Immer wieder kicke ich den kleinen Kieselstein vor meinen Füßen weiter, bis ich irgendwann stehen bleibe und meinen Kopf hebe, um das gräuliche Gebäude vor mir missbilligend zu beäugen.
Schon wieder zwanzig Minuten zu spät.
Ich zucke desinteressiert mit den Schultern und trotte langsam über den leeren Schulhof zum Eingang. Es ist schon lange nichts Besonderes mehr, dass ich zu spät komme, oder gar nicht erst. Die Lehrer haben bemerkt, dass sie niemals zu mir durchdringen werden können und haben kläglich aufgegeben. Solche Lappen.
Ich weiß selbst nicht warum ich hier überhaupt noch hinkomme. Ist es wegen Jimin? Oder meinen Eltern? Sicherlich, einen anderen Grund gibt es nicht und wird es auch nie geben.
Ein paar Minuten später stehe ich vor der mir nur allzu bekannten Holztür meines Klassenzimmers und seufze einmal, ehe ich mehr oder weniger zaghaft anklopfe. Ich warte gar nicht erst auf ein 'Herein', sondern betrete einfach den Raum, ignoriere die neugierigen Blicke meiner Mitschüler und laufe geradewegs auf meinen Platz zu. Jimin grinst mich bereits wissend an.
"Jeon, ich möchte nach dem Unterricht mit Ihnen reden.", verkündet die nervige Stimme der alten Schreckschraube von Lehrerin, woraufhin ich nur ein gelangweiltes "Ja, Mrs. Choi..." von mir gebe. Jeden Tag das Selbe. Sie wollen mir weiß machen, dass das alles so nicht weitergehen kann und sie umgehend meine Eltern informieren werden. Diese wissen eh schon längst Bescheid. Mir ist klar, wie enttäuscht sie von mir sein müssen, doch trotzdem lieben sie mich. Das habe ich gar nicht verdient.
"Yah Jungkook! Hörst du mir überhaupt zu?" Jimin schlägt mir beleidigt gegen die Schulter und schaut mich daraufhin böse an. "Sorry, hab nachgedacht..." "Du kannst nachdenken? Du besitzt tatsächlich ein Gehirn?", fragt er schmunzelnd und klopft wirklich gegen meinen Kopf, um sicher zu gehen, dass dieser nicht hohl ist. "Lass das.", zische ich angepisst, doch er grinst nur. "Hast du irgendwie deine Tage oder so?" Er muss sich sichtlich ein Lachen verkneifen, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkt, doch ich ignoriere ihn einfach und lege meinen Kopf auf der Tischplatte ab. Ich bin viel zu müde um mich irgendwie auf irgendwas konzentrieren zu können. Da kann ein kleines Nickerchen nicht schaden, denke ich und im nächsten Moment fallen mir auch schon meine Augen zu.
"-kook, Jungkook...JEON JUNGKOOK!" Ich zucke heftig zusammen, als mir auf einmal in mein Ohr geschrien wird und falle beinahe von meinem Stuhl. "Bist du bescheuert?!", keife ich meinen besten Freund empört an, welcher nur mit den Schultern zuckt. "Wenn du nicht aufwachst...Wir haben übrigens Pause, du Schlafmütze." Ich gebe ein genervtes Stöhnen von mir und habe vor zügig den Raum verlassen, als sich plötzlich Mrs. Choi mir in den Weg stellt. Jimin lässt sie natürlich vorbei, welcher mir einen kurzen mitleidigen Blick zu wirft und mich dann endgültig alleine lässt. Meine Lehrerin schließt die Tür hinter ihm und deutet auf einen Platz in der ersten Reihe, auf welchem ich mich unfreiwillig niederlasse.
"Also..", fängt sie an und verschränkt ihre Arme. "Mittlerweile ist mir dein Verhalten scheißegal, ebenfalls den anderen Lehrern, die dich bedauernswerterweise unterrichten müssen, beziehungsweise es versuchen. Du bist uns lange genug auf die Nerven gegangen, doch deine Eltern scheinen noch Hoffnung in dich zu setzen. Wir haben beschlossen dir einen Nachhilfelehrer zu arrangieren. Vorerst einmal pro Woche, neunzig Minuten, ab dem nächsten Monat zwei mal die Woche, je neunzig Minuten. Es wird Nachmittags, bei Mr. Kim zuhause statt finden. Er ist einer der qualifiziertesten Lehrer, die wir finden konnten. Außerdem wird er mit Leichtigkeit mit einer Brut wie dir fertig. Sieh es als deine letzte Chance an, dich und dein Leben zu bessern."
Danach nimmt sie ihre Sachen und verlässt den Raum, ohne mir noch eines Blickes zu würdigen.
Die erste Frage, die mir durch den Kopf schießt:
Darf sie so überhaupt mit einem Schüler reden? Das grenz ja beinahe an Mobbing.
Die zweite Frage: Weshalb glauben meine Eltern, dass mir diese Nachhilfe etwas bringen wird, geschweige denn, dass ich dort überhaupt aufkreuze?
Nein, ganz bestimmt nicht. Als ob ich mir von noch einem alten Knacker den Tag versauen lasse.
Mr. Kim..
Der wohl häufigste Nachname in Korea und auch wenn ich bisher nur seinen Nachnamen kenne, kann ich jetzt schon sagen, dass ich ihn nicht leiden kann.
Da mir das alles langsam zu blöd wird und ich eh schon einen beschissenen Tag habe, mache ich mich auf den Weg ins Sekretariat, um mich für heute krank zu melden. Etwas später befinde ich mich auf dem Weg zu mir nachhause. Dort angekommen versuche ich mich in mein Zimmer zu schleichen, jedoch hat meine Mutter anscheinend schon auf mich gewartet und steht mit ihrem Hausschuh in der Hand vor mir.
"Du weißt dass wir dich nie schlagen würden, aber jetzt gerade würde ich dir gerne deinen Hintern versohlen.." Sie seufzt schwer, kommt noch einen Schritt näher und 'schenkt' mir einen mitleidigen Blick zu. Ernsthaft jetzt? Wieso bekomme ich heute sämtliche mitleidige Blicke? Auf dem Weg hierher haben mich ebenfalls so einige Leute mitleidig angeguckt. Als ob ich kein Dach über dem Kopf hätte...
"Was ist los Jungkook? Wieso..wieso bist du so geworden? Du warst einmal so ein süßer, anständiger Junge. Was ist passiert? Haben wir etwas falsch gemacht? Liegt es an uns?" Ihre Augen beginnen verdächtig zu schimmern und genau dieser Anblick versetzt mir einen Stich mitten in mein Herz. Dennoch behalte ich meine monotone Miene.
"Ihr tragt keine Schuld. Ich habe bloß keine Lust mehr auf dieses verdammt langweilige Leben. Und daran wird leider keiner etwas ändern können." Ich drängele mich an ihr vorbei und betrete die Treppe, um vor dieser bedrückenden Situation zu flüchten, doch ihre letzten Worte kriege ich trotzdem noch mit.
"Geh zur Nachhilfe. Nimm diese Chance an, das ist mein einziger Wunsch, Jeongguk..."
Danach verschwindet sie in die Küche.
Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche die aufkommenden Tränen wegzublinzeln. Wann zur Hölle bin ich wieder so weich geworden?
Ach stimmt, ich hatte lange keinen guten Sex mehr...
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𝐏𝐑𝐈𝐕𝐀𝐓𝐄 𝐓𝐔𝐓𝐎𝐑𝐈𝐍𝐆 - ᵗᵏ.
FanfictionJeon Jungkook, ein achtzehnjähriger Schüler mit frechem Mundwerk legt nicht besonders viel Wert auf Dinge, welche die Schule betreffen. Stattdessen versucht er lieber den Badboy zu spielen und umgeht alle möglichen Regeln, die ihm im Laufe der Zeit...