5. so anders

1.1K 78 10
                                    

Als ich wach wurde hörte ich ein ruhiges und gleichmäßiges Atmen neben mir. Ich hatte Kostas zu mir nach Hause getragen und ihn dort umgezogen. Es war schön zu wissen das er jetzt wieder in Ruhe atmen konnte und nicht unterkühlt war.

Vorsichtig und langsam drehte ich mich um und sah direkt in Kostas Gesicht. Seine Lippen waren nicht mehr verfärbt und generell hatte er wieder eine Gesündere Hautfarbe. Mein Gegenüber hatten sich komplett in die Decke gekuschelt. Es war ja auch ziemlich kalt.
Leicht näherte meine Hand sich seiner Wange und strich darüber. "Was ist nur mit dir...", hauchte ich leise und als er sich kurz bewegte zog ich ruckartig meine Hand weg. Was ist nur mit ihm passiert? Lag es echt nur an seinem schlimmen Outing oder steckte mehr hinter diesem Jungen? Mein Herz fühlte sich in dem Moment an als wäre er einen Marathon gelaufen und ich hatte Angst das er das Schlagen hören würde. Verdammtes Herz!

Mein Blick ging zu den Fenster. Ich atmete laut aus als ich sah, das die Vorhänge zugezogen waren. Verwirrt schaute ich mich um. War meine Mutter hier drinne? Ich war das nicht gewesen und tatsächlich. Meine Zimmertür war einen Spalt breit geöffnet und ich seufzte. Warum konnte ich nicht einmal meine Ruhe haben ohne, dass sie jeden Abend noch mal ins Zimmer kam. Warum konnte sie mir keine Privatsphäre lassen? Vorallem wenn ich 'Besuch' hatte. Mein Blick ging zurück zu dem Blondhaarigen welcher seelenruhig schlief. Ob er wohl wieder gehen würde, wenn er wach wird? Bestimmt... aber warum war er in der Nacht so anders? Warum wollte er nicht meine Hand nehmen? Hatte er immernoch diesen Hass mir gegenüber? Ich hatte ihm doch nie was getan! Aber wenn er lieber im Eiswasser erfrieren oder Ertrinken wollte anstatt mir seine Hand zu geben war das schon ernster...
Ich musste wissen was ihn so besonders, so anders machte. Warum wir uns in einen Moment so nah kamen, kaum den Blick voneinader wenden konnten und im nächsten uns so verhielten wie zwei Fremde. Als wäre ein Band zwischen uns welches wir verdrängen wollten, doch nicht konnten...

Kurz blieb mein Herz stehen, als Kostas sich erneut bewegte. Unsere Körper waren uns so nah und langsam öffnete er seine Augen. Ich vergaß zu Atmen, als ich in seine so warmen, haselnussbraunen Augen schaute. Kostas erstarrte als er mich sah, bewegte sich aber nicht. Es war so, als wäre er versteinert und wir beide hielten Blickkontakt. Selbst wenn ich mich von ihm abwenden wollte konnte ich nicht. Seine Augen, diese Wärme die sie auf einmal ausstrahlten fesselten mich und ich kam nicht von ihm weg. Es wäre als könnte ich in seine Seele blicken. Seine Seele, seinen Geist welcher so viel Schmerz, Wut, Kälte und doch so ein starkes warmes Gefühl ausstrahlte, dass ich dachte ich würde schmelzen und nie wieder von ihm wegkommen könnte.

Langsam ging meine leicht zitternde Hand zu seiner Wange und strich erneut so sanft und vorsichtig drüber. Kostas zuckte erschrocken weg. Sofort zog ich meine Hand weg "Sorry..." murmelte ich und Kostas lächelte kurz. Das Band zwischen uns angespannt und wäre fast gerissen, wenn dieses Lächeln nicht gewesen wäre.
Diese Stille erdrückte mich und meinen körper wohl oder übel und ich drohte zu ertrinken. Mein Körper fühlte sich so schwer an, als müsste etwas passieren was aber nicht geschah. Kostas atmete laut aus und ich richtete mich auf. Der Blei war verschwunden, von ein auf dem Anderen mal. "Wie viel Uhr haben wir?", Fragte er mich leise und ich schaute auf mein Handy.
"gleich 10 Uhr", er nickte und setzte sich so wie ich auf.

"Wieso bist du so zu mir? Warum bist du auf einmal so Eiskalt zu mir und dann wieder so unerträglich heiß... du machst mich damit verrückt" Meine Gedanken sprachen sich so flüssig über meine Lippen als wäre es einstudiert. Jede Silbe und jeder Buchstabe. Kostas schaute auf die Gegenüberliegende Wand wo mein Schreibtisch samt Grafiktablatt und Pc stand. Wieder eine erdrückene Stille. "I-Ich kann dir das nicht erklären. Noch nicht..."

"Ich dachte immer du hasst mich..." Kostas lachte leise und eine Gänsehaut bilde sich auf meinem erwärmten Körper. "Warum sollte ich ausgerechnet dich hassen? Du hast mir nie was getan... also nie wirklich" "Was meinst du mit nie Wirklich?", fragend schaute ich ihn an und er blickte mir kurz in die Augen ehe er sich wieder abwand. "A-Also da war di-" "Marik? seid ihr schon wach?" Ich biss meine Zähne aufeinander. Warum jetzt? Warum sie?! Ich schnaubte.
Meine Mutter riss die Tür auf und zog misstrauisch die Augenbrauen hoch. Stimmt... Kostas und ich hatten immernoch nichts an außer eine Boxershort. Auch Kostas schien das langsam zu realisieren, denn er schaute an sich herunter, ehe er mich mit leicht geröteten Wangen anschaute. So anders. So Süß und warm... warm wie eine leichte Flamme.
"Du siehst ja das wir wach sind. Kannst du jetzt wieder gehen?", fragte ich sie Zähne knirschend. Warum hatte sie diesen Moment versaut? Ich wollte wissen was ich Kostas anscheinend Angetan habe! Es gab nichts was mich in diesen Sekunden mehr interessierte. Obwohl... er interessierte mich. Er als Person und ich wollte ALLES über ihn wissen.

"Ja... natürlich. Dein Vater und ich möchten aber eine Erklärung für den Unangemeldeten Besucher" sprach meine Mutter und schloss wieder die Tür. Die Schritte verschwanden in der Stille und wie waren ruhig. Zu ruhig meiner Meinung nach.
"Warte... Marik d-" "Nenn mich bitte Mik. Nur meine Eltern oder die Lehrer nennen mich Marik." Still nickte Kostas. Diese verfluchte Stille...
"Du hast mir das Leben gerettet..." hauchte Kostas und schaute mich mit großen Augen an. Augen die Geschichten erzählen konnten, seine Geschichten...
"Das war selbstverständlich! Ich kann doch nicht zulassen, dass du erfrierst." sagte ich, doch wurde ich gegen Ende immer leiser. "Nein! es ist halt nicht selbstverständlich! Ich habe dich immer, wirklich immer abgewehrt und nie mit dir gesprochen. Warum tust du dann so als würde ich dir was bedeuten?" Sein Blick wurde langsam wieder Kühl und seine Augen leicht glasig. Wie Eis welches langsam Brach. Wie das Eis, dass im eiskalten See unterging. Kostas stand mit wackligen Beinen auf. Ich tat es ihm gleich und in dem Moment war es uns total egal das wir nur in Boxer gegenüberstanden. "Sag mir! Warum tust du so als würde ich dir was bedeuten? Los! Sag es!" Fauchte Kostas. Ich wich zurück. Woher kam auf einmal diese Wut, dieser Hass und diese eiserne Kälte? Es fühlte sich an als würde in meinem Zimmer ein Schneesturm wüten und nicht eher ruhen, bis ich antwortete. Hatte das Gefühl ich würde unter seiner Aura erfrieren, doch war es nicht so. Ganz und garnicht. "Kostas..." Er ging ein Schritt auf mich zu. "Nein! Nicht Kostas, sag es mir!" Was sollte ich jetzt bitte sagen?! Ich war überfordert bis ich ihm wieder erwartend in die Augen schaute. Feuer gegen Eis. "Ich tu nicht nur so. Du bedeutest mir was, sogar mehr als mir gut tut. Jedes mal wenn du mich angeschaut hast war da trotz dieser Kälte eine starke Wärme in mir und ich wünschte das sie nie wieder aufhören würde. Du bist diese Schneeflocke die mir jeden Tag um die Nase tanzt und trotzdem kann ich dich nicht erreicht! Was hab ich dir getan?" hauchte ich und wand meinen Blick nun endgültig ab. Fokussierte alles, nur nicht ihn und auf einmal kam er zu mir. Ruckartig drückte er mich gegen die Wand. "l-lüg mich nicht an. Ich bedeute keinem was! Das tat ich noch nie und es wird auch niemals so sein!"

Das nächste was ich tat, war nur aus Reflex und doch aus verlangen ihm die Wahrheit zu sagen. Wollte nicht das er so schlecht über sich selbst dachte. Ohne zu zögern nahm ich sein Gesicht in meine Hände und legte meine Lippen auf seine...

•Kostory• Frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt