16 Alptraum

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28.03.2018 Mittwoch

"Eve, wach auf." Großmutter. Großmutter, wo bist du?

"Eve." Ich bin doch hier! Keine Tür geht auf. Der dunkle Gang macht mir Angst aber ich muss weiterlaufen.

"EVE!"

"Großmutter!" Eine rote Tür. Rot, wie Liebe. Rot, wie Blut. Rot, wie der Wahnsinn. Knarzend öffnet sich die Tür. Nichts, als Dunkelheit liegt dahinter. Ein Licht blendet mich plötzlich, welches mir den Blick freigibt.

"Nein, Großmutter.." Mein Atem stockt. Rot, wie Liebe. Rot, wie Blut. Rot, wie der Wahnsinn. Sie liegt dort, so leblos. Ihr Brustkorb senkt und hebt sich leicht.

"Eve, warum musstest du jeden anlügen?" Eine Stimme aus der Dunkelheit dringt in mein Ohr. Doch sie hat Unrecht.

"Das stimmt nicht. Ich habe Oma nie belogen."

"Mag sein. Aber hat sie dich vielleicht belogen?" Nein. Oma. Niemals könnte sie das tun.

"Bist du dir sicher?"

"HÖR AUF!" Blut fließt aus ihrer Richtung zu mir. Es wird immer mehr. Es ist rot.

"Gefällt es dir? Die Farbe rot ist wunderschön. Sie beinhaltet so viele verschiedene Gefühle. Gute, schlechte und absurde." An ihrem Mundwinkel fließt nun ebenfalls Blut entlang. Kraftlos falle ich auf die Knie. Keine einzige Träne entkommt mir. Kein Schrei. Nur Leere ist in mir zu spüren.

"Das kann die Zukunft sein. In einem Leben voller Lügen wäre das kein Wunder. Außerdem findest du die Farbe rot doch schön, oder nicht, kleine Eve?" Ich spüre, wie sich meine Kehle zuschnürt. Die Angst, zu ersticken, wächst in mir. Trotzdessen presse ich einige Wörter heraus.

"Wer. Bist. Du?" Lautes Lachen ertönt aus der Dunkelheit. Ich sehe hinein aber dort ist nichts außer das Nichts.

"Dein schlimmster Alptraum, meine Schöne." Kalte Finger legen sich um mein Kinn und heben es an. Das kann nicht sein. Grüne Augen, die so stechend auf mich hinabblicken, dass ich nicht wegsehen kann.

"Vergiss diese Augen niemals, denn sie werden dein Verderben sein."

"Genevieve! Es ist alles okay. Es ist gut. Beruhige dich, es ist alles gut." Weinend falle ich in mir zusammen. Eine Wärme erfüllt mich, was so erleichternd ist.

"Es war nur ein Traum. Nur ein schlechter Traum." Nur ein Traum?Ja. Nur ein schlechter Traum. Nur ein Traum. Beruhigend werde ich gewiegt, wie ein kleines Kind. Genau so fühle ich mich nämlich auch.Ein schwaches Kind, das von seiner Mami beruhigt werden will. Gerade ist es nichts schlimmes, weil ich sie gerade brauche. Diese Bilder von ihr gehen nicht aus meinem Kopf. Rot. Ich hasse diese Farbe und doch auch nicht. Diese Stimme. Nein, ich will es vergessen.

"Hast du dich beruhigt, meine Liebe?" Liebe. Rot, wie die Liebe. Scheiße, es beschäftigt mich so sehr. Ich habe nichtmal bemerkt, dass ich nicht mehr weine oder irgendein Geräusch von mir gebe.Tief durchatmen, Eve, nur ein Traum. Ich erinnere mich so gut an die Stimme. An jedes einzelne Wort. Doch, eine Sache weiß ich nicht mehr.

"Vergiss diese Augen niemals, denn sie werden dein Verderben sein."

Was für Augen hatte er?

"Eve, willst du zu Hause bleiben? Du musst nicht unbedingt zur Schule, wenn es dir nicht gut geht." Besorgte Augen sehen auf mich herab. Sollte ich mich nicht um sie sorgen? Aber ich weiß nicht so recht. Besonders toll fühle ich mich nicht, doch Schule könnte mich ablenken. Hier, in meinem Zimmer, würde ich nur weiterhin darüber nachdenken.

Let's pole danceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt