𝑫𝒊𝒆 𝑹ü𝒄𝒌𝒌𝒆𝒉𝒓

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Nach fast zwei Jahren mal wieder ein OS.
Es ist ein Wunsch von der lieben Mrs_Gnabry. Ich hoffe es gefällt dir💖😇
Korrigiert von CaptainNightfury
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PoV Luca

2 Jahre.
2 Jahre ist es her, dass er gegangen ist.
Genau 2 Jahre.
4 Jahre.
4 Jahre sind wir zusammen.
Genau 4 Jahre.
Und an diesem Tag kann er nicht bei mir sein.
Warum?
Weil er gezwungenermaßen in die Armee musste.
Wir sind mitten im zweiten Weltkrieg.
Männer werden zu Soldaten ausgebildet und Frauen müssen sich um den Haushalt kümmern.
Warum ich nicht in der Armee bin?
Weil ich vor längerer Zeit einen Unfall hatte und deswegen 'Verwundbarer' bin. Und genau solche Menschen werden in der Armee nicht gebraucht.
Meine Aufgabe ist es Soldaten auszubilden und Waffen zu prüfen.
Die Aufgabe an sich ist eigentlich ganz angenehm zu machen.
Ich will nicht sagen, dass es gut ist, denn das ist es nicht.
Ich bilde Personen aus, die in den Krieg ziehen müssen und somit vielleicht niemals zurückkehren.
Deswegen sollte ich mich mit niemanden anfreunden oder diese gar zu mögen beginnen.
Ich bilde die Personen nur aus, halte mich aber privat von ihnen fern.
Denn ich habe schon Angst genug um eine einzige Person.

Mein fester Freund ist seit 2 Jahren in der Armee.
Ich weiß nicht, ob er überhaupt noch lebt.
Wir konnten nicht miteinander kommunizieren.
Briefe werden gelesen, Telefonate abgehört und für einen Besuch ist er zu weit weg.
Zumal das, was wir machen, nicht akzeptabel ist.
Homosexualität wird hier nicht akzeptiert.
Es sollen immer mehr Kinder gezeugt werden, weshalb es kein Platz für Homosexuelle gibt.
Uns beiden ist das jedoch egal.
Trotz des Risikos haben wir uns dafür entschlossen diese Beziehung zu führen, egal was das Gesetz sagt.

Ich schrecke aus meiner Träumerei, als ich plötzlich eine Hand an meiner Schulter spüre.
„Wow, so in Gedanken gewesen?", fragt ein guter und mittlerweile auch bester Freund von mir.
Luis ist ebenfalls hier, um mit mir die neuen Soldaten auszubilden.
Durch eine Krankheit ist es für ihn nicht möglich in die Armee zu gehen.
Wir wurden zusammen eingeteilt und arbeiten deswegen auch zusammen, weshalb wir uns auch nach längerer Zeit angefreundet haben.
„Ja. Ich habe... nun ja... halt nachgedacht."
„Über ihn?" Zögernd nicke ich.
„Du solltest dir nicht so viele Gedanken machen. Er wird das schon schaffen", versucht Luis mich aufzumuntern.
„Mir geht es nicht nur darum. Heute sind wir 4 Jahre zusammen. Und gerade heute kann ich ihn nicht in meinen Armen halten. Das ist jetzt schon der zweite Jahrestag, an dem Johannes nicht bei mir sein kann. Und wir können nicht mal kommunizieren. Es macht mich einfach fertig."
Ohne Vorwarnung zieht mich Luis in seine Arme, um mich zu beruhigen. Dadurch, dass es so unerwartet kam, brauche ich einige Sekunden, bevor ich die Umarmung erwiedere.
„Das tut mir so leid für dich. Mach dich aber nicht verrückt. Du wirst ihn früher oder später wieder in deinen Armen halten können", muntert er mich auf. „Ich hoffe du hast recht. Ich vermisse und liebe ihn sehr."
„Ich weiß. Er tut bestimmt dasselbe und er wird alles tun, um so schnell wie möglich bei dir sein zu können."
Seine Worte muntern mich wirklich sehr auf.
Er streicht mir beruhigend über meinen Rücken, während wir noch in dieser Umarmung verweilen.

Nach nicht allzu langer Zeit schrecken wir wegen eines lauten Räusperns auseinander.
„Was das auch immer zwischen euch ist, unterlasst es gefälligst! Außerdem seid ihr hier, um zu arbeiten. Ihr werdet nicht fürs... Rummachen bezahlt!"
Es handelt sich hierbei um unseren Chef.
Gerade er kann sowas wie Homosexualität überhaupt nicht ab.
„Was für rummachen? Seh ich aus wie 'ne Schwuchtel? Es war eine einfache Umarmung zwischen zwei Kumpels. Sind wir jetzt schon so weit, dass sich zwei Typen nicht mal umarmen dürfen? Mann, eine Umarmung heißt nicht gleich, dass ich mit einem Jungen ins Bett steige. Wie tief müsste ich denn bitte sinken?"
Die Worte, die Luis gesagt hat, treffen mich schon stark. Ich weiß allerdings, dass er das nicht ernst meint.
Leider müssen wir so reagieren, um nicht direkt umgebracht zu werden. Es gab schon oft Fälle, in denen Frauen oder Männer erschossen wurden, weil sie sich zum gleichen Geschlecht hingezogen gefühlt haben. Das heißt, hauptsächlich Männer.
Luis guckt mich mit seinen schönen grünbraunen Augen entschuldigend an, sieht dann aber streng unseren Chef wieder an.
Dieser sieht erst zu Luis und dann zu mir, bevor er seinen Kopf schüttelt.
„Natürlich seid ihr nicht schwul. Wie du schon sagst, muss man dafür sehr tief sinken. Es sah nur im ersten Moment sehr komisch aus. Ich wollte euch nicht damit beleidigen."
Auch ihm kann ich trotz dieser Worte nicht böse sein. So ein Verhalten wird von den Eltern weitergegeben. Er ist so aufgewachsen. Es ist nur schade, dass er es auch genauso übernimmt und nicht seine eigene Denkweise zu dem Thema entwickelt.
„Ist schon okay", antwortet mein bester Freund.
„Ich wollte sowieso mal mit euch sprechen. Ist es für euch in Ordnung die zweite Schicht für heute ebenfalls zu übernehmen? Es gibt gerade Ärger mit der Truppe, die an der Front ist und ich muss mich darum kümmern."
Meine gesamte Aufmerksamkeit liegt nun bei meinem Chef.
Es kommt zwar nicht selten vor, dass es innerhalb der Truppe zu Problemen kommt, jedoch habe ich jedes mal Angst, dass Johannes etwas passiert sein könnte.
„Was genau für ein Problem, wenn ich fragen darf?", frage ich an meinen Chef gewand.
„Nunja, also eigentlich ist es mir untersagt, darüber zu sprechen."
„Okay, hör zu. Wir müssen unsere Freizeit nachher opfern, um uns hier um die Soldaten zu kümmern. Da bist du uns doch wenigstens eine Erklärung schuldig, weshalb es so ist. Wenn es dir darum geht, dass es kein anderer erfährt, dann kann ich dir versprechen, dass es auch keiner erfahren wird. Ich will einfach nur wissen, was los ist und warum ich heute länger bleiben muss."
Unser Chef scheint erst zu überlegen, gibt sich dann aber doch geschlagen.
„Okay, also gut. Vor ungefähr ein bis zwei Wochen verschwand einer unserer Männer, Karim hieß der glaub ich, ohne jegliche Spur. Er wurde aber heute gefunden in einem Zustand, den ich lieber nicht weiter beschreiben werde. Ich hoffe es reicht zu sagen, dass er anscheinend sehr lange leiden musste. Jedenfalls haben wir eine kleine Spur, wer ihm das angetan haben könnte und dem muss ich nachgehen, um die Täter zu bekommen. Außerdem ist heute ein weiterer verschwunden. Wir müssen so schnell wie möglich handeln, um das Schlimmste zu verhindern und sowohl den Schuldigen, als auch den Vermissten zu finden."
Mit großen Augen schaue ich ihn an. In Momenten wie solchen bin ich froh nicht in der Armee sein zu können. Umso mehr habe ich jedoch Angst um meinen Freund.
„Das klingt echt schlimm. Ja gut, bevor es zu weiteren grausamen Todesfällen kommt, übernehmen wir ruhig die nächste Schicht. Aber nur die eine. Ich möchte heute wenigstens noch nach Hause", sagt Luis an den Chef gewand. „Ja, ist ja gut. Danke, Jungs", und dann verschwand er auch schon.
Luis guckt unserem Chef so lange hinterher, bis dieser nicht mehr zu sehen ist.
„Tut mir leid, für meine Worte vorhin. Ich hoffe, du weißt, dass ich das niemals ernst meinen würde!", entschuldigt er sich bei mir. „Luis, alles gut. Du hattest praktisch keine andere Wahl, als das zu sagen. Ich kann dir nicht böse sein. Es ist nicht deine Schuld, dass die Gesellschaft so zurückgeblieben ist."
Er lächelt mich erleichtert an, was ich auch leicht erwieder. „Komm, wir müssen dann wohl zur Gruppe."

𝑶𝒏𝒆 𝑺𝒉𝒐𝒕𝒔 (𝒀𝒂𝒐𝒊)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt