8. Kapitel

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Hermine

"Du bist... was?"

Hermine öffnete ihre Augen wieder, Ginny sah sie schockiert an. 

"Jaaa, ich weiß, es ist komplett verrückt, aber die letzten Wochen..." Sie erzählte ihrer besten Freundin, wie sie zur Erkenntnis gelangt war, dass sie Gefühle für Lucius hatte.

"Und gestern... gestern hat er mich geküsst und ich habe ihn weggestoßen. Weil ich es nicht erwartet hatte. Zu dem Zeitpunkt... war mir noch nicht klar, dass ich Gefühle für ihn habe."

Ginny war erst einmal vollkommen sprachlos, doch schließlich antwortete sie: "Also... ich habe ja mitbekommen, dass er sich wohl ändert, aber dass... dass du dich in ihn verliebst, hatte ich nun nicht erwartet."

"Ich auch nicht", seufzte Hermine. "Ich meine, ich muss ab und zu immer noch an alles denken, was er uns allen angetan hat, aber ich erlebe ihn ja jeden Tag... er ist wirklich ganz anders als früher und irgendwie hat sich da was in mir angebahnt. Die Frage ist, was ich jetzt machen soll..."

"Hör auf dein Herz", meinte Ginny. "Ich bin kein Fan von Lucius Malfoy, aber du scheinst dich ja mittlerweile wohl bei ihm zu fühlen und er scheint ja auch Gefühle für dich zu empfinden. Warum also versuchst du es nicht mit ihm?"

"Das St. Mungo ist im Weg", gab Hermine zu bedenken. "Wir dürfen nichts mit Patienten anfangen. Zumindest nicht während der Behandlungszeit."

"Aber du bist nicht im St. Mungo, du behandelst ihn ja bei sich daheim, da bekommt es ja keiner mit. Und nach der Behandlung könnt ihr ja offiziell miteinander ausgehen."

"Wäre aber sehr verdächtig... die würden ja sofort denken, wir hätten schon während der Behandlung angebandelt!"

"Schhh!" Ginny legte Hermine einen Finger auf die Lippen. "Hör auf, so viel nachzudenken. Das war schon immer deine Schwäche. Du benutzt immer nur deinen Kopf, nicht dein Herz. Du gehst heute dahin und tust einfach das, wonach deinem Herzen ist. Was wäre das im Moment?"

Hermine wusste, dass Ginny Recht hatte. Sie war eher der Typ Verstand, aber in diesem Fall war das wirklich nicht hilfreich.

"Ich würde ihn am liebsten küssen", gab Hermine errötend zu. 

Ginny grinste. "Na siehst du. Du tust heute einfach das, was du tun willst, glaub mir, es wird schon gut gehen. Immerhin weißt du ja nach gestern, dass er nichts gegen einen Kuss hätte."

Hermine umarmte Ginny fest. "Danke, dass du mir zuhörst und Ratschläge gibst. Du bist und bleibst einfach meine beste Freundin."

Ginny lächelte. "Gerne doch, dafür sind Freunde doch da! Ich muss jetzt aber leider los, wir haben um 11 Quidditch - Training und ich muss mich noch fertig machen. Wir machen ganz bald wieder was, ja?"

"Klar, sag einfach Bescheid, wenn du mal kein Spiel oder Training hast, wir telefonieren dann einfach", erwiderte Hermine.

"Genau! Und du musst mir sofort 'ne SMS schreiben nach heute!" Mit einem Augenzwinkern disapparierte die Rothaarige.

Hermine sah auf ihre Armbanduhr. Noch 90 Minuten, bis sie zum Manor apparieren musste. Nach dem Gespräch mit ihrer besten Freundin war es eigentlich eindeutig, was sie heute tun würde, aber würde sie das einfach so schaffen? War sie mutig genug, Lucius von sich aus zu küssen? Um sich von diesem Gedankenkarrussel anzulenken, schaltete Hermine den Fernseher ein und schaute sich eine Soap Opera an, bis es Zeit war, zu apparieren.

Als sie bei dem Apparierpunkt auftauchte, schlug ihr Herz bis zum Hals. Sie hatte keine Ahnung, was heute passieren würde. Wie Lucius auf sie reagieren würde, nachdem sie ihn gestern zurück gewiesen hatte.  Wie immer wurde sie von Mocky in Empfang genommen, sie hatte das Essen gestern nicht vergessen und lobte ihn dafür, wie sie sich vorgenommen hatte. Der kleine Elf freute sich sichtlich und erwiderte:

"Sehr gern geschehen, Miss! Es war Mocky eine Freude, für Miss zu kochen. Vielleicht bleiben Sie ja heute wieder zum Abendessen?"

"Mal sehen", murmelte Hermine.

"Das hoffe ich doch", ertönte Lucius' samtene Stimme von der Treppe. 

Ihr Herz machte einen Salto rückwärts, als sie sich ihm zuwandte und in seine grauen Augen sah, während er die Treppe hinunterkam. 

"Hermine, es tut mir wirklich leid, was da gestern passiert ist, ich hätte nicht..."

Hermine unterbrach ihn, indem sie das tat, was ihr Herz ihr sagte - sie ging auf ihn zu, zog ihn zu sich und küsste ihn, ohne weiter nachzudenken. Die Nervosität verflog sofort, ihr Kopf schaltete sich aus. Einen Augenblick lang war Lucius starr vor Überraschung, dann legte er seine Arme um ihre Hüften und erwiderte den Kuss. Während sie sich küssten, atmete Hermine den betörenden Duft von Lucius ein. Dieser Mann war der Wahnsinn, absolut kein Vergleich zu Ron und Viktor, den einzigen Männern, die sie je geküsst hatte. Sie lösten sich erst wieder von einander, als ein leises Klatschen ertönte.

Erstaunte blickten sie zur Seite - Mocky stand da mit Tränen in den Augen und einem Lächeln in den Augen. 

"Bravo!", piepste er und klatschte noch einmal. "Mocky hat geahnt, dass mein Herr und die schöne Miss eines Tages zueinander finden würden."

Hermine lachte verlegen und Lucius sagte: "Danke, Mocky. Würdest du uns nun bitte alleine lassen?"

"Natürlich! Ach, ich freue mich so!", quiekte der Elf und verschwand.

Sie wandten sich wieder einander zu.

"Du schuldest mir eine Erklärung für diesen Überfall", sagte Lucius gespielt streng, während er sie wieder an sich zog. 

"Na ja, ich... ich war verwirrt gestern. Erst einmal. Dein Kuss... hat mich überrumpelt, aber als ich dann daheim war, ist mir klar geworden, dass... das mir der Kuss gefallen hat. Sehr sogar. Und... und mir ist auch klar geworden, dass ich mich in den letzten Wochen..." Hermine holte tief Luft.

"Ja?", half Lucius ihr mit sanfter Stimme. Seine grauen Augen schienen zu glühen. 

"Ich habe mich in dich verliebt, Lucius", flüsterte Hermine, ohne ihn anzuschauen. 

Vorsichtig hob Lucius ihr Kinn an, sodass sie ihn wieder ansehen musste. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als er antwortete:

"Und ich mich in dich, Hermine."


Lucius Malfoy's Misery - LumioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt