15. Abschied

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Tränen tropften meine Augenwinkel hinab als ich den Blondhaarigen fest in meinen Armen hielt. Auch mein Freund hatte sich schmerzhaft fest an meinen Rücken gekrallt. Samstag. Es war gerade mal sechs uhr morgens und doch spät. Zu spät. Der Mond schien noch immer auf uns herab und ein paar Meter weiter das Taxi welches auf ihn wartete.
"Ich will dich nicht loslassen babyboii...", Kostas sagte nichts. Doch spürte ich seine Tränen an meiner Halsbeuge. "Ich liebe dich", murmelte er fast lautlos und ich schluckte. Seine Stimme war so voller Schmerz. Er wollte das nicht. Kostas stand mit dem Rücken zum Waisenhaus, also konnte ich meinen Blick an die erleuchteten Fenster niederlassen. Es war ein Warmes Licht und überall standen kleine Schatten an den Fenster und schauten auf uns herab. Die anderen Kinder...

Vorsichtig löste Kostas seine Umarmung und schaute auf den Boden. "Wir schreiben, oder?" "Jeden Abend", Kostas bückte sich leicht um seine Koffer nehmen zu können und wollte sich von mir abwenden. Verwirrt schaute ich ihn an und hielt ihn am Handgelenk fest. Vorsichtig schaute er auf unsere Hände ehe er mich anschaute. "Mik...", ohne was zu sagen zog ich ihn an mich und presste meine Lippen auf seine. Ich bemerkte die immer mehr werdenden Tränen an seinen Wangen herunterlaufend und ohne zu überlegen ließ er die Koffer fallen und schlang seine Arme um meinen Nacken.

Ein dumpfes Geräusch hinterließen die Koffer und als das Hupen des Taxifahrers ertönte schluchzte Kostas auf und presste sich enger an mich.
Meine Hände hatte ich um seine Hüfte geschlungen und ich wusste nicht ob ich ihm weh tat, aber so fest wie ich ihn an mich drückte war schon nicht mehr gesund. Auch mir liefen bei dem Gedanken ihn erstmal nicht mehr zu sehen immer mehr Tränen hinab. Mein Kopf, mein Herz, meine Seele bestanden nurnoch aus dem Jungen vor mir.

'Halt fest was du magst, doch lass gehen was du liebst. Wenn es dich auch liebt kommt es zurück'

Es stimmte. Ich würde ihn gehen lassen, weil ich ihn liebe, doch werde ich immer auf ihn warten.

Das zweite Hupen ertönte und langsam löste ich mich von ihm.
"Du musst gehen...", hauchte ich gegen seine Lippen, doch Kostas Satz ging erneut in einem Schluchzen unter.
"I-Ich will dich nicht verlassen!"
"Es wird nicht lange sein. Denk an mein Versprechen Babyboii", ich nahm seine Hand in meiner und hauchte dieser einen Kuss auf den Handrücken, ehe ich auf den silbernen Ring deutete. "Ich werde immer auf dich warten. Bis zu meinem letzten Atemzug. Das schwöre ich dir hoch und heilig"

Kostas nickte vorsichtig, ehe er mir nochmal kurz einen Kuss auf die Lippen drückte. "Ich liebe dich so sehr Miki...", hauchte er gegen meine Lippen ehe er mit schnellen Schritten seine Koffer nahm und mit einem Blick zum Waisenhaus und ein letzter Blick zu mir die Koffer in den Kofferraum verstaute und auf den Rücksitz stieg. Leicht lächelte er mich unter Tränen an und winkte kurz ehe er die Tür schloss.

Ohne weiteres zu sagen fuhr der Fahrer mit meinem Freund los und ließ mich alleine vor dem Waisenhaus. Dieser Moment, als ich das Taxi, was ihn zum Bahnhof bringen sollte, nicht mehr sah, machte was mit mir. Ich fühlte mich kalt. Nicht diese angenehme kälte die Kostas hatte, nein. Die allein gelassene, zerstörende Kälte, welche in mir tobte.

"Willst du nicht reinkommen? Hier draußen ist es doch viel zu kalt..." ein Mädchen, vielleicht um die 19 stand vor mir. Ich hatte sie zuerst garnicht bemerkt, doch ihr nettes lächeln überredete mich mit rein zu kommen. Ohne Kostas wüsste ich eh nicht, was ich tun sollte.. Leicht nickte ich ihr zu und wir gingen ins Waisenhaus. Sofort wurde mir warm. Zwar nur äußerlich, aber mir wurde warm. Ein paar Kinder und Jugendliche saßen im Eingangsbereich und unterhielten sich. Aber warum waren sie schon so früh wach?

"Setz dich doch zu den anderen. Ich hol dir einen Kakao", kurz lächelte ich ihr Dankend zu und setzte mich auf die gegenüberliegende Couch von den anderen.
Als ich mich hinsetzte sahen sie mich verwirrt an. Noch immer wischte ich mir die Tränen weg und schaute auf den Boden.
"Kennen wir dich?", ich hob meinen Kopf und sah in das Gesicht eines Blondhaarigen Mädchen. "Nein...", sagte ich leise und schaute nochmal zur Tür, in der Hoffnung, dass Kostas doch noch durch die Tür kam, doch wurde ich enttäuscht.

"Und wie heißt du?", diesesmal ein, vielleicht 15 jahre alter Junge welcher mich dies Fragte.
"Mik", "der Mik von Kostas?!", Ohne was zu sagen nickte ich, doch hob ich endgültig meinen Kopf.

"Er wollte nicht gehen glaub mir... er hat sich hier zwar nicht wohl gefühlt, aber wegen dir allein ist er geblieben.", Erschrocken drehte ich mich um und sah in das traurig lächelnde Gesicht von dem Mädchen. Sie hielt mir eine Tasse hin, welche ich dankend annahm.

Das Mädchen ließ sich neben mir nieder. "Ich bin übrigens Peggy" die Blondhaarige lächelte mich an. Mein Blick ging weiter zu dem Jungen. "Niklas", meinte er kurz und knapp. "Laura", die ca. 19 jährige nippte einmal an ihrer Tasse und schaute mich an.

"Kostas hatte mal über mich geredet?", fragte ich ohne auf die Namen überhaupt reagiert zu haben.
Peggy lachte auf. "Mal von dir geredet? Glaub mir, wenn er denn mal bei uns war hat er nur über dich gesprochen!" Diese Antwort ließ mich Lächeln. Er hatte über mich geredet..

"Oh man. Du kannst dir garnicht vorstellen wie sehr er damit nerven konnte. Kostas ist so sehr in dich verknallt, dass habe ich bei dem noch nie gesehen. Bis vor einem Monat war er noch ein Eiswürfel" Niklas Aussage ließ mich lachen.

"Warst du sein Zimmernachbar?" Der Braunhaarige nickte.

"Jetzt sei nicht so! Das war bei ihm einfach nur süß. Ich weiß noch, wie er vor wenigen Wochen hier morgens gegen halb zwölf antanzte und völlig weg vom Fenster war. Er hat die Ganze Zeit nur davon geschwärmt wie schön der Kuss am See war", Niklas schnaubte und Peggy schaute ihn genervt an.
"Seid froh, dass er euch nur über den Kuss informiert hat! Ich durfte mir im Zimmer weitaus intimeres anhören" Niklas schaute mich an und ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Verlegen grinsend kratzte ich mich am Hinterkopf. "Sorry das du dir das geben musstest", meinte ich leicht lachend und sowohl Laura als auch Peggy schauten uns beide ziemlich seltsam an. Sie wussten genau was wir meinten.
So kannte ich Kostas gar nicht... ich hätte nicht gedacht das er darüber mit anderen redet wenn er sonnst der Stille war. Ich alleine war der Grund, weshalb er offener wurde...

Der Gedanke ließ mich grinsen. Ich wollte gerade nach meiner Tasse greifen, als Peggy aufquitschte. Die Blondhaarige rüttelte den Braunhaarigen und zeigte auf meine Hand. "Ich hab's dir gesagt, aber du hast mir ja nicht geglaubt!" Verwirrt versuchte ich mir alles zusammen zu reimen, als ich an den Ring ab meinem Finger dachte.
"Ist ja gut", Niklas lachte und stieß Peggy leicht weg.

Aus den Minuten wurden Stunden die wir uns unterhielten. Aus den Stunden wurden Tage und auch aus diesen wurden Woche... ich hätte nicht Gedacht das ich mit Peggy, Niklas und Laura mir so tolle Freude machen würden. In allen war ein Stück von Kostas, was mich an ihn erinnerte und jedesmal durfte ich mir neue Geschichten über sein Leben, bevor ich rein platzte, anhören.

Und mit jeder neuen Geschichte verliebte ich mich ein Stück mehr in ihn...

•Kostory• Frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt