[chapter 2]

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Louis p.o.v.

Langsam und bedacht darauf, dass er mich nicht hörte, schlich ich hinter ihm her. Ich musterte ihn ausgiebig. Er war wunderschön, obwohl er aussah wie gestern. Seine Schönheit übertraf er mit jedem neuen Tag und ich bewunderte ihn. Er war perfekt.

Seine smaragdgrünen Augen huschten hin und wieder ängstlich vom Boden nach links und rechts, bevor er den Blick wieder senkte. Seine Augen. Zuvor hatte ich noch nie etwas in meinem Leben gesehen, was so abhängig nur durch einen Blick machte. Ein Blick, der so viel änderte. Meine Stimmung, mein Verlangen nach ihm. Und wenn er erst mir gehört...

Ein Blick und er katapultierte mich in andere Welten. Wie sagt man doch so schön, im siebten Himmel schweben.

So fühlte ich mich jedes verdammte Mal in seiner Nähe. Er betäubte mich fast schon von all meinem Schmerz und Leid und benebelte meine Sinne. Bei ihm fühlte ich mich gut und sicher, obwohl mein Umfeld, sowie mein „Job" nicht gerade mit dem Wort 'sicher' beschrieben werden konnten.

Doch genau das schaffte Harry. Mich abzulenken und mich von meiner Außenwelt abzuschneiden.

War er in der Nähe, ging es mir gut.

Gedankenverloren lief ich ihm nach, jedoch versteckte ich mich mit klopfendem Herzen hinter einigen Mülltonnen, als ich auf eine Plastikverpackung stand. Dass ich unvorsichtig war, hatte keinen anderen Grund als ihn.

Er hatte das Geräusch nicht überhört, wirbelte aber erst nach einigen Momenten herum und schaute ängstlich umher.

Als ich sah, dass er die geballten Fäuste vor der Brust hatte, musste ich beinahe lachen, da ich wusste, dass er selbst so keine Chance gegen mich hatte. Außerdem sah er äußerst niedlich aus, wie er dort mit geballten Fäusten stand, aber man ihm die Angst deutlich ansehen konnte.

Jedoch verging mir das Lachen schnell, als ich bemerkte, dass er sein Schritttempo beschleunigte.

Schon nach kurzer Zeit stand er nun vor der Unterführung und überlegte sich, welchen Weg er nehmen sollte. Man konnte ihm deutlich ansehen, wie er mit sich kämpfte. Denn ich wusste, dass er panische Angst vor der Dunkelheit hatte. Aber vermutlich war seine Angst vor den Betrunkenen, denen ich am liebsten den Kopf abreißen würde, wenn sie ihm hinterher riefen, größer.

Jedoch wäre das zu auffällig, da ich mich nicht aus der schützenden Dunkelheit bewegen durfte, außer wenn ich meine Prinzessin endlich zu mir bringen wollte. All das ständige Beobachten und Nicht-Anfassen-Können machte mich verrückt, weshalb ich vor kurzer Zeit beschlossen hatte, dass nun Zeit war ihn zu mir nach Hause zu bringen.

Gehetzt holte ich die kleine Flasche Chloroform (KO-Tropfen) und tränkte fast das ganze weiße Taschentuch in dem Mittel. Danach machte ich mich schnellen Schrittes auf den Weg und hielt nicht mehr viel Abstand zu ihm. Somit bekam ich unter anderem mit, wie er leise zu sich sprach: „Das schaffst du, Harry, sei kein Baby. Das ist eben nur ohne Licht, was ist schon dabei. Es wird nichts passieren. Hier ist ja eh niemand."

Die Ironie brachte mich fast dazu zum erneuten Mal zum Lachen, jedoch ließ ich es dann doch. Es sollte ja alles glatt laufen, beziehungsweise sollte er überrascht sein. Dennoch amüsierte es mich, dass er sich den Mut durch 'Was soll schon passieren' zu sprach und ich hinter ihm her war.

Doch nun war nicht die Zeit zu lachen, sondern meine Prinzessin zu holen. Also machte ich mich bereit und wartete auf den richtigen Moment. Wie ein Löwe, der seiner Beute auflauerte, um diese dann zu schnappen, wartete ich. Ich war der Jäger, er der Gejagte.

Als er dann schon dreiviertel der dunklen Gasse hinter sich gelegt hatte, holte ich ihn ein und drückte ihm das Tuch schnell auf den Mund.

Er schnappte überrascht nach Luft und nahm sogleich einen gehörigen Atemzug Chloroform in sich auf.

Plötzlich fing er aber an sich mit Händen und Füßen zu wehren. Als er dann auch noch versuchte mich durch das Tuch zu beißen, konnte ich mir ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen. Also zog ich seinen Kopf näher an mich heran und raunte ihm mit tiefer Stimme ins Ohr: „Na, Na. Prinzessin, man beißt nicht"

Kurze Zeit später bemerkte ich wie seine Versuche, sich gegen mich zu wehren, schwächer wurden. Somit schlussfolgerte ich, dass das Mittel die gewünschte Wirkung erzielt hatte.

Deshalb wunderte es mich nicht, dass er Sekunden später in sich zusammen sackte.

Ich beugte mich über ihn und nahm ihn auf meinen Arm, indem ich eine Hand zwischen seine Schulterblätter legte. Die andere Hand schob ich unter seine Kniekehlen und hob ihn mühelos hoch. Ein gerauntes „Schlaf schön, Prinzessin.", konnte ich mir nicht verkneifen. Ich küsste seine Stirn und lief mit ihm aus der Gasse.

G O N E « l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt