Warm, Wärmer, Heiß

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Argh! Wo blieb Lilly bloß?! Ich stand nun schon seit 10 Minuten vor der Klassenzimmertür und sie kam einfach nicht. So hatte ich eigentlich nicht vor, meine Pause zu verbringen. Außerdem sah es Herr Luis, das war ihr Geschichtslehrer, gar nicht ähnlich so sehr zu überziehen. Ob ich wohl mal nachschauen sollte? Nein, besser nicht. Oder doch? Schaden konnte es nicht. Also öffnete ich vorsichtig die Tür.... und wurde fast umgerannt. Das Klassenzimmer war von Fünftklässlern besetzt, welche munter um die Tische herum Fangen spielten. Einer so übereifrig, dass er in mich hinein gerannt war. Nicht einmal entschuldigt hatte er sich. Na super!

Anscheinend hatte Herr Luis die Stunde heute eher beendet, was ihm immerhin ähnlicher sah, als zu überziehen. Doch wo war Lilly? Warum hatte sie nicht auf mich gewartet, wie normalerweise? Fragen über Fragen.

Mit nun ziemlich schlechter Laune machte ich mich erneut auf die Suche nach ihr, ob ich wohl im Müllcontainer nachsehen sollte? Die Vorstellung, wie Lilly da hockte, umgeben von Bananenschalen war schon ziemlich amüsant, wodurch sich meine Laune etwas besserte.

Ein paar Minuten später betrat ich die Cafeteria. Vielleicht hatte Lilly es vor Hunger nicht mehr ausgehalten und wartete nun schon an unserem Tisch auf uns. Da wir beide weder zu den beliebten, noch zu den unbeliebten gehörten, hatten wir meistens einen Tisch für uns allein. Das klang jetzt vermutlich trauriger als es wirklich war. Sicherlich hätten sich liebend gern alle männlichen Spinner der Schule mit zu Lilly an den Tisch gequetscht. Doch da ich dann nicht mehr mit an den Tisch gepasst hätten, verzichteten wir gleich ganz auf Gesellschaft.

Doch heute war es anders. Zwar saß meine beste Freundin schon, wie ich es bereits erwartet hatte,  an unserem Tisch, doch nicht allein. Neben ihr hatten sich Luke und, wie sollte es auch anders sein, Deamon niedergelassen. Deamon natürlich auf meinem Stuhl.

Das klang jetzt wahrscheinlich extrem nach quengeligem Kleinkind, aber nicht nur, dass er an unserem Tisch saß, nein, er saß auch auf meinem Stuhl! Kurz war ich versucht mich einfach zu jemandem anders zu setzen,doch auch diesmal entschied ich mich dagegen. So viel Stolz hatte ich dann doch noch. Also schob ich mir nur die Brille auf der Nase zurecht, steckte meine Haare zurück hinter meine Ohren und ging zielstrebig auf den Tisch zu.

Doch als ich ankam sprang Deamon wie von der Tarantel gestochen auf, hetzte auf mich zu und packte mich am Arm. Schockiert riss ich mich los und starrte ihn an. Was sollte das denn nun schon wieder?! Doch er ging vorerst nicht auf meine Verwirrung ein, sondern umfasste erneut fest mein Handgelenk und zog mich zu dem Stuhl, auf dem er soeben noch gesessen hatte.
„Hey! Was soll das? Lass mich sofort los, du tust mir weh!”
Doch reagierte er? Natürlich nicht. Wäre ja auch zu normal gewesen. Er zog mich einfach unbeirrt weiter und drückte mich mit zufriedenem Grinsen auf den Sitz. Er schien auf irgendetwas zu warten, aber ich konnte mich nicht näher mit ihm beschäftigen, denn der Stuhl war eklig warm. Jetzt war ich diejenige, die wie von der Tarantel gestochen aufsprang.

Nun war Deamon derjenige, welcher verwirrt guckte, „du musst dich wieder hinsetzen! Ich hab dir extra deinen Platz angewärmt!”

Schockiert starrte ich ihn an. Was hatte er?!
„Ja und genau das ist das Problem! Ich hasse warme Stühle! Die sind einfach nur eklig! Da macht man dann automatisch Gedanken, was der vor dir auf den Stuhl gemacht hat, dass er so warm ist.”
„Dass er so warm ist liegt daran, dass ich so eine heiße Ausstrahlung hab”, war jedoch alles, was Deamon daraufhin von sich gab.

„Solche arroganten Sprüche kannst du auch stecken lassen. Die sind genauso widerlich wie warme Stühle!”
„Und wie ist es mit süßen Sprüchen?”, Deamon gab einfach nicht auf. Wann hatte er beschlossen, dass ich doch nicht 0815 war sondern viel mehr interessant?

Doch anscheinend wurde das nun auch Lilly zu viel, denn sie stand auf und zog mich hinter sich her aus der Cafeteria.
„Ich sagte doch, so beeindruckst du sie nicht!”, rief sie über ihre Schulter zu den beiden Jungs zurück. Doch nur Luke konnte darüber lachen.

Im Auge der Finsternis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt