Kapitel 15

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Nathan's Sicht

Ich bereute die Worte schon, ehe ich sie ausgesprochen hatte. Aber ich konnte sie nicht gehen lassen. Sie war die Luna des Dorfes, meine Seelenverwandte, mein Leben. Ohne sie wären wir alle verloren.

Ich musste hier raus, brauchte einen klaren Kopf. Zudem musste ich ihr noch alles erklären, aber wie wusste ich nicht. Ich hatte sie in eine Welt hineingerissen, von der sie noch keine Ahnung hatte. Sie wusste nicht, wie brutal meine Welt sein konnte. Wenn ich könnte, hätte ich sie verschont. Aber ich brauchte sie an meiner Seite.

Wir brauchen sie an unserer Seite. Sie wird uns nie akzeptieren, heulte Karl.

Darf ich vorstellen, mein innerer Wolf Karl. Er war so etwas wie meine innere Stimme.
Sie wird uns irgendwann akzeptieren Karl.
Schon komisch, sonst hatte Karl immer eine vorlaute Klappe und war frech. Doch nun saß er heulend in der Ecke, wie ein Welpe.

Ich bin kein Welpe mehr!,  beschwerte sich dieser. Aber ich will mich endlich an sie kuscheln! Sie gehört uns!

Ich weiß, Karl! Das will ich auch, aber zwingen können wir sie nicht auch noch! Wir haben sie schon entführt! 

Das war auch gut so! Zwinge sie uns zu akzeptieren, ansonsten markiere ich sie beim nächsten Vollmond!

Das kannst und wirst du nicht! Sie würde uns nur mehr von sich stoßen und das weißt selbst auch du!

Pff...

Ich beschloss ihm nicht mehr zu antworten. Er hatte schon immer andere Ansichten gehabt als ich. Es wäre nur wieder in einer endlosen Diskussion geendet, die keiner von uns gewinnen würde.

Ich lief in den Wald und lies Karl raus. Er sollte auch mal seinen Frust abbauen können. Wir liefen quer durch den Wald. Bis wir nicht mehr konnten. Mittlerweile war es auch dunkel geworden.

Als ich mich zurückverwandeln wollte, ließ Karl mich allerdings nicht. Er verhinderte es und lief zum Haus. Karl, was machst du?

Ich hab eine Idee, also entspann dich. Sie wird uns Vertrauen schenken. Zumindest mir..

Ich konnte versuchen was ich wollte, aber er ließ es nicht zu. Er sprang hoch auf meinen Balkon, der ins Schlafzimmer führte. Dort sah ich Leyla, wie sie im Bett lag mit dem Rücken zu uns.

Karl begann am Fenster zu kratzen. Und ich ahnte jetzt schon, dass sie nur wieder weg laufen würde. Ich hoffte nur noch, dass Karl recht behalten würde.

Nach mehrmaligem Kratzen drehte sie sich zu uns um und schaute Karl an. Dieser setzte sich hin und schaute sie mit schief gelegtem Kopf an. Doch dann tat sie etwas, womit ich nicht gerechnet hätte. Sie stand auf und öffnete die Tür.

Wir gingen an ihr vorbei und setzten uns vor mein Bett. Sie schaute mich mit großen Augen an und kam langsam auf uns zu. Man merkte, dass sie auch Angst hatte, jedoch schien ihre Neugier zu gewinnen.

LeylaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt