4. Kapitel

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Eine Woche später, 20. Juni 2003

Hermine

Prüfend sah sich Hermine im Spiegel an. War ihr Outfit auch wirklich angemessen für Dracos Beerdigung? Sie hatte das teuerste und eleganteste schwarze Kleid angezogen, das sie besaß und trotzdem war es vermutlich nicht wertvoll, wenn man bedachte, wie reich die Malfoys waren. Aber sie würde sich sicher kein neues Kleid für die Beerdigung kaufen.

Die Beerdigung würde um 14 Uhr in der Nähe von Malfoy Manor stattfinden, in einer Kapelle auf einem Friedhof, auf dem viele Malfoys bereits bestattet worden waren. Sie würde allerdings nicht direkt zum Friedhof apparieren, sondern um 13 Uhr vors Malfoy Manor, wo sichergehen würde, dass alles seinen geregelten Gang ging.

Bis dahin hatte sie noch drei Stunden Zeit und sie würde versuchen, sich bis dahin ein wenig zu entspannen. Sie machte sich zum Frühstück Blaubeerpfannkuchen und eine Tasse Tee und verzog sich damit ins Wohnzimmer. Während sie frühstückte, dachte sie an die vergangenen sieben Tage.

Lucius Malfoy hatte es geschafft, die Trauer um seinen Sohn zuzulassen, hatte immer öfter seine Emotionen vor ihr gezeigt und ihre Hilfe angenommen. Hatte mit ihr über Draco gesprochen, über Erinnerungen, die fast alle negativ waren. Und er hatte sie nicht mehr Schlammblut genannt, was für sie ein großer Fortschritt war. Sie war sich sicher, dass sich ihr Verhältnis im Laufe der Zeit weiter verbessern würde, wenn auch sehr, sehr langsam.

Vorgestern war sie dann das erste Mal seit der Schlacht von Hogwarts Narzissa Malfoy begegnet. Sie erinnerte sich noch genau daran...

Flashback Anfang

Zum ersten Mal seit einiger Zeit stand Lucius in Dracos Zimmer. Hermine hatte ewig gebraucht, ihn dazu zu überreden, er hatte sich unter Tränen und Wutanfällen geweigert, diesen Schritt zu gehen. Doch nun waren sie drin und Lucius war weinend auf dem silbernen Teppich zusammengebrochen. Vorsichtig legte Hermine eine Hand auf seine Schulter und dieses Mal ließ er es zu. Ließ sich von ihr trösten, ohne dass Worte notwendig waren.

Auf einmal ging die Tür auf und Narzissa Malfoy stand im Zimmer. Malfoy und Hermine drehten sich beide um, doch Mrs. Malfoy sah nur Hermine an und sagte mit leiser gebrochener Stimme: „Miss Granger, ich würde gerne mit Ihnen sprechen."

„Natürlich, Mrs. Malfoy", erwiderte Hermine. „Mr. Malfoy, ich bin sofort wieder bei Ihnen, okay?"

Der blonde Mann nickte nur, brachte kein Wort hervor und schluchzte weiter. Leise verließ Hermine mit Narzissa Malfoy Dracos Zimmer. Sie sah schrecklich aus, man sah, dass sie abgenommen hatte. Tiefe Schatten lagen unter ihren Augen.

„Zuerst einmal möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen für das, was Ihnen damals hier im Manor passiert ist", flüsterte Mrs. Malfoy. „Ich wünschte ich hätte es verhindert, doch ich war zu feige damals. Ich hoffe, Sie können mir verzeihen, dass ich nichts getan habe."

Diese Worte hatte Hermine nicht erwartet. Sie hatte die hochnäsige Narzissa Malfoy erwartet, die sie einst gekannt hatte, doch die schien mit Draco gestorben zu sein.

„Ich verzeihe Ihnen, Mrs. Malfoy", antwortete Hermine. „Sie hätten damals nichts tun können, ohne Ihr eigenes Leben oder das Ihres Sohnes und Mannes zu riskieren. Aber hier geht es nicht um mich. Ich möchte Ihnen mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken. Draco war immer ein guter Mann, das weiß ich."

„Vielen Dank, Miss Granger, das ist sehr nett von Ihnen", schniefte Mrs. Malfoy. „Ich... also... weswegen ich eigentlich mit Ihnen sprechen wollte...ich werde mich von meinem Mann scheiden lassen und wollte Sie bitten, ihm dies von mir mitzuteilen."

Lucius Malfoy's Misery - LumioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt