Kapitel 1

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Ich wohnte mitten in New York und arbeitete in einem kleinen Lebensmittelladen in der Bronx. Jeden Tag liefen hier 100erte von Leuten durch und einige fragten auch etwas.

Und dann kam er in den Laden. Geheimnisvoll, sexy und doch gefährlich. Er hatte lange dunkelblonde Haare, Muskeln zum umfallen, war bestimmt knapp zwei Meter groß und hatte eisblaue Augen. Sein Blick wirkte undurchdringbar, böse und wild.

Als er mich ansprach und nach Eiern fragte konnte ich vor Angst nichts sagen. Ich deutete nur in Richtung des Regals in der sie standen. Denn sprechen konnte ich nicht. Ich hatte aus irgendeinem Grund große Angst vor ihm, denn er strahlte etwas sehr unheimliches aus.

Er bedankte sich und streichelte mir aus unerfindlichen Gründen über die Wange und verschwand. Ich blieb wie erstarrt noch eine Weile stehen. Noch nie hatte jemand fremdes mir gegenüber die Frechheit besessen mir über die Wange zu streicheln. Und normalerweise hätte ich demjenigen dafür eine geknallt. Aber ihm gegenüber hatte ich mich das nicht getraut. Er war ein Typ der seinem Umfeld gehörig Angst einjagte.

Eins war mir aber klar. Mit dem Typ stimmte etwas nicht. Und das gewaltig. Hoffentlich würde ich den Kerl nie wieder sehen. Noch völlig verdutzt machte ich mich wieder daran, die Nudeln aufzufüllen.

Zum Glück hatte ich bald Feierabend. Den Rest des Tages musste ich nur an diesen komischen Typen da denken. Ich wusste nur, dass ich Angst vor ihm hatte und doch hatte mich irgendetwas zu ihm hingezogen, als er meine Wange gestreichelt hatte. Aber mein Verstand riet mir drängend, mich von ihm fern zu halten. Und daran würde ich mich halten.

Da ich Spätschicht hatte, war meine Schicht um 21 Uhr zu Ende. Nach Ladenschluss machten meine Kollegin und ich noch sauber und zählten unsere Kassen. Wir unterhielten uns nie großartig, denn ich hatte daran kein Interesse, dass hatte sie von Anfang an mitbekommen als sie mehrfach versucht hatte, sich mit mir zu unterhalten. Ich hatte früh gelernt, dass man immer alles für andere tat, aber wenn man mal jemanden brauchte niemand da war. Deshalb blieb ich lieber für mich alleine.

Um 21.25 Uhr verließen wir beide das Geschäft und sie schloss ab. Wir verabschiedeten uns und liefen jeweils in die Gegenrichtung davon. Nach dem ich zwei Blocks weiter war, kam es mir vor, als würde mich jemand oder etwas beobachten. Ich sah mich um, doch ich sah niemanden der in meine Richtung schaute. Alle zogen, ihren Gedanken nachhängend oder telefonierend, an mir vorbei ohne mich auch nur zu beachten. Ich war anonym, wie immer. Deswegen war ich auch nach New York gekommen, weil sich niemand um den andern scherte und einem seine Ruhe ließ. Das krasse Gegenteil zum Landleben, wo jeder jeden kannte. Aber wieso kam ich mir dann so vor, als würde mich jemand beobachten?

Nach einigen Minuten lief ich weiter. Zum Glück hatte ich nur drei Blocks bis zur Arbeit und war deswegen auch schnell zu Hause. Ich verschloss meine Wohnungstür hinter mir und ging gleich ins Bad um mich umzuziehen. Dann setzte ich mich vor den Fernseher und schaltete die Nachrichten ein.

Wie immer lief nichts interessantes. Politik hier Politik da, lauter Heuchler die keine Ahnung hatten, wie man ein Land führen sollte. Mich interessierte es gar nicht mehr. Es regte mich nur unnötig auf. Doch plötzlich erschien eine Fahndung der Polizei die einen Verdächtigen suchte, der einen Raubüberfall begangen haben sollte. Auf dem Bild, dass sie zeigten, war kein anderer zu sehen als der Typ, der gegen Abend bei mir im Laden gewesen war.

LeylaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt