"Askan!", rief Vali verzweifelt und endlich löste sich der Ältere aus seiner Starre.
Er beugte sich vor, packte Vali im Nacken an seinem Hemd, Vali schlang seine Arme um den Nacken des Asen und Askan hiefte ihn zurück auf den Schmalen Felsweg.
Vali rollte sich auf den Rücken und starrte mit weit aufgerissenen Augen in den so unscheinbaren, blauen Himmel, das Gesicht schweißüberströmt, sein Herz panisch gegen seine Rippen pochend.
Es dauerte einen Moment, dann rollte er sich zur Seite und stützte sich zitternd an der steilen Wand zu seiner rechten ab, um wieder auf die Beine zu kommen.
Den Rest des Weges schwiegen er und Askan sich an, er achtete jedoch darauf, eng an der Felswand zu gehen und Askan ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.
Bald holten sie Narfi und die Anderen ein und Askan ließ ihn kurz bei Sigyn zurück um ein Wort mit Narfi zu wechseln. Vali hoffte, dass es nicht um seine Nahtoderfahrung ging, denn Narfi machte sich schon genug Sorgen um ihren Vater und Carol, da sollten seine Gefühle für Vali nicht auch noch mit reinspielen.
Als Gruppenführer musste er schließlich einen kühlen Kopf bewahren."Hey, Ihr blutet.", ertönte eine sanfte Stimme von Valis linker Seite und er zuckte unwillkürlich zusammen.
Sigyn beobachtete ihn mit schiefgelegten Kopf von der Seite.
Vali blickte an sich herunter, nur um festzustellen, dass seine Arme überzogen waren mit verdreckten Schürfwunden und sein weißes Hemd blutbefleckt und Staubbedeckt.
Das Adrenalin hatte anscheinend dafür gesorgt, dass sein Körper die Schnitt- und Schürfwunden nicht wahrnahm.Jetzt, wo dieser Effekt nachließ (und Sigyn ihn auf die Wunden hingewiesen hatte), fingen diese jedoch ziemlich stark an zu brennen.
Er verzog das Gesicht:"Mir gehts gut."
Askan eilte zurück zu ihnen und musterte die beiden Stirnrunzelnd, mit fragendem Gesichtsausdruck.
Sigyn senkte den Kopf und starrte den Boden an, woraufhin Askan einen verärgerten Gesichtsausdruck bekam.Vali wurde schlecht angesichts der Tatsache, dass sie bald auf Loki treffen würden. Was, wenn Loki schwer verletzt oder tot war? Er war sich nicht sicher, ob er sich die Schreie nur eingebildet hatte und wenn nicht... Dann konnte er nur mit dem Schlimmsten rechnen.
Die Sonne war mittlerweile fast komplett untergegangen und man sah nur noch die Hälfte des Feuerballs über einen der Bergwipfel ragen.
Der Orangefarbene Stein des Berges war in rosafarbenes Licht getaucht und das leise Singen einer Eule erzeugte eine ganze merkwürdige Atmosphäre.An jedem anderen Tag hätte Vali das vielleicht ganz schön gefunden, doch heute... Heute hatte das Ganze etwas ironisches.
Es dauerte nicht mehr lange, da standen sie vor dem Eingang der Höhle und Vali war schlecht vor Angst.
Was würden sie da drin finden?
Unwillkürlich griff er nach dem hölzernen Griff seines Schwertes und umklammerte ihn.Genau, als ob dir das irgendwie helfen wird. Du weißt ja nicht einmal, wie man damit umgeht., murmelte die altbekannte, fiese Stimme in seinem Kopf.
Narfi, der mit vor Furcht glänzenden Augen das dunkle Loch vor ihnen betrachtet hatte, drehte sich nun um und sprach leise zu der Gruppe:
"Wir werden ihn und Bauger finden. Und denkt daran: keine Heldentaten."Er hielt einen Stock, den er irgendwann aufgesammelt haben musste hoch und entzündete ihn mit einem Schnipsen seiner Finger, dann trat er in die erdrückende Dunkelheit.
Die anderen folgten seinem Licht.
Je länger sie in die Höhle hineinwanderten, desto größer wurde Valis Angst und das Gefühl, dass das Betreten dieser Höhle ein gewaltiger Fehler gewesen war.Die Gruppe schrak zusammen, als ein Schmerzensschrei durch die Höhle hallte und an den Wänden abprallte, um zurückgeworfen zu werden.
An Narfis Blick konnte Vali erkennen, dass dieser die vorherigen Schreie genau wie er bereits bemerkt haben musste.
Erneut erscholl ein Schrei, diesmal so nah, das Vali vor Schreck eine Gänsehaut bekam und sich seine Nackenhärchen aufstellten.
Irgendwie hatte er auch das Gefühl, dass die Gruppe immer kleiner wurde, denn er hörte zwar Sigyns ruhige Atemzüge neben sich, doch Len und Askan konnte er in der Dunkelheit nicht mehr ausmachen.
In was für einem Albtraum befand er sich hier nur?!
Und dann sah er ihn.
Bauger.
Gefesselt an einen Stalagmiten in der Mitte eines erleuchteten Teils der Höhle.
Durch ein Loch in der Felsdecke erklommen die letzten Sonnenstrahlen die hagere Gestalt des Jungen und tauchten sie in rosa-orangefarbenes Licht.
Doch irgendetwas stimmte mit Baugers Gesicht nicht.Es war überzogen von Bläschen und roten Schwielen und Blut lief ihm über das Kinn.
Valis Blick wanderts nach oben und dann sah er den Grund für diese Verletzungen: über dem Jungen, um eine riesigen Stalagtiten, wickelte sich eine riesige, dunkelgrün geschuppte Schlange.
Sie hatte das riesige Maul geöffnet und von den zwei großen Giftzähnen tropfte eine hellgrüne Substanz, die wohl wie Säure auf die Haut Baugers wirkte.Vali drehte sich angesichts dieses Anblicks der Magen um.
Narfi lief zu Bauger, um ihn von seinen Fesseln zu befreien, doch sobald er sich dem Gefangenen zu nähern versuchte, zischte die Giftschlange bedrohlich und richtete ihren gelben Blick auf Narfi.Unerwarteter Weise fing Bauger zu sprechen an:
"Wo ist er.""Wo ist wer?", fragte Narfi irritiert.
Ein finsteres Lachen ertönte aus einer der Schatten und eine wohlbekannte, schlanke Gestalt trat in das Dämmerlicht.
Vali schnappte erschrocken nach Luft, als er Loki erkannte.
"Ich glaube, er meint mich.", knurrte der Eisriese und grinste breit.
Narfis Stimme brach, als er zu seinem Vater sprach:"Was soll all der Irrsinn? Denkst du, es heilt deine Verletzungen, wenn du ihm welche zufügst?"
Er deutete auf Bauger, welcher erschöpft den Hinterkopf gegen den Stalagmiten, an den er gefesselt war lehnte und nicht einmal mehr zusammenzuckte, als das Gift ihn im Gesicht traf.
Einer Eingebung folgend sah Vali sich in der Höhle um und sein Herz machte einen Satz, als er erkannte, dass sein Gehirn ihm keinen Streich gespielt hatte.
Len, Askan, Sigyn...
Alle waren sie verschwunden.
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Lokison- Wolfhearted
Fantasia"Was bin ich?", fragte Vali Lokison mit heiserer Stimme: Er hatte am ganzen Körper angefangen zu zittern. Der andere antwortete nicht sofort. "Was sind WIR?!", knurrte er fassungslos und die raue, unmenschlich klingende Stimme jagte ihm einen kalten...