuvor zu Fall gebracht hatte, stieß mit seinen Händen gegen meine Brust, sodass ich ein kleines Stück nach hinten taumelte. Verwirrt sah ich zu ihm. Er regte sich tierisch auf und ich wusste absolut nicht, was er bin sich gab, aber liebevoll hörte es sich nicht an. Als ich in meinen albernen Gedanken versunken war,
machte er wieder einen Schritt auf mich zu und dann landete seine Faust plötzlich in meinem Gesicht. Ich blinzelte in die Sonne. Hatte er mich gerade...? Ich hob meine Hände abwehrend auf die Höhe meiner Schultern. „Schon mal was von Fair Play gehört? Was auch immer das war, ich habe keine Ahnung wieso." Er schien immer noch aufgebracht und beschloss, diesmal kurzen Prozess zu machen und mich zu Boden zu schlagen.
Vielen lieben Dank auch! Er hätte auch einml kräftig auf den Ball eintreten können, nicht gleich auf mich! Oder auf seinen Torwart, denn der hatte den Ball ja schließlich nicht gehalten.
Eine Hand an meiner jetzt Blutenden Nase und die andere auf dem Boden abgestütz, sah ich mich um. Wollte er es wirklich drauf anlegen? Eine Rote Karte hatte er jetzt sowieso. Ich hatte keine Lust auf eine Prügelei. So eine Kindergartenkacke machen keine Erwachsenen. Schon gar nicht vor Publikum! Der Schiedsrichter hielt den jungen Mann am Arm und sein wütendes Gesicht sprach Bände und die Karte in seiner Hand zitterte vor Anspannung. Was hatte der denn jetzt davon, mich hier liegen zu sehen?! Thomas Müller kam mir zu Hilfe, als ich aufstehen wollte. Alle riefen wild Beleidigungen über den Platz. Das Publikum war aufgeregt und hinter mir hatte sich die komplette Mannschaft aufgebaut. Tja, Teamgeist halt. One big Family! Der Spieler der anderen Mannschaft kehrte mir nach einigen bösen Blicken den Rücken zu, dachte ich jedenfalls. Nach einem Meter drehte er sich ruckartig um, nahm Anlauf- Ja, ANLAUF!!! Und trat mir mit voller Wucht mit seinen Noppenschuhen in die Rippen und anschließend mit seinem Spann ins Gesicht. Ich stöhnte auf. Ein schrecklicher Schmerz durchzog meinen Körper und ich sackte bewusstlos zusammen. „Jo!" Diese Stimme... ich hatte sie zu lange nicht gehört. Lilly!
Dann war alles verstummt.

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Drama, drama in dieser Story! Zu viel? Schreibt eure Meinung! Bis zum nächsten Kapitel 🤓

Spielerfrau- Joshua Kimmich ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt