10. Freeze!

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"Bist du dir sicher?" Kostas nickte und rutschte näher an mich heran.
Ohne groß drüber nachzudenken legte ich einen Arm um ihn und zog Kostas noch näher an mich. Er seufzte genießerisch und lehnte seinen Kopf an meine Schulter an.

"Ich bin Waise..." gab er leise zu und ich erstarrte. "Was?" Innerlich hoffte ich mich verhört zu haben, doch so war es nicht. Sie hatten also alle recht gehabt...
"Du hast mich schon richtig gehört. Ich habe keine Eltern mehr."
"Wie? Warum? Seit wann?!" So sehr ich mich auch bemühte, bekam ich keine richtigen Sätzen heraus, aber auch ohne verstand er mich.

"Kannst du dich noch an letztes Jahr Winter erinnern? Da wo ich zwei komplette Wochen gefehlt hatte?"
Ich nickte. So lange schon? Ich erinnerte mich an den Eintrag von Kostas wo er über die sechs in Mathe geredet hatte. Das musste ja schon lange her sein, wenn seine Eltern da noch lebten.

"Es war anfang Dezember. Meine Eltern und ich waren mit dem Auto auf dem Weg zum Wald. Halt einen Baum hacken, wie mehrere aus der Nachbarschaft. Es war so stark am schneien und die Temperaturen waren Unmenschlich Kalt. Wir sind ohne es zu Wisse vom Weg abgekommen, aber Papa wollte weiter fahren, als ich ihn drauf hinwies. Er hatte mir versprochen, dass ich dieses Jahr endlich den schönsten Weihnachtsbaum jemals bekommen würde.

Ich weiß noch, wie Mama immer die peinlichen Weihnachtslieder im Auto gesungen hatte und dann war es still. Wir haben es nicht gesehen... wir sind in den gefrorenen See gefahren.
Ich konnte mich Unterwasser aus dem Auto befreien, aber Mama und Papa waren schon bewusstlos. Du glaubst ganricht was ich für eine Angst hatte. Ich hatte gespürt wie das Blut durch meine Adern schoss und zum ersten mal hatte ich richtig meinen Herzschlag gespürt. Ich sah dem Tot schon ins Auge, aber diese kälte... sie hatte sich so schön angefühlt. Hätte mich am liebsten treiben lassen.. doch dann fielst du mir ein. Alleine der Gedanke an dich hat mich überzeugt zu kämpfen. Auch, wenn es bedeutete ohne meine Eltern weiter zu leben. Du... du allein."

Kostas machte eine kurze Pause und blickte mir tief in die Augen. "Hatte mich komplett durchnässt und alleine aus dem Wald geschliffen. Ich hatte keine Kraft um Mama und Papa zu rufen, da ich wusste was sie waren. Tot. Sie waren tot.
Am selben Abend haben sie mich hier in das Heim gebracht."

Ich war sprachlos. Wie konnte einem nur sowas passieren?! Vorallem... ich erstarrte, als ich auf den See schaute.
"Kostas?" "Hmmm?" Stille.

"War es dieser See?" Kostas nickte und ich spürte etwas nasses. Ohne groß drüber nachzudenken zog ich ihn auf meinen Schoß und der Blondhaarige versteckte sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Seine Hände hatte er in meine Jacke gekrallt. Er fing an zu schluchzen und ich strich ihm über den Rücken.

"Ich bin bei dir. Ich werde immer bei dir sein... das verspreche ich dir hoch und heilig."
Kostas nickte wieder.
"Deshalb bist du jede Nacht hier? Hoffst du das sie wieder hier auftauchen?"
"I-Ihre Leichen wurden nie gefunden... ich hatte immer die Hoffnung ich würde sie finden. Sie wieder im Arm nehmen können."

Deshalb war er jede Nacht hier... deshalb hatte er keine Angst davor zu erfrieren. Es könnte nur gut für ihn werden. Hier war ich und dort, dort waren seine Eltern.

"Ich verspreche dir, dass ich immer auf dich aufpassen werde." Hauchte ich und drückte ihm ein Kuss aufs Haar.

"Es wird noch schlimmer..." sagte er leise und ich schluckte.
"Sehr wenige aus der Klasse haben es mitbekommen, darunter auch Ali. Jeden Abend schrieben er und seine Freunde das selbe Wort. Jedes mal hatte ich Angst das du mir dieses Wort schicken würdest."

"U-und welches?" Frage ich leise. Kostas schaute mir in die Augen.
"Freeze." Ich spannte mich augenblicklich an. Diese Stimme. Wieder so kalt und voller Hass. Als wäre es das schlimmste Wort was er je im Mund genommen hätte. Freeze... einfrieren...

Wie konnte ich nur mit solchen Idioten befreundet sein?! Wieso ist mir das nie selbst in den Sinn gekommen?!
Näher als ohne hin schon schog ich ihn an mich und legte meine Lippen auf seine. Ich schmeckte seine Salzigen Tränen, aber das machte mir nichts aus. "Ich schwöre das ich dich nie alleine lasse..." nuschelte ich als ich mich löste und ich sah ihm in die Augen. Diese Braunen, verweinten Augen welche in dem Moment wie das schönste auf der ganzen Welt schienen leuchteten mich nur so an.

"Ich liebe dich" hauchte er gegen meine Lippen ehe er sie erneut mit meinen Verband.
Es war ein Gefühl was ich nie wieder missen wollte. Der Schnee rieselte auf uns herab und nur die Äste über der Bank hielt uns davon ab, komplett zugeschneit zu werden. 
Und auch, wenn es eisig kalt war, waren seine Lippen das wärmste was ich mir in dem Moment hätte vorstellen konnten.

Und so schön es auch war, so toll dieser Moment auch ist, ging mir ein Wort nicht aus dem Kopf.
Ein verdammtes Wort...

Freeze.

•Kostory• Frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt