Geschockt wanderten Valis Augen über den Artikel, er konnte es einfach nicht glauben. Bis jetzt hatte er irgendwie angefangen Loki zu mögen, immerhin war er für ihn etwas, was einem Freund vermutlich am Allernahsten kam und er schien sich wirklich um ihn zu sorgen. Abgesehen davon könnte Loki ihm all diese verwirrenden Sachen erklären, vorallendingen die Sache mit den KRALLEN, doch nun verspürte er nur Abscheu für den Mann.
"The battle of New York", hatte die zweite Überschrift geheissen und Vali hatte sich nichts dabei gedacht, als er anfing den Artikel zu lesen.
"Im Jahr 2012 griff Loki, der Bruder des Thor (Mitglied der Avengers und Gott des Donners), New York City an. Zunächst alleine, begann er mithilfe des Tesseracts (Siehe Kapitel "Die Infinity Steine") Zivilisten und sogar Hawkeye, ein Mitglied der Avengers Initiative, auf seine Seite zu ziehen. Innerhalb der 2 Tage, die der Angriff andauerte kamen rund 80 Unschuldige durch den Eisriesen Loki zu Tode"
80 Menschen. Achtzig.
Wie konnten die Menschen ihn nur als Gut einstufen?! Selbst wenn er tausende gerettet hatte, wofür es ja als Beweis nur das Wort seines Bruders Thor gab, hatte er dennoch 80 Menschen kaltblütig ermordet!
Ihm wurde schlecht. Mit zitternden Fingern zog er den Brief von Loki aus seiner Hosentasche. Das grüne Stück Papier war zerknittert, doch die Goldene Schreibschrift war immernoch perfekt. Es fühlte sich falsch an, den Brief eines Mörders in der Hand zu halten, einen Brief der dennoch so feinsäuberlich geschrieben wurde und so edel und hübsch aussah.
Das war widerlich.
Er las den letzten Satz erneut:
"Du bist nicht allein. Gez XXXX"
Das XXXX stand offensichtlich für L O K I. Du bist nicht allein konnte sich auf Narfi beziehen, der anscheinend so eine Art Aufpasser für ihn zu sein schien, oder auch auf Loki selbst, dem er ja nun schon zwei mal im Park begegnet war.
Am Ende ertappte sich Vali dabei, wie er nichts weiter tat als das Bild von Loki in seinem Glasgefängnis anzustarren. Als würde der Gott, oder Riese, oder was auch immer er war, anfangen mit ihm zu reden und ihm alles zu erklären.
Als könnte Vali in diesem durchdringenden Blick all seine Antworten finden.
So vertieft, verjagte er sich vollkommen, als sich plötzlich die Tür öffnete und Clarks Gesicht vor dem Hochbett auftauchte.
"Na, bist wohl noch schwer beschäftig, heh? Schön, dass du endlich Nachforschung über deine Wurzeln betreibst!", scherzte Clark.
Loki war nicht mit Vali verwandt, da war er sich sicher. Obwohl er diesen Nachnamen hatte. Da war Narfi eher dessen Sohn und der hieß ganz einfach Adams. Und abgesehen davon, WOLLTE er garnicht der Sohn dieses brutalen Individiums sein. Nie im Leben.
"Wie kannst du nur Witze darüber machen? Loki war schrecklich!", knurrte er.
Clark zog verwirrt die Augenbrauen zusammen: "Geht es dir gut, Vali? Wieso nimmt dich das denn so sehr mit?"
Er kassierte dafür nur einen sauren Blick von Vali und fügte schnell hinzu:" Ich meine doch nur, dass du das nicht so eng sehen darfst. Ich erkläre dir da mal was..."
Er kletterte neben Vali auf das Hochbett und schloss das Geschichtsbuch.
"War wahrscheinlich nicht so schlau, dir dieses Buch zu geben. Die Informationen über Loki hier drin sind eher grob und vage, klar, dass du so das falsche Bild von ihm bekommst. Gerade angesichts 2012."
Er erschauderte kurz und kassierte dafür einen verwirrten Blick von Vali. Dieser nickte langsam und fragte sich, wo dieses Gespräch hinführen würde
"Ich habe den größten Teil meines Wissens aus Interviews, also direkt von der Quelle. Das ist genauer. Naja, obwohl all das das ist, was Thor gesagt hat. Aber der hatte nach 2012 echt Grund, sauer auf seinen kleinen Bruder zu sein, warum sollte er also für ihn lügen? Derartige Sentimentalitäten gibt es unter Göttern nicht wirklich."
Vali nickte erneut und begriff langsam, dass er Clark schon lange mal hätte ausreden lassen, denn das was er erzählte war nicht wirklich uninteressant, im Gegenteil.
"Loki ist, wie du weißt, kein Gott, oder Ase, wie Thor, sondern ein Eisriese. Er wurde als Baby von Odin adoptiert, heißt: Odin hat ihn nach Ende des Krieges mit den gefürchteten Eisriesen gefunden und einfach mitgenommen und als sein eigenes Kind aufgezogen. Loki, der allgemein als Gott des Schabernacks bekannt ist, hat an Thors großen Krönungstag ziemlich Radau und seinem Namen somit alle Ehre gemacht. Er hat mit seinen Illusionen die Eisriesen in den Palast geschmuggelt um damit Thors Krönung zu sprengen. Aber wer kann ihm das übel nehmen, immerhin wurde Thor ihr Leben lang bevorzugt, eben weil Odin wusste, dass Loki das Blut dieser Kreaturen in sich trug."
Das klang tatsächlich hart und diesen Streich konnte Vali ihm leicht verzeihen, doch das rechtfertigte noch lange nicht die Morde damals in New York!
"Nachdem Loki schließlich herausfand was er war beschloss er die Heimat der Eisriesen und alle Eisriesen mit ihr zu zerstören, um seinem Vater Odin, der meiner Meinung nach kein besonders guter Vater war, zu zeigen, dass er sich von diesen Monstern abgrenzt und auch ein Recht auf den Thron von Asgard hatte, genau wie sein Bruder Thor. Während dem Kampf zwischen ihm und Thor, der ihn davon abhalten wollte die Eisriesen umzubringen, fiel Loki schließlich in die Tiefen des Weltraums und bis 2012 hielt man ihn für tot."
Clark stoppte und musterte Vali, der ihm höchstinteressiert an den Lippen hing. Er stutzte:
"Das interessiert dich ja wirklich! Das hätte ich nicht gedacht."
"Klar! Erzähl weiter."
Das war um einiges besser, als nur die stumpfen Informationen in dem Geschichtsbuch. So wie Clark es erzählte: mit leuchtenden Augen und als wäre er selbst dabeigewesen, war Lokis Geschichte extrem spannend.
"Gut. Also man hielt Loki nach diesem Sturz für tot, in Wahrheit stürzte er aber auf den Planeten von dem Titanen Thanos hinab. Dieser sah Lokis Potential: seinen Ehrgeiz und seine Wut, die sich gegen jeden richtete der ihn nicht fair behandelt hatte, und manipulierte ihn für Thanos die Erde anzugreifen. Ich stimme dir zu, er hätte sich wehren können und nicht angreifen müssen, aber du musst es mal so sehen: Es war das, was insgeheim jeder von ihm erwartete. Die Eisriesen waren kalt und brutal und er war einer von ihnen! Sein ganzes Leben beruhte auf einer Lüge, Odin hatte ihn als er klein war seiner echten Familie weggenommen und ihm versteckt immer wieder klargemacht, dass er weniger wert war als Thor. Dann kommt Thanos und verspricht ihm einen Thron, das was ihm immer verwehrt wurde, und alles was er dafür tun muss, ist einen fremden Planeten, zu dem er selbst keinerlei Verbindung hat, zu unterwerfen. Und wenn dir das als Grund nicht reicht: Loki ging es echt nicht gut. Psychisch sowie physisch. Thanos hatte ihn gequält, seine Gedanken vergiftet und seinen Körper verschandelt."
Clark schnappte mitgenommen nach Luft und grinste dann schief. Vali beobachtete ihn fasziniert: Wie sehr ihn die Geschichte mitnahm! Clark konnte mit Sicherheit von sich selbst behaupten, dass er Loki-Fan Nummer 1 war.
"Thanos hat Loki gefoltert?", fragte Vali betroffen nach. Das war tatsächlich ein Grund jemand anderen umzubringen. Egal wie Heldenhaft man war: unter Schmerzen war es sicher beinahe unmöglich sein Leben für eine Person zu geben, die einem nichts bedeutete! Noch dazu hatte Loki keinerlei Verbindung zu den Menschen, wieso also sollte er sie retten, wenn es ihm selbst Leid zufügte?
"Ja.", sagte Clark mit rauer Stimme. Dann stand er auf, warf Vali einen seltsamen Blick zu und kletterte das Bett hinab.
"Ich gehe noch einmal in den Gemeinschaftsraum. Hab was vergessen."
Und mit den Worten verschwand er auf dem schon jetzt am Nachmittag dunklem Flur. Nachdenklich sah Vali ihm hinterher:
Irgendwie war Clark heute seltsam. Ihm fiel nur nicht ein, warum...
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Mir macht es sehr viel Spaß Loki zu rechtfertigen, weil dieser Charakter einfach so vielschichtig und gut geschrieben ist, dass man sein Handeln so gut nachvollziehen kann😊❤️
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Lokison- Wolfhearted
Fantasy"Was bin ich?", fragte Vali Lokison mit heiserer Stimme: Er hatte am ganzen Körper angefangen zu zittern. Der andere antwortete nicht sofort. "Was sind WIR?!", knurrte er fassungslos und die raue, unmenschlich klingende Stimme jagte ihm einen kalten...