Kapitel 6

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Als ich dabei war, meine Hausaufgaben zu erledigen, klingelte es an der Tür. Ich glaubte schon sofort zu wissen, wer das war und ich musste aufpassen, dass mir mein Mittagessen nicht wieder hochkam.

Ich wusste nicht, wie ich einen Menschen nach einer so kurzen Zeit schon so sehr hassen konnte. Normalerweise versuchte ich nie, mir so schnell ein Bild von Menschen zu machen. Ich wollte sie erst besser kennenlernen, denn es konnte ja sein, dass jeder mal einen schlechten Tag hatte, doch bei Sarah hatte ich das Gefühl, dass ihr die schlechte Laune angeboren war. Wie Thomas das wohl nur aushielt?

Dave und John waren auch vor wenigen Minuten nach Hause gekommen und jetzt hörte ich, wie sie ein paar Worte mit Sarah wechselten. Ich wollte mich eigentlich wieder meinen Hausaufgaben widmen, da ich das so schnell wie möglich hinter mich bringen wollte, doch ein Teil von mir zwang mich förmlich dazu, aus meinem Zimmer zu gehen und hinunter in die Küche zu den anderen.

Schon von Weitem hörte ich das gekünstelte Lachen von Sarah und fragte mich, wie ihr das überhaupt jemand abnehmen konnte. Ob Mason und Jenna sie mochten oder ob sie sie genau so wie ich hassten, allerdings nichts sagten, weil sie Thomas nicht verletzten wollten?

„Hallo Dave und John, ich brauche kurz eine Pause von meinen Hausaufgaben und wollte euch deshalb fragen, ob ich euch bei etwas helfen kann?"

„Hallo May, das ist wirklich sehr lieb von dir. Das freut mich wirklich sehr. Du kannst gerne schon einmal den Tisch für nachher für das Abendessen decken. Vielen Dank", antwortete Dave und warf John dabei einen freudigen Blick zu, als würde er sich freuen, dass ich mich nicht einfach zurückzog, sondern Kontakt aufnahm.

„Ach übrigens. May, das hier ist Sarah, sie ist Thomas' Freundin. Sie ist öfter hier und sie geht auch auf eure Schule. Du kannst sicherlich mal mit ihr reden und sie kann dir ein bisschen etwas über nützliche Fakten erzählen, die man in eurem Alter so erzählt."

Ich sah Sarah an, die bei Johns Worten strahlte. Es sah aus, wie diese gekünstelten Menschen im Fernsehen, wenn sie das Publikum unbedingt davon überzeugen wollten, für sie anzurufen.

„Ja danke, ich kenne Sarah schon, wir sind uns heute in der Mittagspause begegnet." Ich gab ihr dennoch die Hand, weil ich nicht als unfreundlich rüberkommen wollte. Dave und John schienen sie wohl zu mögen, wahrscheinlich schleimte sie sich bei ihnen ständig ein. Gott, ich hasste solche Menschen einfach ...

„Sarah, möchtest du nachher mit uns zu Abend essen?", fragte John sie. „Oh John, das ist so lieb von dir, aber ich muss zu Hause noch ein Projekt fertigstellen. Das ist das, von dem ich euch letztens erzählt habe. Ich bin echt schon gespannt, was die Lehrerin dazu sagen wird. Aber ich finde das wirklich echt nett. Danke vielmals", sagte sie mit einer solch gekünstelten Stimme, dass ich sie am liebsten anschreien würde, dass sie Dave und John doch auch noch gleich fragen kann, ob sie das Haus reinigen soll, um sich noch mehr einzuschleimen. Das war doch eine komplette Katastrophe.

„Hey, Sarah, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass du geklingelt hast. Ich habe erst jetzt eure Stimmen gehört, das tut mir echt leid", entschuldigte Thomas sich. Er trat die Treppe nach unten und gab Sarah gleich einen Kuss zur Begrüßung. Ich fühlte mich sehr schlecht, dass ich sie dabei anstarrte, denn das sollte ich echt lassen.

„Hey Schatz, das ist doch kein Problem. Ich habe mich ein bisschen mit deinen Dads unterhalten und es war echt nett, also mache dir keine Gedanken." Sie küsste Thomas wieder und ich fragte mich, ob es den beiden gar nichts ausmachte, vor Thomas' Dads einfach so rumzumachen. Aber die beiden schien das gar nicht groß zu interessieren, denn sie redeten einfach miteinander.

„Ich gehe dann mal wieder an meine Hausaufgaben", murmelte ich, deckte schnell den Tisch und machte mich dann gleich wieder aus dem Staub.

***

Nach dem Abendessen wollte ich gerade wieder in mein Zimmer, um mich auf den morgigen Schultag vorzubereiten, als ich von Thomas am Handgelenk festgehalten wurde.

„Hey May, hast du jetzt ein paar Minuten Zeit? Ich wollte dir doch zeigen, was ich so geschrieben hatte. Wenn du aber etwas anderes vorhattest, ist das auch nicht so schlimm." Er sah ziemlich unsicher aus, deswegen antworte ich schnell, um Thomas zu beruhigen. „Na klar, mir ist jede Ablenkung von der Schule lieb. Ich habe jetzt schon keine Lust, wenn ich daran denke, was für ein Stress das wohl wird, wenn die Finals anstehen. All die Arbeiten auf einmal, das ist echt purer Stress."

„Wir können gerne zusammen für die Finals lernen. Ich kann dir sagen, was du verpasst hast und unser Stoff ist ja beinahe gleich. Wir haben ja auch einige Fächer zusammen. Ich kann dich so vorbereiten und außerdem kann ich jemanden brauchen, der mich abfragt. Da du ja hier wohnst, passt das echt gut, was denkst du?"

Wir waren mittlerweile in seinem Zimmer angekommen und standen vor seinem Laptop. Erst jetzt lies er mein Handgelenk los und zeigte auf den Stuhl, damit ich mich setzen sollte.

Ich lächelte breit. Ich fühlte mich echt geehrt, dass er gerne mit mir zusammen lernen wollte und dass er mir nun das zeigen würde, was er so geschrieben hatte. Da musste er, obwohl er mich noch nicht so lange kannte, ein ziemlich großes Vertrauen haben.

„Sehr gerne. Aber Thomas, nur wenn das wegen Sarah keine Probleme bereitet. Ich will ihr nicht zu nahe treten, aber ich weiß nicht, ob sie so glücklich ist, wenn wir so viel Zeit zusammen verbringen werden."

Thomas winkte nur ab. „Keine Sorge, sie weiß doch, dass du hier wohnst und schon sehr bald wie eine Schwester für mich sein wirst und sie sich keine Sorgen machen muss."

Da war ich echt mal gespannt, ob sie das alles auch so locker sehen würde.

New Girl [Thomas Sangster FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt