Lokison- Wolfhearted

Kapitel 10: Lokison(s?)

Clark kam nicht so schnell wieder ins Zimmer. Das war Vali auch eigentlich Recht, denn er wollte sich nicht dessen Fragen unterstellen müssen, warum IHN Loki plötzlich so sehr interessierte.

Also zog er in sein eigenes Bett um, formte seine Bettdecke zu einem Klumpen um seinen Kopf dagegenlehnen zu können und sah sich die Zeichnung und das undeutliche Kamerabild von Loki an. Und jetzt, mit dem Hintergrund, den er von Loki kannte, sah er, dass die blau-grünen Augen des Eisriesen nicht nur verrückt funkelten, sondern geradezu wahnsinnig. Der Mann war psychisch labil gewesen, alles was er damals getan hatte, war ihm mit Sicherheit als richtig erschienen.
Und doch sah er den wahren Loki, er sah den Schmerz in den grünen Augen, die Verzweiflung. Und er sah die Platzwunden, die ihm an Loki Haaransatz erst gar nicht aufgefallen waren und die dunkle Augenringe.

Er verglich diesen Loki mit dem Loki, den er selbst im Park gesehen hatte und dem Loki, den er aus dem Brief herauslas.

Loki hatte sich seit damals sehr verändert, seine Augen, die ihm so gruselig vorgekommen waren, weil sie ihn so durchdringend angestarrt hatten, waren in Wirklichkeit ruhig und bedacht: kein wütendes Funkeln war mehr zu sehen.
Die Worte in dem Brief waren wenig herzlich, aber ehrlich und ein schmerzhafter Versuch mit Vali in Verbindung zu treten. Was auch immer die Verbindung zwischen ihnen war, Loki hatte es nicht mehr ausgehalten ihm das Wissen vorzuenthalten, dass er ein Gott war.

Wenn er so darüber nachdachte unterschieden sie sich gar nicht so sehr: Sie ließen sich beide sehr von ihren Emotionen steuern.
Wenn ihn das Blut an den Klauen nicht so erschreckt und Narfi ihn nicht mit den flammenden Händen von sich gestoßen hätte...
Er hätte dem anderen vielleicht viel schlimmere Verletzungen zugefügt.

***

Als er später zum Abendessen lief, gingen ihm Loki und Narfi nicht mehr aus dem Kopf: Loki, weil er ihn so sehr an sich selbst erinnerte und Narfi, weil er sich Sorgen machte, ober er ihn tatsächlich bleibende Verletzungen zugefügt hatte.
Umso glücklicher war er, als ihm Narfi beim Betreten des Speisesaals munter zuzwinkerte. Er zwinkerte sogar zurück, obwohl ihm das irgendwie albern vorkam.

Er holte sich seine Portion Auflauf und setzte sich neben Clark, der mit leerem Blick in seinem eigenen Gemüse herumstocherte.

"Alles ok Clark?", fragte Vali besorgt. Der ganze Glanz vom Nachmittag hatte sich in Luft aufgelöst und die Augen seines Mitbewohners waren ganz stumpf.

"Jaja, schon gut... Ich hab nur irgendwie Kopfschmerzen...", lächelte Clark und rollte genervt mit den Augen.

"Das kommt davon wenn man so viel redet!", scherzte Vali, nun deutlich entspannter. Clark ging es gut, also war nun alles tippi toppi.

Ok, "tippi toppi" würde er nie wieder denken. Das klang ja scheußlich.

"Ich hab viel geredet? Heute?", fragte Clark verwirrt, doch bevor Vali nachfragen konnte, was er damit meinte, stand Narfi plötzlich neben ihm.

"Halli- Hallöchen.", grinste er sein aggressives Grinsen und selbst in Narfi konnte Vali mittlerweile Loki erkennen. Drehte er jetzt  komplett am Rad?
Vermutlich schon.

Narfi musterte ihn nachdenklich und Vali nutzte den Moment der Stille um aufzustehen und Narfi freundlich zu bitten, ob er eben draußen auf der Treppe mit ihm reden würde. Narfi stimmte ein und wirkte ebenfalls erleichtert, dass er nicht versuchen musste vor Clark mit Vali zu reden.

Draußen setzten sie sich auf die Steintreppe nebeneinander und Vali genoss die Kühle auf der Haut: Die Sommertage wurden auch mit jedem Jahr heißer und somit unerträglicher.

Narfi begann zu sprechen und Vali merkte, dass er plötzlich etwas schüchtern wirkte. Was auch immer er Vali erzählen wollte, es war selbst für ihn nicht leicht.

"Ich...wie wäre es wenn du anfängst? Ich muss mir irgendwie noch... die Worte zurechtlegen."

Vali lächelte: Da musste ihm Narfi Adams erst erzählen, dass er ein Gott war, bevor dieser begann sich menschlich zu verhalten.
Das war irgendwie paradox.

"Ich weiß jetzt, was Loki passiert ist. Warum er 2012 so war und warum er als Gott des Unheils bekannt ist. Ich glaube ich verstehe ihn jetzt...das war eigentlich alles was ich sagen wollte. Und ich wollte dich fragen, was genau wir denn jetzt eigentlich mit ihm zutun haben?"

Narfi holte zitternd Luft:" Er wird mich sowieso umbringen, weil ich ihn vor dir erwähnt habe. Aber gut. Die Sache ist die... wir sind Halbbrüder. Wir sind Lokis Söhne."

Vali starrte Narfi mit offenem Mund an, dieser redete aber schnell weiter:

"Vor 17 Jahren lernte er meine Mutter kennen, Sigyn. Er hat sie... nie wirklich geliebt. Sie sind immernoch Freunde, bis heute an, doch meine Mutter ist immernoch sehr traurig, dass er sich nie in sie verliebt hatte. So ist das bei Göttern. Da gibt es allen möglichen Scheiß: Man wird verheiratet oder aus einem One night stand entsteht ein Kind...Götter sehen das nicht so eng mit Liebe und so nem Zeug.
Deswegen sind mir Menschen teilweise lieber. Zumindest in der Hinsicht.
Das sich beide Seiten wirklich verlieben ist ziemlich selten, sagen wir es so."

Narfi atmete angespannt aus. Er redete anscheinend nicht gerne über seine Eltern.

Eltern, dachte Vali plötzlich. Oh Gott ich habe Eltern!

"Und...meine...Mum?", fragte er zittrig, immernoch aufgeregt wie ein kleines Kind und dezent schockiert über die...frohen....Nachrichten.

"Carol Danvers. Captain Marvel. Ehemaliges Mitglied der Avengers mit übermenschlichen Fähigkeiten. Sie ist die mächtigste Menschenfrau die es jemals gab. Loki hat sich vor etwa 15 Jahre unsterblich in sie verknallt."

Narfi grinste, die Anspannung schien vollkommen von ihm abgefallen zu sein. Vali lächelte bei dem Gedanken, eine richtige Mum und einen richtigen Dad zu haben,auch wenn die beiden vermutlich alles andere als normal waren...aber das war er ja auch nicht...

"Narfi...", sagte er plötzlich und rückte näher an seinen Halbbruder heran.

"Ja?"

"Darf ich die beiden sehen? Wenigstens besuchen?"

Narfi wurde blass, obgleich sein eisiger Blick voller Zuneigung war:

"Ich darf nicht. Er würde mich  umbringen! Ich hab ihm versprochen, dass du hier auf der Erde bleibst, wo du sicher bist."

Vali bohrte die Fingernägel in die Treppe, um nicht in Tränen der Enttäuschung auszubrechen. Jetzt hatte er eine richtige Familie, einen Grund zu leben, er hatte vielleicht sogar eine Aufgabe. Er könnte seine Fähigkeiten für das Gute einsetzen (auch wenn er noch nicht wusste wie).

Aber er hatte eine Familie, die ihn nicht sehen wollte.
"Zu seinem Besten", wetten?

Narfi sah Valis Blick und atmete zwischen zusammengebissenen Zähnen aus. Er senkte resigniert den Kopf.

"Ok. Ich bringe dich zu ihnen. Oh mann ich bin sowasvon tot."

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Ich vermisse Leute die kommentieren... Kommentiert mal was!

Btw. Die mythologischen Aspekte wären somit in die Geschichte mit eingebaut, kein "spoilert die anderen nicht" mehr an die, die die nordischen Mythen kennen.

(an die ganz großen unter euch die sich vielleicht mal hierherverirren: Ja, es ist wahrscheinlich dass es in den Originalmythen weder Narfi noch Vali gab und Loki Ragnarök auch nicht auslöste indem er Baldur umbrachte aber ICH REDE MAL ÜBER DIE EINGECHRISTLICHE (oder wie man das nennen will) MYTHOLOGIE 😂❤️)