Mtasas Nr.1?

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Was er konnte, konnte ich schon lange.
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Anscheinend hatten ihn meine Worte doch ziemlich beeindruckt, denn er sagte erstmal nichts mehr, sondern ging schweigend zu seinem Platz eine Reihe hinter mir und setzte sich. Und starrte mich an. Die ganze Doppelstunde. Selbst als er an die Tafel gerufen wurde, um die Seite b des Dreiecks mithilfe des Sinussatzes zu berechnen. Dieser Typ war gruselig. Sehr gruselig.

Mtasas Nr.1?
Ich blickte auf den kleinen Zettel, welchen Lilly mir unauffällig zugeschoben hatte. Doch anscheinend war es doch nicht so unauffällig gewesen, denn der Schülerschreck hatte es natürlich mitbekommen und schnappte mir den Zettel unter der Nase weg.

„Will ich das kleine Zettelchen nur einmal laut vorlesen", grinste er fies. Sollte er es doch versuchen. Das Zettelchen war schließlich in einer unserer vielen Geheimsprachen geschrieben. Da wünschte ich ihm jetzt schon viel Glück beim Versagen. Doch anscheinend wollte er so schnell nicht aufgeben und versuchte die nächsten 3 Minuten über verzweifelt Mtasas auszusprechen. Er scheiterte schon beim Mta.

Während er sich dort vorne abmühte, begann ich also einen neuen Zettel, auf den ich meine Antwort an Lilly formulierte. Natürlich in einer anderen Codeform. Nicht, dass der Winkel noch auf den Zusammenhang kam.

23918 2018566514 211419 4151820.

Doch auch diesen Zettel bemerkte der werte Herr Lehrer und schnappte ihn sich. Doch er hatte dazu gelernt und versuchte gar nicht erst ihn vorzulesen, sondern schrieb den Inhalt an die Tafel.

„So Natalie", meinen Name betonte er ganz besonders, „da du dich so gern mit Zahlen beschäftigst, will ich dich nicht davon abhalten. Komm doch nach vorne. Du darfst alle Zahlen multiplizieren.", er grinste fies, „Ohne Taschenrechner."

Ich glaube, nun wusste selbst der letzte Depp in unserer Klasse, warum der Winkel auch als Schülerschreck bekannt war.

Langsam stand ich auf und ging vor zur Tafel. Darauf hatte der nette Lehrer natürlich auch bestanden. Es sollte mich natürlich jeder bei meiner Blamage beobachten können.

Als ich das erste Zwischenergebnis notierte, kam er jedoch auf mich zugeschossen. Ich wusste gar nicht, dass der sich so schnell bewegen konnte. Immer noch fies grinsend verwischte er genüsslich die Schrift und meinte:„ Ach komm, die paar Zählchen wirst du dir doch wohl merken können! Nicht wahr Natalie? Das kannst du doch bestimmt!"
„Natürlich", ich imitierte absichtlich seinen provozierenden Tonfall, „die paar Zählchen sind gar kein Problem für mich. Fotografisches Gedächtnis und so, sie verstehen?"
Der Winkel wurde knallrot und schnappte keuchend nach Luft:„Ich verbiete mir", keuch, „deinen Tonfall!"

„Vielleicht hat der Alte nen Anfall, dann haben wir unsere Ruhe!", murmelte Richard mehr oder weniger laut aus der letzten Reihe. Witzbold. Herr Winkel fand das natürlich überhaupt nicht lustig und schickte Richard mit einem gebrüllten „RAUS!" schnurstracks vor die Tür. Als dieser neben Lilly vorbei ging, konnte er es sich nicht verkneifen, wie beiläufig ihre Schulter zu streifen und ihr zu zu zwinkern. Lilly verdrehte nur die Augen, was mich zum Grinsen brachte. Doch das Grinsen verging mir recht rasch, als ich sah, dass er mich noch immer anstarrte.

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