2. Kapitel

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Zusammen mit Piero ging ich zum grossen Marktplatz.Doch zuvor mussten wir unsere Zeremonieschwerter in die Waffenkammer bringen. Hier traffen wir auf den Waffen- und Schmiedemeister der Arena. Meister Alberto. Er war gerade dabei einige der Zeremonieschwerter zu schleifen. Als er uns sah, unterbrach Meister Alberto seine Tätigkeit und begutachtete uns. So wie er es immer tat. Wortlos stand er auf und nahm uns die Schwerter ab, um sie anschließend ebenfalls zu bearbeiten. Gesprächig war Alberto noch nie, was einem nach einiger Zeit nicht mehr auffiel.

Auf dem Markt schlängelten wir uns durch die Menschenmenge und hielten nach einer Gelegenheit zum sitzen Ausschau. Was sich als ziemlich schwierig erwies, da heute Sonntag war und sich viele Bewohner Sienas auf den Strassen befanden. Die meisten arbeitstätigen Menschen hatten Sonntag frei und somit genügend Zeit ihren freizeitlichen Geschäften nachzugehen. Am anderen Ende des Marktplatzes gingen die Menschen schlagartig auseinander. Als ich mich auf die Zehnspitzen stelle, konnte ich einige schwarze Rüstungen erkennen. Trotz des Tageslichts hatten sie Fackeln dabei. Während sich die Soldaten einen Weg durch die Menge bahnten, traten sie Körbe und Kisten der Händler um und nahmen keine Rücksicht auf niemanden. Auch Piero und ich sprangen zur Seite als die Soldaten des Königs an uns vorbei kamen. Durch das Ausweichmanöver verlor ich den Halt auf der gepflasterten Strasse und fiel Rückwerts in einen Marktstand hinein. Dadurch wurde die Patrouille auf mich aufmerksam und machte Halt. Der Hauptmann reichte mir seine Hand. Dankbar ergriff ich diese und zog mich hoch. Plötzlich holte der Hauptmann zum Schlag aus. Er zielte auf meine Magengrube. Von dem heftigen Schlag krümmte ich mich und sank auf die Knie. "Hat man euch nicht gelehrt, wie man sich gegenüber einem Hauptmann der Garde zu verhalten hat?" dröhnte die Stimme des Mannes. "Bislang bin ich noch keinem Hauptmann begegnet. Doch ich bezweifle, dass es gerechtfertigt ist auf die Bevölkerung einzuschlagen", entgegnete ich. Daraufhin bekam ich einen Tritt gegen die Hüfte. Ich klappte zusammen wie ein Messer und es wurde dunkel.

Als ich wieder zu Bewusstsein kam, lag ich auf einem Strohbett und war in ein Leinentuch eingewickelt. Wie lange lag ich hier schon? Wo bin ich überhaupt? Da entdecke ich Piero, der neben mir auf einem Stuhl saß. Ich versuchte mich aufzurichten. "Wo bin ich Piero?" flüstere ich. "Du bist in dem Hospital Santa Maria della Scala. Es sind zwei Tage vergangen seitdem du ..." entgegnete Piero. Ich ließ meinen Kopf wieder auf das Bett sinken. Zwei Tage. "Wann ist die Zeremonie?" fragte ich. Pietro schwieg. Ich versuchte ihn noch herausfordernder anzusehen. "Die Zeremonie ist morgen. Doch der Arzt hat angewiesen, dass du noch einige Zeit zur Erholung im Hospital bleibst." Ich atmete tief durch. Die letzten 10 Jahre habe ich damit zugebracht mich auf diesen Tag vorzubereiten und anschließend am Hofe eine anständige Ausbildung zu erhalten. Doch mit einem Schlag drohte meine Zukunft sich zu verunsichern. Was sollte denn dann aus mir werden? Meine Familie war verstorben als ich ca. 4 Jahre alt. Von diesen Moment an lebte ich in einem Waisenhaus in Siena. Seit dem sind über 12 Jahre vergangen. Ich hatte niemanden ausser Piero.

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