Ich will aber einen Pudding!

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„Ich will aber einen Pudding!”, heulte Mickey in eine enormen Lautstärke. Manche nahmen fälschlicherweise an, dass Mickey wohlerzogen war. War er wirklich nicht. Oder zumindest nicht immer. Sobald jemand nicht tat was er wollte, zog er härtere Geschütze auf.

Schon klammerte sich Mickey an mein Bein und zog eine Grimasse. Ich glaube es sollte ein Hundeblick sein, doch da sein Gesicht vor lauter Wut schon ganz fleckig war, sah es einfach nur lustig aus.

„Komm Mickey, die anderen Leute gucken schon! Einen Pudding können wir dir das nächste Mal kaufen!”
Ja, wenn meine Mum mit ihm einkaufen ging. Sonst war nämlich ich wieder diejenige, die nicht auf seine Ernährung achtete...
„Ich will aber heute einen!”, rief Mickey und stampfte mit dem Fuß auf. Eine alte Frau ließ vor Schreck fast die Sahne fallen, welche sie gerade in den Korb hatte legen wollen. Schnell drehte ich mich weg, um ihren bösen Blick nicht zu sehen.

Gut, da mussten anscheinend andere Geschütze herhalten.
„Guck doch mal...”, doch weiter kam ich nicht, denn Mickey beachtete mich gar nicht mehr. Er wischte sich noch schnell über sein Gesicht um alle Spuren zu beseitigen und rannte dann an mir vorbei und um die nächste Ecke. Oh das würde Ärger geben!

„Mickey, komm sofort zurück!”, schrie ich und rannte, unseren Korb vor mir schiebend hinter ihm her. Doch Mickey dachte gar nicht daran, also beschleunigte ich und schlitterte um die Ecke und...

... fuhr einem hinten auf. Die Person hatte sich, bevor ich kam, anscheinend hingehockt und redete mit meinem Bruder, doch als ich ihm den Wagen in den Rücken fuhr drehte er sich natürlich um. Wie hatte er es geschafft, nicht nach vorn umzufallen? Wenn ich hockte, war mein Stand so stabil wie ein Blatt Papier.

„Deamon?! Was willst du denn hier?” Und wieso um Himmelswillen, wurde ich auf einmal so nervös? Wahrscheinlich nur vor Schreck. Ich fuhr schließlich nicht jeden Tag jemanden um. Genau, so musste es sein!
Deamon zog nur provozierend eine Augenbraue hoch, „Nun ja, das was man im Supermarkt natürlich so tut. Schlafen, aufs Klo gehen.”

Hmpf, ich wollte das auch können!
Ich zog auch eine hoch, probieren ging schließlich über studieren, wie meine Oma immer zu sagen pflegte.
„Oh Gott Talia, ist alles in Ordnung?! Ist dir schwindelig? Schlecht? Kopfschmerzen?”, er kam näher, wahrscheinlich um zu testen ob ich Fieber hatte,„Wie viele Finger halte ich hoch?” Er hielt zwei Finger in die Höhe und sah mich erwartungsvoll an.
„Fünf!”, lallte ich und versuchte angeschlagen zu klingen, „Nein, zwei du Dödel! Was soll das werden?!”, fragte ich nun echt angesäuert, denn Deamon war dazu übergegangen an mir zu schnuppern.

Ertappt blickte er auf. „Naja ich hab Mal gehört wenn jemand nen epileptischen Anfall hat fängt er an komisch zu riechen. Aber du riecht eigentlich ganz normal.”
„Erstens riecht man da doch nicht komisch! Wo hast du den Schwachsinn denn her?! Und zweitens...Wie kommst du darauf, dass ich nen Anfall hab?!”
„Nun ja du hast so komisch geguckt. Ich wollte nur sicher gehen. Auch wenn du nicht das erste Mädchen wärst, welches mir sabbernd zu Füßen liegt. Obwohl”, er beugte sich runter um auf meinen Mund zu gucken, „Sabber ist bisher keiner in Sicht.”
„Um bei mir so etwas in der Art hervorzurufen, müsstest du dich erst in eine Pizza verwandeln!”
Der Gedanke an Pizza erinnerte mich erneut an das Pizza-Desaster und fast sofort wurde mir schlecht. Ich blickte zu Deamon. Er war nun nicht mehr der heiße Typ aus meiner Klasse, mit dem man herumalbern konnte sondern wieder der vom Schulhof mit der angsterregenden Ausstrahlung. Wieso hatte ich auf einmal vergessen, was ich über ihn dachte?!
Ohne ein weiteres Wort wollte ich mit Mickey gehen, doch dann sah ich den Grund, warum er weggerannt war. Er saß neben Lisa auf dem Boden und erzählte etwas. Doch Lisa beachtete ihn gar nicht weiter, sondern starrte mich an.
„Weißt du noch die Barbie?”, fragte sie an mich gewandt, „Du wirst die Nächste sein!”

Schockiert schnappte ich nach Luft, hatte ich gerade eine Morddrohung von einer vier-jährigen bekommen?!
Auch Deamon starrte sie an:„Lisa, was soll das? Du bist doch sonst nicht so”, stellte er fest.

In meinem Kopf begannen alle Rädchen zu rattern. Ich kam nur auf eine logische Erklärung.
„Sie ist deine Schwester oder?”

Im Auge der Finsternis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt