21 | Kuss? |✅

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Ich drehte mich um und sah Travis mit zwei weißen Tüten in der Hand, die er hin und her schwang. Ich kicherte etwas und wartete bis er bei mir an kam.

„Wo wolltest du hin?"

„Ahm.-Ich-Was ist das?" Ich deutete auf die Tüten in seinen Händen. Eigentlich ist es klar, was es war, wenn er gerade aus einem Diner kommt.

Essen

Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn für diese dumme Frage.

Er lachte nur und lief auf sein Motorrad zu und verstaute das Essen. Travis klopfte danach auf seinen Sitz um mir klar zu machen, dass ich drauf steigen sollte.

Seufztend lief ich in seine Richtung, nahm den Helm, den er mittlerweile in seiner Hand hielt und zog ihn auf. Zögerlich umklammerte ich ihn wieder, aber dieses Mal bedacht und nicht so fest wie davor, obwohl ich immer noch Angst hatte.

Musste ich ihm nicht sagen, oder?

Als wir losfuhren, nahmen wir den selben Weg, den wir auch gekommen waren. Vor seinem Haus steigten wir ab und gingen nach drinnen.

Ich setzte mich in der Küche auf einen der Stühle und wartete auf Travis. Er stellte mir eine Box hin und gab mir kurz darauf eine Gabel. „Danke." Er nickte nur und fing an zu essen.

Als ich die Box öffnete kam mir ein Knoblauch Geruch entgegen. Ich rührte ein bisschen um und stellte fest, das dort Pommes mit Fleisch, Salat, Mais, Rotkraut und Knoblauch Soße war, was den Geruch erklärt. Ich kannte das auch aber normalerweiße waren Tomaten mit dabei, aber es waren gar keine in der Box.

„Woher weißt du, dass ich keine Tomaten mag?", fragte ich ihn verwirrt.

Er zuckte nur mit den Schultern.

„Keine Ahnung, mag sie selber nicht."

Ich schmunzelte und fing an zu essen und es schmeckte gut. Ich war gerade dabei meine Gabel wieder in dem Essen zu versenken, als ich ein Knall hörte. Travis war wohl aufgestanden und hatte mir etwas zu trinken gemacht.

Vor mir stand ein Glas mit einer Flüßigkeit, die ich an Hand der Farbe nicht beschreiben konnte, der Geruch darauf aber erklärte schon alles. „Danke."

Ich bedankte mich irgendwie sehr viel heute. Ich nahm ein Schluck von dem Glas und mein Verdacht hatte sich bestätigt.

RedBull

„Warum hast du es in ein Glas gekippt und nicht einfach in der Dose gelassen", fragte ich ihn. „Ist eine Angewohnheit von mir."

„Heißt das auch, dass du dein Bier in ein Glas kippst, wenn du es in der Flasche angeboten bekommst?", lachte ich vorauf hin er grinste.

„Klar.", sagte er sarkastisch aber immernoch schmunzelnd.

Als wir fertig waren, räumte Travis den Müll weg und ich beobachtete ihn. „Ich mag es nicht, wenn man mich beobachtet.", sagte er schlicht.

Meine Wangen nahmen einen rosa Ton an und ich senkte mein blick. Ohne ihn anzublicken wusste ist, dass er grinste.

„Gehen wir raus?" fragte Travis.

Ich nickte nur.

Als wir auf seiner Terasse standen lehnte ich mich an der Hauswand an und starrte einfach in die Ferne. Travis wohnt sehr außerhalb, weswegen nicht weit von ihm der Wald zusehen war. Würde ich alleine hier wohnen, hätte ich glaube ich Angst alleine auf die Terasse zu gehen. Ich meine, wer weiß was für Tiere in dem Wald lebten.

Ich wusste, ich übertreibe, aber es war realistisch!

Okay, dass ein Mensch in dem Wald lebt war nicht wirklich sehr realistisch, aber hey, lasst mich fantasieren.

„Hast du nicht Angst?", fragte ich Travis und wandte meinen Blick nicht von dem Wald sondern schaute der Sonne zu, wie sie langsam ihre Farbe ändert und untergeht.

„Vor was?"

„Naja, hier alleine zu Leben? Ich meine, du lebst mitten im nichts.."

Nachdenklich drehte ich meinen Kopf doch zu ihm und wartete auf eine Antwort. Er zuckte nur mit den Schultern.

„Meine Mutter kämpft gegen den Krebs seit 4 Jahren an und ist seit dem im Krankenhaus. Nach der Zeit gewöhnst du dich alleine zu sein."

Ich persönlich stellte es mir schrecklich vor, ohne Eltern zu leben.

„Ich hätte Angst davor. Angst, alleine zu sein, meine ich." sagte ich und wandte mein Blick wieder ab.

„Hast du dich dadurch verändert?"

„Wie meinst du das?", fragte er sichtlich verwirrt.

„Naja, dadurch das du jetzt alleine bist?"

„Es sind Erinnerungen, die einen Menschen verändern. Nicht der Mensch selbst ändert sich, Geschehnisse ändern einen Menschen. Dinge, die im Leben passiert sind, haben sich wie Wurzeln in das Herz gepflanzt. Somit zog die Veränderung in dein Leben ein und in einsamen Stunden weinst du über die Vergangenheit. Du weinst nicht darüber, was dir widerfahren ist, du weinst, weil du dir fremd geworden bist. Man spürt, dass man nicht mehr so sein wird oder kann, denn ein Mensch, der sich fremd geworden ist, hat was in der Zeit der Unachtsamkeit verloren. Man kann seine Zeit damit verschwenden", sagte er.

Ich drehte mich zu ihm und starrte ihn einfach an. Ich wusste nicht, dass er so verletzt war. Seufzend kaute ich auf meiner Unterlippe herum und wusste nicht wie ich ihm helfen konnte. Er tat mir schon leid, für das, was er alles durchstehen musste.

Er hätte das alles nicht alleine durch machen müssen.

„Lass das." Verwirrt blickte ich ihn an.

Bevor ich antworten konnte, streckte er seine Hand aus und legte sie an meine Wange. Danach zog er mit seinem Daumen meine Unterlippen von meinen Zähnen. Stumm beobachtete ich all' seine Bewegungen. Um ehrlich zu sein hielt ich die Luft an und hatte Angst zu atmen, so nah stand er vor mir.

„Mach das nicht.", sagte er wieder und lehnte sich weiter nach vorne.

Ich spürte seinen Atem an meiner Lippe, wo sein Daumen immer noch ruhte. Langsam nahm er seinen Daumen weg, aber fuhr nochmals über meine Unterlippe bis hin zu meinem Wangenkochen.

Ich starrte Abwechselnd von seinen Lippen in seine Augen. Ich war definitiv überfordert mit der Situation. Travis schien das zu merken und drückte mich etwas an die Hauswand, an der ich immer noch angelehnt stand.

Danach fuhr er mit seiner linken Hand, von meinen Wangenknochen über meinen Hals bis hin zu meiner Taille. Obwohl ich ein Pullover anhabe spürte ich alles und es fühlte sich wie kleine stromschläge an.

Ich schluckte, als er meine Taille packte und mich etwas zu sich zog. Erschrocken keuchte ich und plötzlich trafen seine Lippen auf meine.

Ich ergab mich dem Kuss und schloss meine Augen. Seine Hände ruhten jeweils auf meiner Wange und auf meiner Taille.

Meine Hände hingegen umklammerten seinen Nacken und zogen ihn noch näher zu mir. Unsere Lippen bewegten sich Syncron. Er drückte mich aufeinmal gegen die Wand weswegen ich auf keuchte.

Das nahm er so hin und aus einem normalen Kuss wurde ein wilder Zungenkuss. Ich krallte mich förmlich in seine Haare, weswegen er aufstöhne und ich grinste. Er wusste, das er eine gewisse Wirkung auf mich hatte, die er sichtlich ausnutzte.

Wie konnte sich etwas falsches, so verdammt gut anfühlen?

Kiss me, Badboy.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt