94) Der Tod ist nur ein Moment

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(Ein Song den ihr beim lesen hören könnt, ist Mega schön ☝🏼)

Meine Schuhe klackerten  unüberhörbar auf dem teuren Marmor, als ich auf dem Weg zu James Büro war. Mein kurzes, schwarzes Kleid fühlte sich fremd auf mir an. Meine tiefen Augenringe konnte ich leider nicht mit meinem Make up überdecken, dafür sitzt der Schmerz einfach zu tief.

Als ich endlich vor der Tür stand, klopfte ich leise und wartete auf ein „herein". Doch als auch nach ein paar Minuten nichts kam, öffnete ich die Tür vorsichtig und trat herein.

„James? Alles ok bei dir?", fragte ich leise und ging weiter auf ihn zu. James stand vor dem Fenster, sein Gesicht konnte ich nicht sehen, aber ich wusste, wie mitgenommen er war.

Sanft legte ich meine Hand auf seine Schulter, als er danach zu mir sah.

„Oh Maria...entschuldige ich habe dich nicht gehört...ist der Wagen bereit?", fragte er leise. Ich nickte bloß und nahm danach seine Hand in meine, James war all die Jahre wie ein Vater für mich. Und jetzt werde ich für ihn da sein, in diesem schweren Stunden. Er drückte meine Hand ebenfalls, jedoch blieb der verletzte Gesichtsausdruck.

„Wie geht es ihm?", fragte James  und drehte sich ganz zu mir.

„Er ist am Boden zerstört...ich hab versucht ihn zu trösten...aber er hat einen geliebten Menschen für immer verloren. Ich kenne den Schmerz, er braucht Zeit für sich.", meine Stimme zitterte und eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus. Plötzlich nahm James mich in den Arm, ich spürte etwas nasses an meinem Hals.

„Es ist alles meine Schuld! Ich hätte sie beschützen müssen!", schluchzte James. Das war das aller erste mal, dass ich James weinen gesehen habe.

Auch mir kamen wieder die Tränen, wir beide weinten...selbst der Himmel draußen weinte.

Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, lösten wir uns voneinander.

„Wir müssen los, die anderen warten alle.", sanft zog ich ihn mit mir nach draußen. Adam und Samuel liefen eilig auf ihren Vater zu, beide umarmten James und wir stiegen ein. Adam und Samuel hatten beide einen schwarzen Anzug an, genau wie James. Auf der Fahrt redete keiner, der Regen knallte erbarmungslos auf die Fensterscheibe. Mein Blick wanderte zu Adam, der am Steuer saß, seine Augen hatten ebenfalls dunkel Augenringe. Bei Samuel sah es nicht besser aus, in dem Moment zog sich mein Herz zusammen.

Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie tot ist!

Wie es ihm wohl gehen muss? Es ist schrecklich eine geliebte Person zu verlieren!

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Als wir am Friedhof ankamen, spannten uns die Bedienstete gleich einen Schirm beim aussteigen, damit wir nicht nass würden. Mit einem Kloß im Hals liefen wir zu den anderen Trauergäste. Wir begrüßten uns alle, es dauert eine Weile, da es viele Menschen waren. Soviel Menschen wie ich es noch nie gesehen habe. Ich blickte mich um, aber sah Jake nirgendwo!

Langsam ging ich zu Kate, die stumm in einer Ecke stand, zum ersten Mal lächelte die alte Frau nicht. Sie hatte es ebenfalls sehr getroffen.

„Kate? Alles Okey?", fragte ich vorsichtig und nahm ihre Hand sanft in meine. Die alte Frau sah zu mir, ihre Augen voller Tränen.

„Sie war doch noch so jung...", wimmerte sie. Sofort schloss ich Kate in eine Umarmung, sie hatte den Tod nicht verdient.

„Granny, hast du Jake gesehen?", fragte ich nachdem wir uns lösten. Sie wischte kurz über ihre Augen, bevor sie sprach.

„Jake ist noch im Krankenhaus, seine Wunden sind noch frisch. Er schafft es nicht zu kommen...er ist sehr erschüttert.", erwiderte sie und ich nickte dankend.

Ich muss jetzt zu Alessandro, die Beerdigung musste gleich beginnen.

Suchend lief ich durch die Trauernden Menschen, wo bist du Alessandro? Gerade als ich dachte, ich finde ihn nicht mehr rechtzeitig, sah ich ihn. Er stand ganz vorne, der Regen tropfte gnadenlos auf ihn nieder, er hatte seine Hände in seinen Hosentaschen vergruben.

Ich machte mich auf dem Weg zu ihm, leise stellte ich mich daneben. Ich nahm seine Hand und verschränkte sie mit meiner.

„Es ist meine Schuld! Ich war nicht schnell genug! Maria-", er brach ab. Plötzlich sah er zu mir, seine roten Augen, füllten sich erneut mit Tränen.

„Ssschhh...", ich schüttelte leicht den Kopf, legte sanft meine Hand auf seine Wange. Versuchte ihm so den Schmerz zu nehmen, doch ich konnte es nicht. Mein Herz war ebenfalls von dunklen Wolken bedeckt, aber ich musste stark bleiben.

„Liebe Familie, liebe Trauergemeinde...", ertönte nun die Stimme des Priesters vor uns. Alle Gäste versammelten sich nun um den Sarg vor uns, Blumen waren verteilt. Und ein riesiges Bild stand neben ihrem Sarg. Auch mir kamen wieder Tränen, sie ist weg für immer!

„Nichts ist gewisser als der Tod – nichts ist ungewisser als seine Stunde. Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Wenn ihr mich sucht, sucht in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, lebe ich in euch weiter.", Alessandro drückte meine Hand etwas fester. Diese Worte müssten schwer für ihn sein!

„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen...", sprach der Priester und machte eine kleine Pause. Dabei sah er uns alle kurz an, nur der Regen war zu hören.

„So lasst uns dieser armen Seele, den Frieden schenken...den sie verdient hat."

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Nach der Trauerfeier und dem Begräbnis, waren alle Leute schon weg. Die einzigen die hier noch standen, waren Alessandro und ich.

„Schatz, wir müssen gehen!", ich wollte ihn von dort weg ziehen, doch Alessandro löste sich von mir.

„I-ich kann das nicht! Sie war alles was ich hatte!", flüsterte er leise.

„Ich weiß...aber wir müssen jetzt gehen. James braucht uns.", ich legte meine Hand auf seine Wange. Stumm nickte er und nur langsam ging er zum Auto. Ich sah zum letzten Mal auf das Grabstein.

Miranda Silver
23.04.72 - 16.05.18
In liebe Erinnerung an eine wundervolle Ehefrau und Mutter

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter, als ich an Miranda's Unfall dachte. Sie wollte Clarissa überfahren, doch Jake schupste sie noch rechtzeitig zur Seite. Jake hatte sich den ganzen Rücken aufgeschürft, er liegt immer noch im Krankenhaus. Aber Gott sei dank ist Clarissa nichts passiert, dem Baby geht es auch gut.

Nur Miranda ist direkt in einem Baum gekracht, ob es Selbstmord war oder ein Unfall, das werden wir nie erfahren....

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Nicht überarbeitet!
Viel Spaß beim lesen, über Kommentare und Feedback würde ich mich freuen. ^^

Marionette ~ Zwangsheirat mit einem Badboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt