Mickey Mouse im Wunderhaus

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Dann sprang er mich an...
... und kitzelte mich durch. Warte was?! Schockiert riss ich die Augen auf und blickte direkt in das Gesicht meines kleinen Bruders. Seine braunen Haare standen in alle Himmelsrichtungen von seinem Kopf ab, woraus ich schlussfolgerte, dass auch er gerade erst aufgewacht war. 

Erleichterung durchströmte mich, als ich erkannte, dass es also nur ein Traum gewesen war. Ein Glück. Aber es hatte sich so realistisch angefühlt. Doch jetzt konzentrierte ich mich erst einmal auf meinen Bruder.
„Na warte", rief ich und kitzelte nun ihn durch. Er zappelte auf meinem Schoß, wie ein Fisch auf dem Trockenen und kicherte leise vor sich hin. Doch plötzlich hörte er auf, sich zu wehren und sah mich ganz ernst an: „Ich hab dich lieb Talia." Seine weichen braunen Augen funkelten mich an. „Ich hab dich auch lieb Mickey", antwortete ich liebevoll und drückte ihm einen Kuss auf seine verstrubbelten Haare.

Aber während er mit seinen vier Jahren mit verstrubbelten Haaren einfach nur niedlich aussah, musste ich aussehen, wie ein Zombie nach einem Marathon.

„Aber trotzdem muss ich jetzt  leider aufstehen." Er blickte mich aus großen, hoffnungsvollen Augen an, „kommst du heute denn mal mit in den Kindergarten? Lisa will dich kennen lernen!" Lisa war seine neue beste Kindergartenfreundin, seitdem sie vor ein paar Wochen in unsere kleine Stadt gezogen war.
„Heute muss ich nochmal in die Schule, aber ich komme dich und Lisa bestimmt mal besuchen Mickey."

Eigentlich hieß er ja Michael, aber von uns wurde er nur Mickey genannt. Ja, genau wie in Mickey Mouse. Als er die Serie vor einem Jahr zum erste Mal sah, rief er jedes Mal wenn er Mickey Mouse sah ganz laut ich.
Versprochen Talia?"
„Versprochen! So, nun aber husch in die Küche, es gibt bald Frühstück, Mama wartet bestimmt schon auf uns."

Nachdem ich meiner Mutter einen guten Morgen gewünscht hatte, setzte ich mich neben meinen Bruder und schmierte mir eine Nutellasemmel. Es gab ja diese Mädchen, die zum Frühstück Banane, zum Mittagessen Joghurt und zum Abendessen Erdbeeren aßen. Und zwischendurch machten sie natürlich auch noch Sport. Ich gehörte jedoch eher zu denen, die mit einem Buch in der Hand auf der Couch lebten. Deshalb passte mein Spitzname Talia besonders gut. Fast wie der Bücherladen!

„Und, gut geschlafen?", wurde ich von meiner Mutter aus meinen tiefgründigen Gedanken gerissen.
„Ja naja es ging. Ich hatte nur einen sehr komischen Traum." Als ich an das schuppige Wesen dachte, erschauderte ich automatisch. Vielleicht hätte ich gestern vor dem Einschlafen doch nicht meinen Fantasyroman zu Ende lesen sollen.
„Was? Schon wieder? Willst du mit mir reden? Dein Unterbewusstsein möchte bestimmt irgendetwas Wichtiges loswerden."
Bei diesen Worten verdrehte ich die Augen. Meine Mutter war der festen Überzeugung, dass jeder Mensch kontrollieren konnte, was er träumt und wie er träumt. Totaler Quatsch!
"Mama!", schnaubte ich genervt, "Man kann Träume nicht steuern! Und außerdem... Was heißt hier schon wieder? Das hab ich heute zum ersten Mal geträumt!" Mickey sah mich verwirrt an:„Gestern doch aber auch."

Ich lachte und verwuschelte ihm die Haare, wodurch sie noch stärker abstanden als so schon.
"Du hast eindeutig zu viele Abenteuerfilme gesehen. Ich wüsste doch, wenn ich sowas schon mal geträumt hätte."
Nach diesen Worten verließ ich, immer noch grinsend, das Zimmer, weshalb ich den ratlosen Blick meiner Mutter nicht mehr bemerkte.

Hallöchen, oben seht ihr Mickey, wie ich ihn mir in etwa vorstelle. Aber eurer Fantasie sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Wenn er für euch anders aussieht, nur zu:)

LG Clary

Im Auge der Finsternis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt