2. Kapitel

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Hermine

Draco Malfoy war tot. Er hatte sich erhängt.

Immer wieder sagte sie diese Worte in Gedanken, doch das machte es nicht… wirklicher. Sie hatte Draco zwar seit der Schlacht von Hogwarts nicht mehr gesehen, aber sie hatte einiges von Harry gehört, der mit Draco im Ministerium die Ausbildung zum Auror absolviert hatte. 

Während sie in ihre Uniform schlüpfte, war sie in ihre Gedanken über Draco vertieft. Anscheinend hatte er sich bereits vor drei Tagen das Leben genommen und erst gestern hatte man ihn gefunden, mitsamt einem Abschiedsbrief. Sie wusste nicht genau, was darin stand, was sie nun aber wusste, dass Draco massive Depressionen gehabt hatte.

Sie verzog das Gesicht, als sie an ihre bevorstehende Aufgabe dachte – sie sollte sich als Mitarbeiterin der psychiatrischen Abteilung um Dracos Eltern kümmern. Ausgerechnet sie. Sie konnte die Entscheidung ihrer Chefin einfach nicht nachvollziehen, schließlich war sie in den Augen der Malfoys immer ein Schlammblut gewesen und sie war sich ziemlich sicher, dass Dracos Tod daran nichts ändern würde.

Heilerin Summer war anderer Meinung gewesen. 

„Sie werden den beiden gut tun“, hatte sie ihr gestern Nachmittag gesagt. „Wenn Sie sie betreuen, werden sie vielleicht endlich mal von ihren Vorurteilen wegkommen.“

Hermine schnaubte. So ein Schwachsinn! Gerade jetzt, wo sie trauerten, würden sie nicht mit einmal bessere Menschen werden. Lucius Malfoy würde vermutlich seine Trauer durch Beleidigungen an ihr auslassen und darauf hatte sie alles andere als Lust. Dracos Eltern taten ihr zwar leid, der Verlust des eigenen Kindes war furchtbar, aber deswegen wollte sie sich noch lange nicht um sie kümmern. 

Aber gut, sie war nun mal für diese Aufgabe eingeteilt, um 9 Uhr wurde sie im Malfoy Manor erwartet. Ihr graute schon davor, dort zu erscheinen, die Erinnerungen an das, was damals dort passiert war, waren noch sehr frisch. Automatisch fuhr sie mit ihrer Hand über das Wort „Schlammblut“, das Bellatrix Lestrange ihr damals mit dem Messer in den linken Arm geritzt hatte. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Wie konnte das St. Mungo ihr das antun? Sie hatte wirklich alle Argumente vorgetragen, weshalb diese Aufgabe nicht für sie geeignet war, sie hatte ihrer Chefin sogar die Narbe gezeigt, aber all das war nur auf taube Ohren gestoßen.

Hermine atmete tief durch und wischte sich die Tränen ab. Sie brauchte Kraft für das, was ihr bevorstand. Sie würde jeden Tag mehrere Stunden im Malfoy Manor verbringen, weshalb sie von ihren üblichen Schichten im St. Mungo befreit worden war, aber um ehrlich zu sein, würde sie viel lieber zehn Nachtschichten hintereinander einlegen anstatt sich um die Malfoys zu kümmern. 
Sei’s drum, jetzt konnte sie keinen Rückzieher mehr machen. Mit ihrem Heilerkoffer, in der sie hauptsächlich Phiolen mit verschiedenen Zaubertränken aufbewahrte, apparierte sie vor das schmiedeeiserne Tor von Malfoy Manor. Anscheinend gab es so etwas wie ein Erkennungszauber, denn sie wurde sofort hineingelassen. 

Langsam schritt sie die lange Einfahrt entlang, kalte Schauer liefen ihr über den Rücken. Sie musste sich zwingen, nicht an die Geschehnisse von damals zu denken. Am Eingang wurde sie von einem Hauself in Empfang genommen. 

„Miss Granger, vielen Dank, dass Sie gekommen sind!“, quiekte der kleine Elf. „Mr. Malfoy schläft allerdings noch. Das glaubt Mocky zumindest.“ 

„Nun, dann kann ich mich in der Zwischenzeit ja um Mrs. Malfoy kümmern“, antwortete Hermine, doch der Elf schüttelte den Kopf.

„Nicht notwendig, Miss, die Hausherrin ist vorrübergehend bei einer Verwandten eingezogen und wird von ihr betreut. Sie müssen sich nur um den Hausherrn kümmern.“

Fantastisch. Das waren wirklich tolle Neuigkeiten. Lucius Malfoys Ansichten waren um einiges radikaler als die seiner Frau. Sie hatte gehofft, sich mehr um Narzissa als um Lucius Malfoy kümmern zu können, aber nein… sie hatte natürlich das Pech, dass sie nur Dracos Vater abbekam.

Lucius Malfoy's Misery - LumioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt