[chapter 5]

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Harry p.o.v.

Einige Stunden später saß ich eingerollt in eine Decke auf der Küchentheke und trank einen Kakao.

Wie es dazu gekommen ist? Ich hatte mich bei Liam, so hieß der Typ von vorhin, wie ich kurz darauf erfahren hatte, lange ausgeweint, obwohl das ursprünglich nicht zu meinem Plan gehört hatte. Danach hatte ich ihn angeschrien, ob er überhaupt noch ganz dicht war. Jedoch lief es wieder darauf raus, dass ich zitternd und weinend auf dem Boden saß. Tausendmal hatte Liam mir versichert, mir nichts zu tun. Er war sehr einfühlsam und versuchte, stets nett zu sein und mich zu trösten.

Schlussendlich war ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich nicht die Wahl hatte ihm zu vertrauen oder nicht.

Also entschied ich mich für das Vertrauen. Schließlich brauchte ich sicher jemanden in diesem Irrenhaus, wenn ich hier vorübergehend gefangen war. Ich hatte mich soweit beruhigt und war auch fähig zu laufen. Kurz ließ mich Liam alleine um eine Decke für mich zu holen, da mir sehr kalt war. Dann brachte er mich nach unten in die Küche. Auf dem Weg in die Küche hatte ich mir alles so gut es ging eingeprägt, weil ich, wenn ich hier allein raus kommen möchte, äußerst aufmerksam sein musste.

Als wir dann in der Küche standen konnte ich meinen Mund fast nicht mehr schließen. Die Küche war purer Luxus. Es war eine offene Küche, die mit allem Erdenklichen ausgestattet war. Und wieder war an einer Seite ein riesiges Fenster statt einer Wand angebracht. Draußen war es dunkel, jedoch konnte man die Umrisse der Stämme, der vermutlich riesigen Bäumen. In Nähe des Waldbodens war Nebel zu sehen. Die ganze Aussicht war atemberaubend, dennoch mysteriös. „Louis weiß, wie sehr du das kochen liebst.", holte mich Liam schmunzelnd aus meinen Gedanken. Jetzt war ich definitiv verwirrt. Wer war Louis und warum wusste er von meiner Leidenschaft fürs Kochen? Liam verstand, warum ich so verwirrt schaute und seufzte: „Alles zu seiner Zeit, Kleiner."

Hätte es nun jemand anderes, in einer komplett anderen Situation gesagt, hätte ich meine Augen verdreht. Jedoch, war es nicht wirklich schlau, das jetzt zu tun, dennoch regte mich sein ständiges „Kleiner" auf. So klein war ich jetzt auch nicht!

Danach hatte mir Liam den besten Kakao gemacht, den ich je getrunken hatte, womit wir wieder in der Gegenwart wären.

Die, in der ich Kakao schlürfend auf der Küchentheke meines Kidnappers sitze.

Schon komisch dachte ich mir: Vor etwa 24 Stunden, hätte ich nicht gedacht, dass diese Fantasie, die sonst nur in den verrücktesten Büchern vorkommt, meine Realität werden könnte.

Jetzt erst fiel mir auf, dass ich nicht einmal wusste wie lange ich „geschlafen" hatte.

„Liam, wie lange habe ich eigentlich 'geschlafen'?", fragte ich unsicher und machte Anführungszeichen in die Luft, als ich 'geschlafen' gesagt hatte.

Er lachte kurz und antwortete:„ Naja, ich hab natürlich keinen Plan, wie lang Louis mit dir gefahren ist, aber hier hast du um die 12 Stunden geschlafen."

Als ich das hörte, riss ich die Augen auf. Mehr als 12 Stunden?!

Er kicherte kurz. Dann war es still. Es war keineswegs eine unangenehme Stille, doch sie lastete dennoch schwer auf mir.

Ich versank in weiteres Mal in meinen Gedanke, die in meinem Kopf herum flogen wie Blätter bei einem Sturm.

Oftmals schweiften meine Gedanken zu meiner Familie ab und ich war den Tränen nahe, jedoch erinnerte ich mich daran, dass ich stark sein müsse, um hier raus zu kommen.

Die Wärme der Decke umhüllte mich und ich seufzte innerlich auf, da es angenehm war und ich mich sogar ein kleines bisschen geborgen fühlte, jedoch verflog dieses Gefühl wieder, als ich mir meine momentane Situation zurück ins Gedächtnis rief.

In meinen Gedanke war ich bei meiner Familie, weshalb ich ein weiteres Mal zusammen zuckte, als die Tür aufgeschlagen wurde.

Unsicher suchte ich nach Liam, jedoch fand ich ihn nicht. Verdammt, warum musste ich immer in Gedanken sein?!

Ich war also schutzlos demjenigen ausgeliefert, der nun den Raum betrat.

G O N E « l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt