Sommer unter Segeln

Sommer Unter Segeln 17

Der Nachmittag scheint wunderschön zu werden. Nachdem sie aufgebrochen waren, wiedermal ein neuer Hafen als Ziel, konnte Nicole ein wenig entspannen. Sie war bei Fabi an Bord geblieben und die beiden lagen den Vormittag lang Arm in Arm an Deck. Das war wirklich toll und wenn Nici die Augen schließt, spürt sie immer noch seine Hände und seinen Atem. Jetzt sind die Anker gelegt und die beiden Familien in einer schönen Bucht wieder vereint. Alle gehen zusammen schwimmen und es herrscht eine Harmonie vor, die man sich normalerweise bei den Seilers nur erträumen kann. Anna und Nici quatschen genauso gelassen wie Anna und Lia und ihre Eltern sind zum Glück ebenfalls bester Dinge. Leider haben sie bis zum geplanten Hafen noch einen weiten Weg vor sich und um nicht zu spät anzukommen, machen sie sich bald auf den Weg. Nicole ist wieder auf der "Pharos" und macht es sich auf ein paar Handtüchern gemütlich. Sie ist gerade am eindösen, als Anna ihr noch etwas sagen will, aber sie brummt nur noch ein unbestimmbares "Hmm?" und schläft dann ein.
Einige Zeit später wacht Nicole unsanft wieder auf. Alles tut weh nach dem Nickerchen an Deck und sie hat einige Abdrücke von den Handtüchern. Das stört sie aber recht wenig. Manche Menschen fühlen sich nach einem Mittagsschlaf schlapp oder noch müder als zuvor, aber Nici ist jetzt bestens gelaunt. Sie mag den merkwürdigen Geschmack in ihrem Mund eigentlich ganz gern und auch, dass sie ihre Augen noch nicht ganz öffnen kann. Die Geräusche dringen auf sie ein und Nici lässt die Augen noch ein bisschen geschlossen, um zu lauschen. Die Wellen, der Motor, ab und an der Schrei einer Möwe und einzelne Gesprächsfetzen ihrer Familie. Eigentlich ist der Moment viel zu schön, um ihn zu unterbrechen, aber Nicole macht sich Gedanken um ihre Haut. Zwar cremt sie sich frühs immer brav ein, aber so wie sie jetzt in der prallen Sonne liegt, geht sie lieber doch noch mal die Sonnencreme holen. Schließlich setzt sie sich zu Anna ins Cockpit und nimmt wieder einmal ihr Buch in die Hand. Die beiden lesen, während ihre Eltern das Schiff steuern. Hin und wieder müssen sie bei einer Wende oder Halse mithelfen und Einträge ins Logbuch schreiben. Damit sind die Mädchen mittlerweile sehr vertraut und insgeheim spielt Nici mit dem Gedanken, selber einen Segelschein zu machen, aber das sagt sie lieber niemanden zu frühzeitig, sonst käme sie da nicht mehr raus.
Total in ihre Geschichte versunken, merkt Nicole gar nicht, dass sie fast schon da sind, bis sie schließlich aufgefordert wird, sich um die Muringleine zu kümmern. Langsam kennt sie sich auch mit allen Begriffen, Knoten und Anweisungen ganz gut aus und das Anlegen macht Spaß, trotzdem ist sie froh, als das Boot endlich fest im Hafen liegt. Die Taskers sind auch schon da und als Nicole auf den Steg tritt, wird sie fast von Fabian ins Wasser geworfen, der sie stürmisch umarmt. Nici lacht und küsst ihn. Sonst immer hätte sie sich vermutlich nicht mal getraut, einem Jungen mit nach Hause zu bringen und jetzt küsst sie Fabian ständig vor ihren Eltern. Dieser Kerl muss besonders sein, denkt sie und lächelt an seinem mund. Dann drückt sie ihn nochmal an sich und schließlich gehen die beiden Hand in Hand zu den anderen. Anders als die letzten Abende gehen sie nicht essen. Stattdessen wird gekocht. Alle helfen zusammen und die zugeteilten Aufgaben werden bereitwillig erledigt. Nicole schneidet Tomaten und Fabi kümmert sich um Mozzarella und den Rest. Immer wieder berühren sich ihre Hände und sie können nicht widerstehen, sich ab und zu zu küssen.
Als das Essen schließlich am Tisch ist, sind alle auch schon sehr hungrig und freuen sich über Spaghetti Bolognese. Zwar passen sie nicht wirklich zusammen ins Cockpit der "Pharos", aber trotzdem sind dort beide Familien versammelt. Anna und Lia sitzen zwischen Seilen über dem Eingang unter Deck und versuchen es einigermaßen gemütlich zu haben. Nici und Fabi sitzen nebeneinander gequetscht auf einer der Bänke mit ihren Eltern.
"Kinder!", fängt Nicoles Vater an. "Wir müssen darüber reden, wie dieser Urlaub weiter geht!"
Davor graut es allen schon lange. Keiner will sich von seinen neuen Freunden trennen müssen. Nicole überschlägt die letzte Woche im Kopf. Es müsste ungefähr der achte oder neunte Tag sein, an dem sie Fabi kennt, denkt sie. Ihr kommt die Zeit viel länger vor, seit sie sich im Bäcker begegnet waren. Andererseits kennen ihre Eltern Fabian noch nicht so lange und erst seit ungefähr 4 Tagen segeln die beiden Familien zusammen.
Wieso sollten sie sich jetzt schon trennen?
Diese Frage zumindest beantwortet Fabis Mutter jetzt.
"Weil wir nicht die ganzen Sommerferien in Kroatien bleiben, müssen wir uns auf den Rückweg nach Zadar machen und das ist leider die falsche Richtung."
Natürlich hat sie Recht aber alle Kinder werfen sofort Gegenargumente in den Raum, um die gemeinsame Zeit noch ein paar Tage zu verlängern.
"Wieso können wir nicht mitkommen? Wir sind doch eh noch länger unterwegs!" Annas Vorschlag ist einleuchtend und alle pflichten ihr bei.
"Nein, Anna. Auch wir müssen uns an einen gewissen Plan halten. Du musst zum Beispiel auch an die Wind-Verhältnisse denken und außerdem haben wir ebenfalls ein Ziel vor uns und das ist in genau gegensätzlicher Richtung."
"Können wir wenigstens noch ein paar Tage zusammen Segeln?"
Wieder erheben sich die Stimmen der Kinder zustimmend und bittend, aber ihre Eltern bleiben bei ihrem Plan.
Als schließlich jeder einsieht, dass es aussichtslos ist, weiter zu diskutieren, kippt die Stimmung. Na toll, ab morgen wieder allein mit Anna, ärgert sich Nicole. Aber das ist nicht mal das schlimmste, wenn man bedenkt, dass sie Fabian auf unbestimmte Zeit lang nicht mehr sehen wird.
"Kinder, genießt doch lieber den letzten Abend zusammen, als jetzt mürrisch zu werden.", kommt es noch von Nicoles Vater, als sie und Fabi anfangen den Tisch abzudecken. Den Abwasch übernehmen dann die anderen, also können die beiden nochmal gemeinsam den Abend genießen. Fabi holt schnell seine Flip Flops und dann laufen die beiden einfach los.