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Bevor ich ganz einschlief, hörte ich ein leises klopfen. Antworten wollte ich jedoch nicht, da ich dieses mal alleine seien will.

„Bluely?", leise hörte ich eine weibliche Stimme durch die Tür dämmern.

Als erstes dachte ich das es meine Mutter war, aber meine Mutter hatte definitiv nicht so eine hohe Stimme.

Ein weiteres mal klopfte es an der Tür und ich seufzte.

Konnte man nicht einmal alleine sein? War es zu viel verlangt?

Ich wischte mir kurz über mein Gesicht und glättete meine Kleidung, da sie durch das liegen ziemlich zerknittert wurde. Nachdem ich aufstand schaute ich kurz in den Spiegel und wischte die Mascara unter meinem Auge weg.

Ich öffnete schnell die Tür und setzte mich danach auf meine Fensterbank um nach draußen zu schauen, da es anfing zu regnen.

„Ich hoffe es ist okay, dass ich rein komme.", leise schloss sie die Tür und setzte sich zu mir. Daher, dass meine Fensterbank sehr breit war, war es auch sehr leicht sich richtig hin zusetzten.

„Nimm es deinen Eltern nicht übel."

Mein Kopf schellte zu Rosaline, die ich nur leicht durch die Straßenlaterne von draußen erkennen konnte, da in meinem Zimmer kein Licht an war.

„Sie haben ihn nicht vergessen, ich meine den eigenen Sohn vergessen ist viel zu absurd. Sie gehen anders mit dem schmerz um als du."

Sie versuchte mich aufmunternd an zu lächeln, aber als sie meinen Blick sah und registrierte, dass ich geweint hatte, nahm sie meine Hand.

„Sei nicht sauer auf sie.", murmelte sie.

Ich schüttelte nur den Kopf.

„Ich bin nicht sauer, nur enttäuscht."

Und verletzt, aber das sagte ich nicht.

Rosaline nahm mich in den Arm und strich mit ihrer Hand meinen Rücken auf und ab. Nachdem sie sich gelöst hatte, lief sie direkt auf die Tür zu, aber nicht ohne mich noch mal anzuschauen.

„Klär es mit ihnen, immer hin hast du noch Eltern."

Bevor ich noch etwas erwidern konnte, war sie schon längst aus meinem Zimmer verschwunden.

Mir was bewusst was sie gesagt hatte, weswegen ich noch ein paar Minuten in Gedanken schweifte, ehe ich nach unten ging und mich zu den anderen setzte.

Es verbreitete sich eine unangenehme Stimmung im Raum, als ich mich setzte. Meine Eltern schauten mich beide Schuldbewusst an, jedoch wollte ich sie nicht anschauen.

„Wie alt bist du eigentlich, Bluely?"

„17.", antwortete ich knapp auf die Frage von Mary, der Tante von den Collins Geschwistern. Mir war eigentlich der Appetit vergangen, aber Rosaline hatte recht und ich sollte es klären.

Nach dem Essen redeten meine Eltern viel mit den anderen, während ich sie Stumm betrachtete und nur ab und zu etwas sagte, wenn ich gefragt wurde.

„Tschüß."

Plötzlich wurde ich von Rosaline in eine Umarmung gezogen, als wir vor der Haustür ankamen. Ich umarmte sie verwirrt zurück. Danach verabschiedete Mary sich noch von mir bis nur noch Travis übrig war.

Mary und Rosaline waren schon am Auto und meine Eltern zurück in der Küche.

„Wir werden Morgen reden. Ich werde dich gegen 4 abholen.", sagte Travis und zog mich in eine Umarmung, die ich erwiderte. In meinem Bauch fing es an zu kribbeln und ich wusste nicht warum.

„Bis morgen, B", hauchte Travis und gab mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er im Auto verschwand. Etwas gerötet kam ich zurück in die Küche wo meine Eltern warten.

„Setzten wir uns ins Wohnzimmer.", sagte mein Vater und ging vor raus. Ich schluckte, da ich nicht wusste wie das ganze hier enden wird.

„Es tut uns leid, Blue.", sagte mein Vater gekränkt. Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte.

„Auf der Arbeit herrscht in zur Zeit sehr viel stress.", murmelte meine Mutter.

„Wird es alles jetzt wieder so wie früher? Das ihr keine Zeit mehr habt und nur noch an euch selbst denkt? Wisst ihr eigentlich wie oft Hunter im Krankenhaus nach euch gefragt hat? Wie oft er euch noch sehen wollte, bevor er starb?"

Tränen bildeten sich in meinen Augen, als ich zurück dachte, wie oft Hunter gefragt hatte, wann denn Mom und Dad ihn besuchen kommen. Ich war 14 und musste ihn immer wieder anlügen und sagen, dass sie noch kommen.

Ich erzählte ihm oft, dass sie da waren, als er schlief, da er oft sehr erschöpft war. Ich wollte ihn nicht anlügen, aber ich wollte auch nicht, dass er schlecht von unseren Eltern denkt.

„Jedes mal diese Fragen. Ich war 14 und jeden Tag bei ihm. Habe mich Nachts in den schlaf geweint, weil ich nicht wollte das er geht. Und nun? Ich habe meinen Bruder verloren, meinen Besten Freund."

Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten.

„Ich wusste nicht das du dich so fühlst.", murmelte mein Vater.

„Wie denn auch? Nach seiner Beerdigung wart ihr nie Zuhause und ich starb innerlich daran. Ich konnte nicht mehr. Manchmal wünschte ich, dass ich mit ihm gegangen wäre. Dann müsste ich diese Leere und schmerzen nicht mehr ertragen.", murmelte ich.

Damals rutschte ich in eine Depressive Phase  und wusste nicht, was ich aus diesem Leben machen sollte. Ich konnte nicht mit diesen Schmerzen um gehen. Seit dem ich von Fee gehört hatte, dass sie auch eine nahstehende Person verloren hatte, fühlte ich mich verstanden.

„Sag sowas nicht, du bist unsere Tochter.", weinte nun meine Mutter.

„Und ihr meine Eltern! Ihr hättet genau so für mich da sein sollen und euch nicht auf der Arbeit aufhalten und zuhause tagelang nicht auftauchen. Ich war 14 und hatte Selbstmord Gedanken!", schrie ich und ließ enttäuscht meine Schultern fallen.

„Das.. Ich.", stotterte mein Vater.

„Ich musste mit den Schmerzen alleine umgehen und ich dachte, dass ihr mich nicht mehr sehen wolltet, das ihr deswegen nicht nachhause kamt. Ich habe mich nutzlos und einsam gefühlt. Nach dem wir hier her gezogen sind, dachte ich es wird besser. War es auch, aber seit dem Shooting seid ihr durch gehend nur am arbeiten. Wisst ihr wie ich mich gefühlt hatte? Ich hatte Angst um mein Leben. Ich dachte, dass wenn ich als nächstes Blinzle nicht mehr aufwachen werde und sterben würde. Es klang verlockend, aber ich wollte Kämpfen. Für mich, für euch, für unsere Familie. Den Schmerz noch ein Kind zu verlieren wollte ich euch ersparen."

Meine Eltern wollte etwas sagen, aber schlossen jedoch wieder ihren Mund und meine Mutter weinte weiter.

„Schon okay, ich werde jetzt gehen. Ich möchte nur noch in mein Bett."

Ich ignorierte die Stimme meiner Mutter die nach mir rief, als ich in mein Zimmer sprintete. Dort entledigte ich mich meinen Klamotten und zog mich um, ehe ich mich in mein Bett verkroch.

„Sie hasst uns. Unsere eigene Tochter hasst uns.", hörte ich meine Mutter durch die Wände, ehe ich einschlief.

Kiss me, Badboy.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt