8. Fußballspiele und Streitigkeiten

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An: Sang

Von: G/. <3

Morgen, Süßer ;)

Gut geschlafen?

Du hattest Recht, im Traum habe ich eine neue Idee bekommen.

Dafür bräuchte ich aber gesangliche Unterstützung. Was hältst du davon? Hilfst du mir?

Lächelnd lehne ich mich an die kühle Steinmauer und genieße die wärmenden Sonnenstrahlen. Süßer? Habe ich was verpasst? Aber gut, immerhin heißt das ja, dass er irgendwie Interesse an mir hat, oder? Selbst wenn es nur 'beruflich' ist.

An: G/.

Von: Sang

Na, Sweetie?

Klar, immerhin brauche ich doch meinen Schönheitsschlaf ;)

Hört sich gut an. Kann man dir noch helfen? :P

Da ich mit keiner Antwort rechne, schiebe ich mein Handy zurück in die Hosentasche und sehe zu den anderen. "Sang! Spielst du mit?", ruft Jeup zu mir herüber, der momentan mit Taeho gegen Jian spielt. An letzterem bleibt mein Blick etwas länger hängen. Wir haben immer noch die Uniform des jeweils anderen an.

Allerdings hängt meine Krawatte locker um seinen Hals und das Hemd ist zur Hälfte offen. Da muss er die wohl gleich nochmal waschen. Der Arme. Aber wenn man gegen das Sportass der Schule und unseren nicht ganz so unsportlichen Klassensprecher antritt, kommt man schon ganz schön ins schwitzen. "Klar. Aber ich spiele bei Jian mit. Der kann Unterstützung gebrauchen.", lache ich. Empört sieht er mich an: "Hey! Soll das heißen, ich bin schlecht?!" "Das habe ich nicht gesagt. Ich meinte nur, dass zwei gegen einen etwas unfair ist.", erläutere ich und mit einem undeutlichen Grummeln gibt er sich damit zufrieden.

Am Rand stehen ein paar Mädchen, die die Teams anfeuern. Und zu meiner Überraschung gelten die meisten Blicke meinem Banknachbarn. Aber gut, immerhin hat er mehr Muskeln, als die anderen vermuten würden. Und seine Brust liegt ja auch frei. Hach, die armen Fangirls aber auch. Persönliches Pech würde ich da mal sagen, ne?

Schwer atmend lasse ich mich an der Wand hinunter rutschen und lege meinen Kopf auf der Schulter meines Teamkollegen ab. Wir wurden gnadenlos vernichtet und nun liegen wir schwitzend hier und versuchen genug Sauerstoff in unsere Lungen zu pumpen. Auch Tae geht es nicht besser. Dieser bettet seinen Kopf auf meinem Bein.

Nur Jeup und unserem Schiedsrichter geht es blendend, weshalb sie fröhlich erzählend vor uns stehen und teils abfällige Kommentare loslassen. Über unsere schlechte Ausdauer und was weiß ich nicht alles. Jedenfalls ist es nicht besonders nett.

"Seid doch ruhig. Wir werden euch schon noch irgendwann besiegen.", knurre ich. "Aber nicht in Fußball.", fügt mein Loser (Kumpel) schnell hinzu. Nachdem ich darüber kurz nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass das doch schon eine recht gute Ergänzung war.

"Sang, Jian. Zieht euch bitte etwas ordentliches an.", mit belustigtem Blick sieht Mr. Choi auf uns herab. "Wir haben nichts anderes", jammere ich leise und ziehe an dem nassen, weißen Shirt. "Dann beeilt euch nach Hause zu kommen. Immerhin habt ihr jetzt Schluss." Verwirrt sehen wir zu ihm. "Nein, wir haben noch zwei Stunden Chemie mit Frau Kim." "Wisst ihr es noch gar nicht? Frau Kim ist krank und wird den Rest des Monats nicht unterrichten.", überheblich grinst er, während wir uns erst verblüfft anstarren und dann in Jubel verfallen. Freundlich verabschieden wir uns von dem vielbeschäftigten Lehrer und schnappen uns die Taschen, um nach Hause zu gehen.

"Kann ich mit zu einem von euch kommen?", unruhig läuft Jian neben mir her. "Hast du wieder Probleme mit deiner Mum?", mitfühlend legt unser Blondchen ihm eine Hand auf die Schulter. Mit einer Mischung aus Wut, Traurigkeit und Enttäuschung im Blick schnaubt er: "Sie trinkt noch mehr als sonst und immer, wenn ich nach Hause komme, ist ein anderer Mann bei ihr. Muss ich noch sagen, was sie machen? Mittlerweile schließe ich schon immer mein Zimmer ab, damit sie da nicht auch noch reingeht!" Mit gerunzelter Stirn betrachte ich ihn. Ich dachte, dass er eine wahnsinnig liebe Mutter hat und einen fürsorglichen aber strengen Vater, aber anscheinend ist es nicht so. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass er solche Probleme hat.

"Dann verbarrikadiere dich doch wie immer in deinem Zimmer.", schlägt Ungjae lächelnd vor. Seufzend bleibt der Unglückliche stehen: "Wenn ihr nicht wollt, dass ich bei euch bin, dann sagt es doch einfach. Keiner will mich mehr. Weder meine Mutter, noch meine angeblichen Freunde. Mein Vater hat sich sogar umgebracht." Das ein junger Mensch so verbittert sein kann ist mir neu. "So meine ich das doch gar nicht! Mensch, Ji! Wir mögen dich doch alle! Aber du weißt, dass unsere Eltern dich nicht mögen." Und diese Worte waren für ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Seine Schultern sinken nach unten und ein Schatten legt sich über seine Augen. Und nun wird auch Jae klar, was er seinem besten Freund gerade an den Kopf geworfen hat. Verzweifelt versucht er, den anderen dazu zu bringen, ihn anzusehen: "Ji, es tut mir leid. Hör mir zu. Ich meinte es nicht so. Wir mögen dich alle, JiJi.", versucht auch Tae sein Glück und will den Verletzten umarmen, doch dieser zuckt wie ein verschrecktes Tier zurück. Genauso wie Jeup stehe ich einfach schweigend daneben. Keiner von uns weiß, was er tun soll.

Ich sehe, wie eine einzelne Träne über seine Wange läuft und schon dreht er sich um und rennt in die entgegengesetzte Richtung. Fluchend bleiben die anderen stehen. Ehe ich jedoch weiß, was ich da tue, nehme ich die Verfolgung auf und setze ihm nach.

Überraschend schnell komme ich bei ihm an, reiße ihn an seinem Arm herum und ziehe ihn an mich. Geschockt starrt er mich an, ehe er sich verzweifelt an mich klammert und versucht seine Tränen zurück zu halten.

"Du kannst mit zu mir kommen. Ich bin mir sicher, dass meine Eltern dich mögen werden.", lächle ich aufmunternd und ziehe den perplexen Jian hinter mir her. Sein Gesicht hat er in der Armbeuge vergraben und unkontrollierte Schluchzer schütteln seinen Körper.

You are my LollipopWo Geschichten leben. Entdecke jetzt