Sommer unter Segeln

Sommer unter Segeln 12

So schön wie der Tag begonnen hat, geht er auch weiter. Alle anderen bemerken das neue Verhältnis der beiden natürlich sofort und keiner widerspricht, als die beiden nicht mit wandern gehen wollen. Nach dem Frühstück machen sich die zwei Familien auch schon auf den Weg, die Hügel zu erkunden. Fabian und Nicole bleiben zusammen zurück. Anna und Lia hört man noch lange lachen und Nicole ist sehr froh, dass die Seilers und Taskers sich so gut verstehen, dass sie jetzt die Zeit mit Fabian genießen kann. Sie setzten sich wieder an den Steg, von wo aus sie erst nach dem morgendlichen Schwimmen die Aussicht bewundert haben.
"Na, was möchtest du jetzt machen?", flüstert Fabi ihr ins Ohr. Dann streifen seine Lippen ihre Wange und Nicole kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie dreht leicht den Kopf und Fabian küsst ihren Mundwinkel. Ein bisschen umständlich dadurch, dass die beiden nebeneinander sitzen und die Beine ins Wasser hängen lassen, legt Nicole eine Hand an Fabis Wange und die andere auf sein Bein. Direkt greift er danach und drückt sie sanft. Auch er legt eine Hand an ihre Wange, lässt sie aber weiter wandern und streicht ihr durch die Haare. Nicole fällt auf, dass sie gar nicht so rot wird, zumindest fühlt es sich nicht so an und sie fragt sich, ob sich der größte Teil der Aufregung nach den ersten Tagen legt, aber als Fabi sie näher zieht, spürt sie die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Stirn an Stirn sehen die beiden sich in die Augen.
"Du bist toll...", murmelt Nicole und schielt kurz auf seine verführerischen Lippen.
"Ich weiß.", lacht er ohne den Blick zu lösen und Nicole verdreht die Augen. Zum Glück ist er nicht wirklich so eingebildet, denkt sie und küsst ihn endlich. Sie schlingt beide Arme um seinen Hals, was sich unglaublich gut anfühlt. Fabians Hände liegen an ihrem Rücken und ihrer Taille und während der Kuss noch intensiver wird, wandern sie unter ihr weites, weißes Top. Fabi möchte nichts überstürzen und Nicole ist froh, als er seine Hände nicht weiter bewegt. Sie hat fast die Luft angehalten, als er ihr Shirt angehoben hat, so wundervoll war der Moment für sie, aber die beiden sind noch nicht lange in dieser neuen Phase und Nicole möchte es langsam angehen. Langsam kann man den Kuss aber nicht beschreiben und als die zwei ihn beenden, sind beide außer Atem.
Wie viele Mädchen Fabi wohl schon geküsst hat, fragt sich Nicole und ärgert sich direkt. Wie kommt sie denn jetzt auf so eine Idee? Um die Gedanken zu vertreiben steht sie auf und streckt Fabi ihre Hand hin.
"Komm, steh auf, wir machen was schönes!"
"Schöner als das hier?", fragt Fabi skeptisch, zwinkert aber und lässt sich von ihr auf die Beine ziehen.
"Also, was hast du vor?"
Nicole hat natürlich nichts vor und als die beiden weiterlaufen, gesteht sie ihm den Grund.
"Hm, ich wollte nur weg... Ich musste an deine Ex-Freundin denken. Ich weiß, das sollte man nicht und ist ja auch kein Problem aber ich wollte einfach von dem Gedanken weg."
"Alles ist gut. Ich kann dich sehr gut verstehen." Wie zur Bestätigung legt er ihr den Arm um die Schultern. "Wenn du darüber reden willst, können wir das gerne und ich werde dir jeden Tag aufs Neue beweisen, dass du es bist, die mir wirklich etwas bedeutet, sofern man das nach den paar Tagen schon sagen kann."
Fabians Worte bedeuten Nicole viel, aber sie möchte nicht weiter darüber reden und die beiden lenken das Thema in eine andere Richtung.
Fabi und Nici lachen viel zusammen und quatschen über Musik, ihre Geschwister, das Segeln und merken gar nicht wie schnell die Zeit vergeht. Sie sitzen auf einer kleinen Bank, etwas höher gelegen und als der Redeschwall vorbei ist, lehnen sie sich aneinander und genießen die Stille und die Zweisamkeit.
Noch weit entfernt auf dem gegenüberliegenden Gipfel entdeckt Nicole schließlich eine Gruppe Menschen. Je näher sie kommen, desto sicherer sind Nici und Fabi sich, dass es ihre Familien sind und dann hört man auch schon das Lachen ihrer Schwestern. Noch müssen sie um die Bucht herum laufen und der schöne Vormittag der Verliebten neigt sich dem Ende zu. Als hätte Fabi das Gleiche gedacht, fängt er wieder an Nicole zu küssen. Die ganze Zeit schon, hatten sie immer wieder kurz damit angefangen, aber jetzt wird es wieder wirklich intensiv. Als würden sie die letzten Momente zu zweit bestens ausnutzen wollen. Er hat seine Hände an ihrem Hinterkopf, um sie so nah wie möglich an sich zu ziehen. Nicole hat eine Hand auf seiner Brust und spürt sein Herz schlagen, die andere um ihn gelegt und damit zieht sie ihn auf die Beine. Die Bank eignet sich nicht für so einen wilden Kuss und stehend kann Nicole sich noch enger an ihn drücken. Sie lässt die Hand von Fabians Brust nach oben an seine Wange wandern. Fabian bewegt seine Hände ebenfalls. Von ihrem Kopf über ihren Rücken, ein Stück unter ihrem Top und wieder zu ihren Haaren. So ineinander vertieft stolpern sie ein Stück und Nicole stößt gegen die Bank, aber sie bemerkt es nicht mal wirklich. Sie ist berauscht von den Gefühlen, die durch sie strömen. Fabian weiß echt, was er tun muss, würde Nicole denken, wenn sie im stande wäre, klar zu denken. Er beißt ihr immer wieder vorsichtig und gleichzeitig drängend auf die Lippen, wie sie es so oft in ihren Büchern gelesen hat und lässt seine Lippen über ihre Wangen wandern. Und als würde sie das ständig machen, wissen auch Nicoles Hände genau, wie sie sich bewegen müssen und alles passt sich perfekt Fabians Bewegungen an.
Irgendwann lassen sie schwer atmend voneinander ab. Nicole ist ein bisschen überfordert und schließt Fabian einfach in ihre Arme, um seinen Herzschlag sich beruhigen zu hören und die Körperwärme festzuhalten.
Nach einiger Zeit gehen sie den schmalen Weg Hand in Hand zurück und jedes Mal wenn sich ihre Blicke begegnen, kann keiner es verhindern, breit zu grinsen. Unten angekommen laufen sie der Gruppe mutiger Wanderer entgegen und werden sofort mit Geschichten und gesammelten Steinen empfangen. Wer sammelt denn bitte mit 14 Jahren Steine? Entweder mit 5 oder über 60 Jahren! Nicole verdreht die Augen und Anna wirft ihr einen bösen Blick zu, aber keiner kann ihre gute Stimmung nach dem wunderschönen Vormittag mit Fabian verschlechtern. Es ist wirklich erst kurz vor 13 Uhr, obwohl es Nici vorkommt, als hätten sie schon den ganzen Tag zusammen verbracht. Besser so, denkt sie, da bleibt noch der Nachmittag und sie zwinkert Fabi zu, der ihr herzlich zulächelt. Gemeinsam gehen alle zurück zu den Booten, um dort eine Kleinigkeit zu essen.