Es klopfte an der Tür und ließ auch nicht nach, egal wie sehr Krist versuchte es zu ignorieren, und er seinen Kopf dazu sogar unter seinem Kissen versteckte.
Genervt öffnete er seine Augen.
Sein Blick schweifte über Singto's Bett, aber von ihm war nichts zu sehen. Dann hörte er das Wasserrauschen aus dem Badezimmer und stöhnte abermals, als es erneut klopfte.
Energisch schlug er die Bettdecke zur Seite und raffte sich auf.
Mit einem missmutigen Ausdruck im Gesicht öffnete er schließlich die Tür, wo er New vorfand, der ihn kurz musterte.
„Guten Morgen, N'Krist.", meinte dieser dann auch viel zu munter, was Krist den Morgengruß etwas schlaff erwidern ließ.
Dann schlurfte er auch schon wieder zurück zu seinem Nest.
New's Feixen vernahm er dennoch, der nun die Tür hinter sich schloss und in dem Sessel in der Nähe des Fensters niederließ.
Krist schloss wieder seine Augen, musste aber frustriert feststellen, dass man ihm seinen Schlaf nicht gönnen wollte.
„Habt wohl eine anstrengende Nacht hinter euch, hm?" Krist schaute zu New, der ihm mit einem breiten Grinsen und wippenden Augenbrauen begegnete.
„Huh?" War jedoch alles, was er auf diese merkwürdige Frage zu Stande brachte.
Er war noch nie ein beschwingter Frühaufsteher gewesen.
New machte einen Kopfzeig in Richtung Bett, was Krist ebenso wenig deuten konnte. Also drehte er sich um, ob es irgendetwas gab, das ihm eine Antwort geben könnte. Allerdings fand er nichts weiter vor, als Singto's unordentliches Nachtlager, das dieser aber sofort machen würde, sobald er aus dem Bad käme. Diese Routine hatte er schon beobachten können.
Aber um ganz sicher zu gehen, hob er Singto's Bettdecke etwas hoch. Aber auch damit ließ sich für ihn nicht erklären, was New zu seiner Feststellung gebracht haben mochte.
„Ihr schlaft zusammen?", hörte er diesen dann fragen, gefolgt von einem schmerzerfüllten Zischen und Singto, der sich seine Schulter rieb, als er sich zu ihnen gesellte.
New erhob sich, noch immer das Grinsen im Gesicht und legte Singto heiter einen Arm über die Schultern.
„Ihr zwei seid wirklich engagiert, das muss man euch lassen." Singto zeigte sich etwas ungelenk, als er sich seine Tasche schnappte und nach einem „Bis später.", mit New das Zimmer verließ.
„Soooo?", säuselte New, als sie sich allein in der Fahrstuhlkabine befanden, die sie zur Lobby brachte.
Singto räusperte sich unbehaglich und spürte das der Rotschimmer, der sich auf seinen Wangen festhielt, seit er New diese Mutmaßung hatte stellen hören, noch etwas intensivierte.
„Es ist praktisch...", setzte er an, worauf ihm New mit einem süffisanten „Oh, das kann ich mir vorstellen.", dazwischenfuhr.
„Ich meine, wenn wir uns abends noch einen Film ansehen, oder...." Singto machte eine Geste in der Luft, wollte ihm gerade kein anderer plausibler Grund einfallen. Er merkte aber schnell, dass sein luftiges oder New schließlich nur noch breiter Grinsen ließ.
„Oder?", kam es dann auch, wie zu erwarten, aufziehend von dessen Seite.
„Es ist nichts dabei!" Singto fühlte sich etwas in die Enge getrieben, war er noch nie gut darin, solche Dinge mit der nötigen Nonchalance abzutun, wie es zum Beispiel Krist meistens tat.
„Schon gut. Das Ganze sollte auch nicht wirklich ernst gemeint sein." New klopfte ihm zur Bestätigung beruhigend auf die Schulter. „Also kein Grund zur Panik." Damit tat sich die Tür der Kabine auf und sie durchquerten die Lobby nach draußen, wo schon Au Jun, Fluke und der Rest der Truppe auf sie wartete.
Sie hatten sich für ein kleines Basketball Spiel verabredet, bevor der Stress des Tages sie wieder einholen würde.
Außerdem, war es eine gute Übung für das Spiel, das auch in der Serie stattfinden sollte.
Als er später wieder auf ihr Zimmer zurückkam, waren ihre Betten säuberlich gemacht und wieder auseinandergeschoben.
***
Singto hatte Krist's Freundin nie kennengelernt. Er wusste nur, dass er in einer Beziehung war, welche auch recht gut zu laufen schien.
So, wie es auch sein sollte.
Aber heute nun, sah er sie das erste Mal persönlich.
Sie hatte lange, hellbraune Haare, die ihr in sanften Wellen über die weiße Carmenbluse flossen. Ihre hellblauen Shorts zeigten lange, athletisch anmutende Beine, was annehmen ließ, dass sie ein sportlicher Typ war.
Ihr Gesicht war schmal und sie strahlte eine natürliche Attraktivität aus. Kein übermäßiges Make up oder auffälliges Styling.
Krist teilte ihm am Morgen mit, dass sie ihn eher spontan besuchen kommen wolle und war daraufhin in freudiger Hektik auf und davon.
Und da er nicht unhöflich sein wollte, indem er sich einfach dazugesellte, hielt er sich im Hintergrund, während Krist und Noy Na sich zur Begrüßung umarmten.
Dieser hatte nicht erwähnt, das er ihn ihr würde vorstellen wollte und aufdrängte sich auch nicht auf.
Im Gegensatz zu Off, der die Gelegenheit gleich nutzte, sich von seiner besten und damit auch nervigsten Seite zu zeigen, indem er etwas sagte das Krist schlagartig rot werden und Noy Na verlegen lächeln ließ.
Ihm rutschte ein mitfühlendes Seufzen darüber hervor.
Aber es war klar, dass die anderen Chaoten es Krist nicht einfach machen würden, wenn dieser seine Freundin so unbedarft vorzeigte.
Singto war schon im Begriff, sich abwenden und seiner Wege gehen zu wollen, als jemand seinen Namen nannte.
Es waren Oat und Ice, die nun zu ihm aufschlossen und nach einem Blick über seine Schulter, nicht weniger interessiert wirkten, als wie er es sich schon hatte denken können.
„Niedlich ist sie, das muss man Krist lassen.", meinte Oat und klopfte Singto daraufhin auf die Schulter.
Eine Geste die ihn etwas irritierte.
Dann war auch Oat in die Richtung des Getümmels unterwegs, was ihn mit Ice allein ließ.
„P'Sing!" Es war Krist der nun seinen Namen rief und für einen winzigen, seltsamen Augenblick, wollte er sich nicht umdrehen.
So, als habe er ihn nicht gehört.
Doch letztendlich riss er sich zusammen, setzte ein Lächeln auf und wendete sich ihm schließlich zu.
Von dem was Singto mitbekam, war Noy Na eine recht sympathische Person.
Sie waren im Trupp über das Gelände geschlendert, nachdem sie um eine kleine Tour bat.
Er hätte angenommen, dass sie dies lieber mit Krist allein tun wolle. Doch als er sich zu entschuldigen versuchte, um nicht ebenso zu stören, hatte Krist ihn davon abgebracht, indem er ihm tatsächlich ein Schmollen zeigte.
Also schloss er sich ihnen, nach einem ergebenen Seufzen, an.
Es war eine Gelegenheit Noy Na etwas besser kennenzulernen, scheute sie sich auch nicht, mit ihm das Gespräch zu suchen, wenn es sich anbot.
Sie stach nicht sofort durch ihre Persönlichkeit hervor, war aber auch nicht der ruhige, schüchterne Typ. Sie störte sich nicht, an den etwas kindlichen Gebaren die Krist manchmal zeigte, sondern hatte ihren eigenen Sinn für aufziehenden Humor.
Von dem, was er in der kurzen Zeit einfangen konnte, erschienen sie ihm als ein ausbalanciertes Paar.
„Es war schön, deine Bekanntschaft machen zu können.", ließ Singto sie mit einem ehrlichen Lächeln wissen, als sie sich wieder zu verabschieden gedachte. Krist strahlte, auf seine Worte hin, stolz an ihrer Seite.
„Ganz meinerseits. Vielleicht können wir auch einmal etwas zusammen unternehmen. Es würde mich freuen."
„Ich denke, das lässt sich einrichten."
Wie zu erwarten, war es Off, der sich ungefragt mit einbrachte, während er sich zwischen ihn und Krist drängelte, um sie dann etwas zu energisch an seine Seiten zu ziehen.
Noy Na lachte leicht, bevor sie Krist eine Hand hinstreckte, worauf auch Off ihn wieder aus seinen Fängen entließ. Allerdings hielt er Singto noch immer bei sich und drehte ihn nach einem „Na dann.", mit sich in Richtung Hotel.
Singto war überraschend dankbar dafür.
*
Unbeteiligt schaute Singto von seinem Bett aus, auf den ausgeschalteten Fernseher.
Krist ließ ihn über LINE wissen, dass er heute Abend nicht zurückkommen würde und Singto brauchte nicht zu fragen, was der Grund dafür sei.
Somit hatte er, zum ersten Mal, das Zimmer tatsächlich für sich. Es gab ihm Zeit, über ein paar Dinge nachzudenken.
Krist mit seiner Freundin zu sehen, bewegte ihn zu Reaktionen, die ihn sich reichlich lächerlich fühlen ließen.
In den Wochen, in denen sie sich Stück für Stück besser kennenlernten, hatte sich ein ehrliches und festes Gefühl der Sympathie für Krist in ihm aufgebaut. Es war erfrischen, wie es auch manchmal anstrengend sein konnte, jemanden mit derart viel Energie um sich zu haben.
Es aber auch Momente gab, wo er sich davon sogar etwas anstecken ließ.
Krist besaß die Eigenschaft, ihn wie selbstverständlich an die Hand zu nehmen, nicht selten wortwörtlich, um ihn aus seinem Schneckenhaus zu ziehen und ihn mit einer Welt zu konfrontieren, die auch einfach dessen eigene Art zu leben darstellte.
Mitgezogen zu werden, anstelle allein oder gleichauf voranzugehen, war oft genug ungewohnt und nicht selten eine Überwindung.
Aber er wollte auch nicht ständig der Miesepeter sein.
Also ließ er sich führen und legte im Gegenzug ein wachsames Auge auf den Wildfang, den Krist gern schon mal verkörperte.
Darüber durfte er irgendwann feststellen, dass es diese Dynamik sogar vermochte, dass er sich darunter wohlfühlen konnte, wenn er nur locker genug ließ.
Zuerst war es der Gedanke das, wenn er einen kleinen Bruder hätte, er sich ihre Beziehung in etwa so vorstellen würde.
Da er von Natur aus der führsorgliche Typ war, fand er in Krist ein dankbares Ziel.
Dieser machte keinen Hehl daraus, dass er es gern hatte, wenn man sich um ihn kümmerte oder ein bestimmtes Maß an Aufmerksamkeit schenkte.
Es ließ annehmen, dass er Muttis kleiner Liebling gewesen sein mochte, was Singto liebevoll lächeln ließ.
Heute allerdings, war da ein Gefühl in ihm aufgekommen, das ihn auch jetzt noch mit ein wenig Unwohlsein zurückließ.
Etwas zeigte seine Krallen und hinterließ Kratzer auf der Oberfläche ihrer unschuldigen Freundschaft.
Es verunsicherte ihn zunehmend.
Lag es womöglich daran, dass er so viel ungefilterte Zuneigung einfach nicht gewöhnt war?
Daran, dass Krist ihm als Erster gezeigt hatte, dass solch ein Miteinander nichts sei, was einem unangenehm sein musste?
Die anderen ihrer Gruppe, hatten allesamt kein Problem damit und er kam sich letztendlich sogar wie ein Nachzügler vor, weil es ihm eher fremd und ungewohnt erschien.
Auch wenn er glaubte, dass er in dieser Hinsicht, schon ein gutes Stück aufgetaut war.
Selbst wenn er sich noch immer zurückhielt, so störte es ihn nicht mehr, wenn man etwas kontaktfreudiger mit ihm umging.
Er fand, dass er damit auch wieder ein Stück in seinem Charakter gewachsen sei.
Aber nun, war etwas ein kleinwenig aus der Spur geraten.
Was auch den Grund darstellte, warum er nun hier lag und sich den Kopf darüber zerbrach, wie er diese Situation am besten handhaben sollte.
Das einzige was er wusste war, das er vorsichtig sein musste, egal für was er sich entscheiden würde.
Krist war extrem sensibel, was emotionale Schwingungen betraf.
Schon die kleinste Veränderung, schien sofort auf seinem Radar zu erscheinen. Und genauso schnell war er dabei, etwas miss zu verstehen, was meist mit einem anstrengenden Gemütsumschwung von statten ging.
In solch einem Fall, dauerte es dann meist auch nicht lange, bis auch die anderen Lunte riechen würden, sollte ihr kleiner Flaschenteufel aus irgendeinem Grund in eine seltsame Stimmung verfallen sein.
Singto raunte unglücklich, dachte er daran, wieviel extra Kraft es kosten würde, solch ein Szenario vermeiden zu wollen.
Vielleicht aber, machte er sich auch einfach zu viele Gedanken.
Er hatte eine Tendenz bestimmte Dinge manchmal etwas über zu analysieren.
Der plötzliche Nachrichtenton seines Smartphones, ließ ihn neben sich greifen.
Er schmunzelte automatisch, als er den Absender sah.
Krist: Und vermisst du mich schon?
Singto rollte zugetan mit den Augen über diese Frage und den angehängten Sticker der eine Katze mit einem Küken zeigte.
Singto: Mir scheint, dass es eher andersherum ist
, zog er Krist mit seiner Antwort auf und sah sofort, dass dieser ihm zurückschrieb.
Krist: Bilde dir nicht zu viel ein P'. Ich wollte nur nicht, dass sich der alte Mann verlassen fühlt
Ein Sticker mit einem alten Kater und einer jungen Katze, die auf dessen Kopf hockte, folgte.
Singto: Keine Sorge, der alte Mann weiß sich zu beschäftigen
Er schickte Krist einen Sticker, eines älteren Herren der beide Daumen hoch zeigte.
Krist: Ah, deine Sticker sind so lahm...
Singto schüttelte amüsiert seinen Kopf über Krist's Schelte.
Singto: Niedliche Sticker, gehören zu niedlichen Absendern
, tippte er und drückte verschicken, bevor ihm bewusst wurde, was er da geschrieben hatte. Sogleich verzog er das Gesicht über diesen unüberlegten Ausrutscher.
Ein unsicherer Blick auf das Display zeigte, das Krist nichts eingab um zu antworten, was seinen Herzschlag unangenehm spürbar machte.
'Das war zu viel. ', dachte er mit leichter Panik und war schon im Begriff etwas schreiben zu wollen, was das Ganze als nicht ernst gemeint erklären würde.
Das nächste, was ihm sein Display anzeigte, war kein Sticker oder ein zurechtweisender Text, sondern ein Foto.
Es brauchte kurz um geladen zu werden, aber als er es sah, schlug sein Herz aus einem völlig anderen Grund noch etwas intensiver.
Es war ein Selfie von Krist, in welchem er dieses Lächeln zeigte, von dem er sich so oft gewünscht hatte, es selbst einmal fotografieren zu dürfen.
Er musste es gerade eben gemacht haben um es ihm zu schicken, trug er die Sachen mit denen er das Hotel verließ.
Singto hatte keine Ahnung, wie er auf dieses Bild antworten sollte.
Noch vor wenigen Minuten machte er sich Gedanken darüber, warum er heute so untypisch reagierte, als er Krist mit Noy Na zusammen sah.
Und nun wurde es nur noch offensichtlicher.
„Das ist nicht gut.", wisperte er an sich selbst gerichtet. „Gar nicht gut."
Krist: Bist du etwa eingeschlafen?
, kam der nächste Text, ließ er sich, in dessen Augen, wohl eindeutig zu lange Zeit mit einer Antwort.
Singto: Ich genieße eben die Ruhe hier, sie lädt zum Schlafen ein
Er war froh, dass man nicht zu erwarten schien, etwas zu dem Foto zu sagen.
Ein Sticker mit einem beleidigten Gesicht popte in ihrem Chat auf.
Und so sehr er sich irgendwo wünschte, sich weiter mit Krist unterhalten zu können, so war ihm auch bewusst, dass dieser eigentlich mit seiner Freundin unterwegs war und er ihn nicht weiter ablenken sollte.
Singto: Da habt noch einen schönen Abend
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I wanna be the reason for your smile (german)
RomanceMit dieser Story möchte ich außerdem einen Versuch unternehmen, indem ich sie so geschrieben habe, als wäre sie ein Original. Ich wollte außerdem sehen, ob ich in der Lage wäre eine eigenständige Geschichte aufzubauen, nachdem ich es gewöhnt bin aus...