Kapitel 30

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Nathan's Sicht
Was Leyla mir gerade sagte, raubte mir jede Luft zum Atmen. Wie konnte mein Bruder, meine einzige Familie, mir so etwas antun? Wir standen uns früher doch so nah. Ich hatte Mühe und Not nicht auszurasten, um alles kurz und klein zu schlagen.

Leyla schien zu bemerken, wie es mir ging. Denn sie kam zu mir und nahm mich in den Arm. „Nathan, ich weiß, er ist dein Bruder. Aber nichts desto trotz lohnt es sich nicht, dich aufzuregen. Erstens tut es deiner Gesundheit nicht gut und zweitens brauchen wir einen ruhigen und besonnen Alpha! Mit purer Wut kannst du nichts gegen ihn ausrichten!"

Auch Lillian kuschelte sich an meine Seite. „Luna hat Recht, Alpha! Du darfst dich nicht von deiner Wut leiten lassen!"

Leyla hatte es erstaunlicherweise geschafft mich und Karl zu beruhigen. Aber das konnte auch nur meine Mate.

Ich drückte sie an mich und sog ihren Duft in mich rein. Lavendel hatte ich schon immer geliebt und sie roch immer danach. Ich musste diese Zeit genießen, denn wer weiß, wann sie mich wieder so nah an sich ran lassen würde.

Ich wusste, dass sie Recht hatten. Mit Wut würde ich ihn nicht besiegen können. Ich musste mit meinem Kopf arbeiten. Dazu hatte ich ja erst mal genug Zeit, da ich eh ans Bett gefesselt war.

Doch wie sollte ich ihn besiegen, ohne ihn töten zu müssen? Klar, wenn es nicht anders ging, würde ich auch das tun, aber er war ein Teil meiner Familie. Wenn sich das schlimmste verhindern ließe, würde ich es tun.

Leyla hob ihren Kopf und legte eine Hand an meine Wange. „Wir werden schon eine Lösung finden, Nathan. Jedoch müssen wir erst mal raus finden, was er als nächstes vor hat. Erst dann können wir handeln."

Ich seufzte. „Ich weiß, meine Kleine. Doch will ich ihn nicht unbedingt töten müssen. Er ist die einzige Familie, bis auf euch zwei Ladys, die ich noch habe."

Sie lächelte mich ermutigend an. „Das ist verständlich. Aber du wirst das tun, was du für richtig hälst und wir alle hier, dein Rudel, Lillian und ich werden hinter dir stehen. Egal, wie du dich entscheidest. Jedoch musst du das tun, was für uns alle das Richtige ist!"

Ich war stolz auf sie. Leyla besaß so viel Weisheit, wie kaum einer in meinem Rudel. „Danke, Leyla! Ohne dich wäre ich am durch drehen!"

Leyla lächelte. „Hey, ich habe dir versprochen, dass ich bleibe! Also stelle ich mich auch meiner Verantwortung dem Rudel gegenüber! Und auch die gegenüber dir! Die Sache mit deinem Bruder hat eindeutig Vorrang! Das, was noch zwischen uns steht, können wir auch später klären!"

Ich konnte nichts anderes als sie bewundern. Denn kaum einer stellte das eigene Wohl über das der anderen. Und sie machte es selbstlos. Obwohl ich ihr nie die Wahl gelassen hatte, sich anders zu entscheiden.

LeylaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt