6. Kapitel

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Hermine

Die Scheidung von Narzissa wurde hauptsächlich über die Anwälte von Lucius durchgeführt, Hermine sah sie kein einziges Mal mehr im Manor selbst, sie konnte es verstehen. Irgendwann wurden ihre Sachen abgeholt, teure Kleider, Möbel, Schmuck und einiges mehr. Lucius erzählte ihr, dass sich der Prozess wohl noch einige Monate hinziehen würde, aber sie ziehe bereits zu ihrer Verwandten, bis sie etwas eigenes gefunden hatte. 

Hermine bemerkte, dass die ganze Sache trotz seiner Erleichterung an Lucius nagte, denn wie es schien, planten Narzissa und ihr Anwalt, eine große Geldsumme von Lucius zu bekommen, es brach ein regelrechter Rosenkrieg aus.

"Ich hätte diese Frau niemals freiwillig geheiratet", regte sich Lucius eines Nachmittags auf. "Auch wenn sie mich nie geliebt hat, an meinem Vermögen war sie immer interessiert."

"Wie schätzt dein Anwalt die Chance ein, dass sie das geforderte Geld bekommt?", fragte Hermine, während sie Lucius und sich eine weitere Tasse Tee einschenkte.

"Es ist sehr wahrscheinlich", erwiderte Lucius grimmig. "Ich werde dadurch zwar nicht gerade arm, aber es ist dennoch viel Geld. Vor allem verschwendetes Geld!"

Während sie weiter über die Scheidung sprachen, zog ein riesiges Gewitter auf, das sich gerade dann entlud, als Hermine nach draußen zum Apparierpunkt gehen wollte.

"Bleib doch zum Abendessen, in der Zeit wird das Gewitter weiterziehen", bot Lucius ihr an. Ein heftiger Donner ließ die Scheiben der großen Fenster des Salons klirren und Hermine nahm Lucius' Angebot dankend an. Bei diesem Wetter wollte sie nun wirklich nicht hinaus gehen, auch wenn es nicht allzu weit war bis zum Apparierpunkt. Bei so heftigem Regen wäre sie innerhalb von wenigen Sekunden komplett durchgeweicht.

Also gingen sie zurück in den Salon, wo sie sich weiter unterhielten, nun jedoch nicht mehr über die Scheidung, sondern mehr über Hermine. In den letzten Wochen hatte Lucius immer mehr Interesse daran gezeigt, sie besser kennenzulernen, was ihr bewiesen hatte, dass er sich wirklich ändern wollte.

Hermine musste auch zugeben, dass Lucius ein wirklich sehr interessanter Gesprächspartner war, der sehr gebildet und immer über alles Aktuelle informiert war. Sie konnte mit ihm sowohl über medizinische Dinge reden als auch Politik, Geschichte und Gesellschaftliches. Irgendwie konnte sie nicht so recht glauben, dass dieser Mann, der Muggel immer verachtet hatte, nun so freundlich zu ihr war, aber es freute sie natürlich. Und irgendetwas an ihm faszinierte sie, doch sie konnte nicht sagen, was es war - seine angenehme Stimme vielleicht oder seine grauen Augen? Moment mal, warum dachte sie an seine Augen? Schluss damit! 

Zum Glück wurde sie von diesen merkwürdigen Gedanken abgelenkt, indem Lucius sie fragte, was sie zu Abend essen wollte. 

"Nun, da du der Gastgeber bist, bestimmst du das natürlich", antwortete Hermine.

"Jetzt sei nicht so, was isst du gerne?", meinte Lucius und zwinkerte ihr zu.

"Na gut, also, ich liebe eigentlich alles, was mit Nudeln zu tun hat."

Lucius rief nach Mocky, der auch direkt auftauchte. "Mocky, die Dame hier bleibt heute zum Abendessen, koch  Bandnudeln in Lachs - Sahne - Soße."

"Also, zu deinem Hauselfen könntest du schon ein bisschen netter sein", wandte Hermine ein.

Der kleine Elf sah sie an und verbeugte sich. "Keine Sorge, Miss, ich bin das gewohnt. Wann wünschen die Herrschaften zu essen?"

"Eigentlich kannst du direkt anfangen mit dem Kochen, es ist bereits 17:30", sagte Lucius und fügte noch hinzu: "Danke."

Mit einer weiteren Verbeugung verschwand der Elf. Hermine nickte anerkennend. 

"Sehr gut, Lucius. So darf das gerne weitergehen."

"Warum hast du eigentlich keine Ausbildung in der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe angefangen? Ich glaube, das hätte sehr gut zu dir gepasst."

Und schon entstand eine Diskussion über Ausbildungsmöglichkeiten, die bis zu dem Zeitpunkt anhielt, an dem Mocky die beiden zu Tisch bat.  Lucius führte sie aus dem Salon in ein riesiges, aber gemütlich eingerichtetes Speisezimmer, in dem eine lange Tafel am hinteren Ende für zwei Personen edel gedeckt war. Hermine konnte sofort sehen, dass Teller, Gläser und Besteck aus feinsten Materialien bestanden. Die Gläser waren bereits mit Rotwein gefüllt.

"Ist du auch alleine in diesem Raum?", frage Hermine verblüfft, als sie sich setzten.

"Nein, ich esse eigentlich immer in meinem Arbeitszimmer, dieser Raum ist nur für Gäste gedacht", erwiderte Lucius mit einem kleinen Lächeln und tat zuerst ihr dann sich selbst eine Portion der lecker duftenden Nudeln auf. 

"Beeindruckend", kommentierte Hermine. "Na dann... Guten Appetit und danke noch mal für die Einladung."

"Guten Appetit Hermine und gern geschehen."

Sie stießen an und machten sich dann über die Nudeln her. Sie schmeckten wirklich fantastisch, Hermine nahm sich vor, Mocky das zu sagen, wenn sie ihn das nächste Mal sah. Auch der Rotwein war unglaublich gut (und vermutlich wahnsinnig teuer) und so wurden aus einem Glas drei Gläser. Ein Fehler. Hermine hatte schon lange keinen Alkohol mehr getrunken, weshalb ihr nach dem Essen ziemlich schwummerig war.

"Ich glaube, ich mache mich mal lieber auf den Heimweg", murmelte sie und stand stark schwankend auf. Sofort war Lucius zur Stelle und stützte sie, damit sie nicht hinfiel.

"Ich sollte dich nach draußen begleiten", murmelte er. "Nicht, dass dir noch etwas passiert. Ich wusste nicht, dass du so wenig Alkohol verträgst."

"Schon gut, es ist meine Schuld, ich habe ewig nichts mehr getrunken. Eigentlich hätte ich gar keinen Wein trinken dürfen, das hier ist meine Dienstzeit. Na ja, ist auch egal, jetzt ist es schon zu spät." Sie kicherte. "Eigentlich ist es ganz witzig, mal wieder angeheitert zu sein."

Lucius schmunzelte. "Ich werde schon nichts verraten."

Er half ihr, ihre Jacke anzuziehen und führte sie langsam nach draußen. Das Gewitter war inzwischen tatsächlich weitergezogen, auch der Regen hatte aufgehört und die abendliche Sonne kam langsam hinter den Wolken hervor.

"Danke noch mal für das Essen", sagte Hermine lächelnd und  hielt sich an Lucius' Arm fest, damit sie nicht umfiel. "Und für die interessanten Gespräche. Wie immer in letzter Zeit."

"Ich danke dir, Hermine", antwortete Lucius mit sanfter Stimme. "Du hast mir geholfen, wieder einigermaßen auf die Beine zu kommen und an mir zu arbeiten. Du hast mich ins Leben zurück gebracht.

Und bevor Hermine wusste, wie ihr geschah, hatte Lucius seine Lippen auf ihre gedrückt.  







Lucius Malfoy's Misery - LumioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt