Kapitel 4

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Die letzte Stunde für heute war nun vorbei. Ich hatte das letzte Fach wieder mit Dylan zusammengehabt und nachdem wir unsere beiden Stundenpläne verglichen hatten, stellte sich raus, dass wir fast jedes Fach zusammen hatten. Das fand ich echt ziemlich gut, denn so hatte ich zumindest in der Zeit immer jemanden bei mir.

Ich hatte Dylan in der Mittagspause einiges über mich erzählt, allerdings nicht zu viel Privates, da ich das wirklich nicht wollte. Ich war allerdings sehr froh, dass Dylan bei mir gewesen war, denn mit den anderen Freunden von Thomas hatte ich nicht sehr viel geredet und mit Thomas schon gar nicht, da er mit seiner Sarah beschäftigt war. Sie schienen zu manchen Zeitpunkten förmlich übereinander herzufallen und wenn Thomas nicht mein Pflegebruder sein würde, hätte ich ihn gefragt, ob er sich nicht ein Zimmer nehmen wolle.

Auch Dylan schien von Sarah nicht so begeistert zu sein und den Blicken nach zu urteilen, die er ihr zugeworfen hatte, kannte er sie wahrscheinlich schon und hatte das, was ich ihr insgeheim vorwarf, wohl schon in Wirlichkeit erlebt.

Nun war die Schule vorbei und Dylan und ich warteten auf dem Rasen vor dem Schulgebäude. Besser gesagt wartete ich, nämlich auf Thomas. Dylan war wahrscheinlich einfach nur nett und leistete mir Gesellschaft, damit ich nicht alleine hier stehen musste, was echt wirklich nett war.

„Sag mal Dylan. Das ist vielleicht jetzt eine komische Frage, aber kennst du Sarah? Du hast sie vorhin mit so einem seltsamen Blick angesehen, dass ich mir dachte, dass da sicherlich eine Geschichte und eine Vergangenheit dahintersteckt. Es tut mir leid, wenn ich so neugierig bin." Ich strich mir nervös eine Strähne aus der Stirn und hoffte, dass ich damit in Dylans Augen nicht zu privat geworden war.

Doch Dylan zuckte nur die Achseln und stöhnte, wie wenn er diese Geschichte schon öfter erzählt hätte. „Ja, es ist echt eine lange Geschichte. Ich will sie jetzt nicht schlecht reden, da du mit Sarah sicherlich auskommen musst, da sie wahrscheinlich öfter bei euch zu Hause aufkreuzen wird, aber wir beide waren auch mal zusammen. Es ist schon etwas über ein Jahr her und seit kurz danach ist sie auch schon mit Thomas zusammen. Sarah war anfangs wirklich nett und reundlich, man kann fast sagen, dass sie eine Traumfreundin war. Doch mit der Zeit hat sie sich immer komischer verhalten, wurde total eifesrsüchtig und ist gegen alle meine weiblichen Freunde vorgegangen und letztendlich hat sie sich von mir getrennt und allen erzählt, dass ich sie sexuell genötigt hätte und ein perverses Schwein wäre. Das ging eine Weile so weiter und du kannst dir sicherlich vorstellen, dass es eien Weile gedauert hat, meinen Ruf wieder herzustellen und zumindest meinen Freunden klarzumachen, dass es einvernehmlich gewesen ist und Sarah da einfach nur riesen Schwachsinn erzählt hat. Nun warte ich täglich auf den Augenblick, in dem Thomas etwas Falsches tut und er die gleiche Ladung von diesem Miststück abbekommt."

Ich war nun wirklich geschockt, denn ich hatte mir jetzt zwar vorgestellt, dass Sarah wohl sicherlich nicht so eine gute Freundin gewesen war und sicherlich auch sehr zickig, doch das hätte ich mir echt im Geringsten nicht vorgestellt. Dylan tat mir total leid! Ich sah, dass er vesuchte, mich anzulächeln, doch dabei eigentlich nur seinen gequälten Gesichtsausdruck zu verbergen versuchte. Männer wurden immer leicht als die Bösen, die Frauen zu etwas zwangen, dargestellt und das mochte auch oft stimmen, doch es war schlimm, dass diese Gesellschaft nicht in der Lage war, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.

„Dylan, das tut mir echt leid. Das hätte ich echt nicht gedacht. Ich ..." Abrupt hielt ich inne, als auf einmal Thomas neben mir auftauchte, an der Hand, wen natürlich sonst, Sarah. Ich streichelte einfach noch mal mitfühlend Dylans Schulter und wandte mich dann an Thomas. Ich versuchte, Sarah so gut es ging, nicht anzusehen. Denn sonst könnte ich für nichts garantieren. Denn ich war gerade so wütend. „Thomas, können wir bitte gleich nach Hause gehen, es war echt ein anstrengender erster Tag und ich würde mich am liebsten ein bisschen ausruhen." „Natürlich", antwortete er und daraufhin drehte er sich zu Sarah um. „Tschau Schatz, bis morgen. Ich rufe dich nachher an." Er küsste sie innig und da ich mir das echt nicht geben musste, wandte ich mich an Dylan und umarmte ihn zum Abschied.

Ich hoffte, dass das nach dem einen Tag nicht unangemessen war, doch er erwiderte die Umarmung. „Danke Dylan, dass du mir meinen ersten Schultag gerettet hast. Ich bin dir wirklich so dankbar und dank dir fühle ich mich jetzt schon wohl an dieser Schule. Es wird wohl eine ziemlich schöne Zeit hier werden. Bis morgen, unser erstes Fach haben wir ja auch schon wieder zusammen." „May, ich danke dir, dass du an diese Schule gekommen bist, denn so habe ich jemand Netten und Normalen gefunden, der mir hilft, den Schulalltag zu überstehen. Wir können uns ja auch mal außerhalb der Schule sehen, etwas Essen gehen oder ins Kino, als Freunde." Ich löste mich aus der Umarmung und lächelte ihn an. „Das wäre schön." Freunde konnte ich immer gebrauchen, vor allem, wenn ich hier neu war und deshalb jeden Tag etwas Unvorhersehbares geschehen konnte.

„Ach May, lass dich doch nicht auf diesen Loser ein. Er will nur in die Kiste mit dir und dich dann wie eine heiße Kartoffel fallen lassen und überall deine Geheimnisse verbreiten. Ihm kannst du echt nicht trauen." Ich wurde echt wütend und bevor ich noch etwas Dummes tun konnte und auf Sarah losgehen, packte ich Thomas einfach am Hangelenk und zog ihn in Richtung Parkplatz, ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich hoffte, dass Dylan auch die Fliege machen und das Weite suchen würde.

Thomas schien es nicht wirklich zu interessieren, was Sarah gesagt hatte, denn er kam nicht noch einmal darauf zurück. „Erzähle mir mal ein bisschen über dich. Was deine Hobbies sind", versuchte er mich lediglich im Auto in ein Gespräch zu verwickeln.

New Girl [Thomas Sangster FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt