Sommer unter Segeln

Sommer unter Segeln 11

Nicole wacht auf, öffnet die Augen und lächelt. Wenn sie an gestern denkt, kribbelt ihr ganzer Körper. Sie bildet sich ein, Fabians Lippen auf ihren zu spüren und ruft sich den magischen Moment ins Gedächtnis. Magisch war er zwar nicht lange, weil Anna auch nach Nicole sehen kam und die beiden schnell voneinander abgelassen haben, aber Nici konnte es trotzdem genießen. Der schüchterne Kuss war zu einem langen intensiven geworden, den sie nach dem gemeinsamen Abendessen im Restaurant fortsetzten, bevor jeder auf sein Boot ging.
Ein Blick auf ihr Handy zeigt Nicole, dass es viel zu früh ist um aufzustehen. Sie wundert sich jeden Morgen aufs Neue, dass es um sechs Uhr schon so hell und warm sein kann wie gegen Mittag. Nach dem vergeblichen Versuch wieder einzuschlafen, zieht sie sich leise ihren Badeanzug an und schleicht durch das Schiff auf den Steg. Der Hafen ist wirklich schön und Nicole macht sich auf den Weg zu der kleinen Badebucht, die sie am Vortag entdeckt hatte. Ihr Handtuch und die Flip Flops lässt sie bei einem größeren Stein und bahnt sich ihren Weg vorsichtig durch die Steine und Seeigel ins Wasser. Es ist angenehm und Nici schwimmt bis zur anderen Seite der Bucht. Der Hügel dort, sieht genauso aus wie jeder Hügel in den Kornaten. Steine, kleine Büsche, vereinzelt Schafe und noch mehr Steine.
Als sie keine geeignete Stelle findet, um an Land zu gehen dreht sie um. Sie fühlt sich frei und sie ist wirklich glücklich. Keine Party zu Hause könnte diesen Moment toppen. Als sie an Nürnberg denkt, fällt ihr auf, dass sie mal wieder komplett vergessen hat, Tamara von den neuesten Ereignissen zu erzählen. Nicole ist schon dabei, sich die Worte zurecht zulegen, um alles detailliert in eine Sprachnachricht unter fünf Minuten zu bringen, als sie inne hält. Will sie es Tamara wirklich erzählen? Zum einen hat ihre beste Freundin die letzte Woche kaum selber etwas erzählt und schien mehr interessiert an ihren Partys als am Segeln und zum anderen würde sie sie bloß auslachen. Nicole lässt sich jetzt auf dem Rücken treiben. Naja auslachen nicht aber Nici weiß, dass Tamara in den letzten Wochen mindestens sieben verschiedenen Jungs den Kopf verdreht hat. Gut, sie sind vermutlich großteils betrunken gewesen aber trotzdem denkt Nicole, dass ihre beste Freundin nicht nachvollziehen kann, wie es sich mit Fabian anfühlt.
Aufs Stichwort hört sie einen lauten Schrei. Das Geräusch, das vermutlich ein Kampfschrei sein soll, wird von einem verrenkten Superman Sprung begleitet. Aufgeschreckt reißt Nicole den Kopf herum und sieht gerade noch das Spektakel am Steg etwa 20 Meter weiter. Die ausgefallene Badehose erkennt sie sofort. Schwarz mit kleinen Wassermelonen und hellblauen Oktopussen. Zu jedem anderen 17 jährigen hätte Nicole gesagt, es sei eine Kinder-Badehose aber zu Fabian passt sie. Er ist eben doch außergewöhnlich, denkt sie, als sie ihm entgegen schwimmt. Gleichzeitig verflucht sie sich, dass sie so kitschig denkt und alles an Fabian bewundert.
Bei Fabi angekommen, weiß sie nicht was sie machen soll. Schwer genug im Wasser aufrecht zu bleiben, aber er nimmt Nici die Entscheidung ab, indem er sich nach vorne beugt und ihr einen kurzen Kuss gibt. Wieder fangen Nicoles Wangen an zu glühen und sie murmelt ein leises "Hi".
Die zwei schwimmen nebeneinander in Richtung Ufer.
"Seit wann bist du schon hier?"
Fabian schaut sie an und Nici wünscht sich, dass sie aufhören würden zu reden, damit sie ihn weiter küssen kann.
"Keine Ahnung. Ich bin einmal hin und her geschwommen und dann ist Superman gekommen." Nicole lacht und Fabian tut beleidigt.
"Lach mich nicht aus! Das war der coolste Sprung des Tages!" Jetzt kann er sich auch nicht mehr halten und lacht mit ihr. Nici streckt die Zunge raus und spritzt ihm Wasser ins Gesicht.
"Ey, du weißt doch, dass du gegen mich verlierst.", hört Nicole gerade noch, bevor sie untergetaucht wird. Sie versucht sich zu wehren, aber natürlich hat sie keine Chance, bis Fabi sie wieder auftauchen lässt. Nici hat den Arm um seinen Hals gelegt und Fabis Hände liegen noch auf ihren Schultern. Nici beugt sich zu ihm nach vorne, sie ist sich jeder Berührung bestens bewusst und genießt die Nähe sehr. Fabian schließt die Augen und so gerne Nicole ihn küssen würde, sie muss die Gelegenheit ausnutzen. Mit aller Kraft drückt sie ihn unter Wasser. Schnell lässt sie ihn los und krault aufs Ufer zu. Sie flüchtet, weil sie weiß, dass er ihr überlegen ist. Durch Nicoles Vorsprung und weil sie eine gute Schwimmerin ist, erreicht sie als erstes ihr Handtuch. Wenige Sekunden nach ihr kommt Fabian an und um jegliche Rache zu vermeiden schlingt Nicole die Arme um Fabi, zieht ihn an sich und küsst ihn. Er piekst sie nur noch frech in die Seite und gibt sich dann dem Kuss hin. Eine Hand legt er ihr an den Hinterkopf und streicht ihr durch die Haare, die andere hat er an ihrem Rücken. Wieder spürt und genießt sie die Nähe sehr. Sie öffnet die Lippen und ihre Zungen berühren sich. Erst vorsichtig, dann etwas intensiver. Der salzige Nachgeschmack des Meeres kann die beiden nicht stören. Viel eher lässt er das ganze noch romantischer scheinen. Strand, Sonne, Boote, Meer und ein knutschendes Pärchen.
Sie lassen voneinander ab und Nicole wickelt sich in ihr Handtuch ein. Nebeneinander gehen sie zum Steg, wo Fabian seines gelassen hat. Seite an Seite setzen sich die beiden hin und lassen die Beine ins Wasser hängen. Nicole lehnt ihren Kopf an Fabis Schulter und schließt die Augen. Sie denkt an ihre erste Begegnung. Erst beim Bäcker und dann am Strand. Niemals hätte sie sich damals, das hier erträumen können.
"Weißt du... Am Anfang fand ich dich unglaublich nervig.", gesteht sie ihm, doch er lacht nur.
"Ach wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen."
"Ja tut mir leid, ich war vermutlich nicht besonders nett." Nicole meint es wirklich ernst und Fabian drückt ihre Hand, um zu bestätigen, dass alles gut ist.
"Gut, dass ich nicht aufgegeben hab, was?" Nicole hebt den Kopf, um ihn wieder zu küssen und murmelt an seinem Mund ein zustimmendes "Hm".