Kapitel Vier

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Joyce

Tage waren vergangen. Wochen in denen ich nichts mehr von Kian gehört hatte. Diese Tatsache bereitete mir unglaubliche Sorgen, denn so lange hatte er es noch nie ausgehalten mir nicht wenigstens eine Nachricht zu schicken.

Dieses mal herrschte komplette Funkstille zwischen uns und ich fragte mich, ob er es vielleicht doch noch aufgegeben hätte. Jedoch verwarf ich diese Gedanken gleich, denn ich wusste, dass er nicht so war. Kian war kein Mensch, der so leicht aufgab. Er verbiss sich in eine Sache so sehr, bis er endlich bekam, was er wollte. Es gab also andere Gründe, wieso diese Funkstille anhielt. Und genau diese Gründe und meine Ungewissheit raubten mir nur noch mehr den Schlaf.

Ich wusste, dass ich endlich damit aufhören musste, immerhin war es meine Entscheidung gewesen diese Beziehung zu beenden und mich von ihm fernzuhalten. Doch ich konnte es nicht. Mit jeden weiteren Tag, der verstrich, verringerte sich meine defensive Haltung ihm gegenüber. Mit jeden weiteren Traum, den ich von uns beiden hatte, sehnte ich mich nach ihm. Nach seinem Körper, seiner Stimme, nach seinen Berührungen und nach dem, wie er mich ansah... So als wäre ich die einzige Person für ihn.

Doch jedes mal sagte ich mir, dass dieser Weg der Beste war. Nicht nur für mich und meine Familie, sondern auch für ihn. Die Gefahr für uns beide war einfach zu groß und das konnte ich nicht riskieren. Es ging nicht.. Ganz gleich, wie sehr ich mir eine gemeinsame Zukunft mit ihm vorstellte.

Letztendlich hatte mich Debbie doch noch dazu klein gekriegt ein paar Tage bei ihr zu bleiben. Es tat schon gut wieder etwas Zeit mit Lisa zu verbringen. Genauso, wie mit dem kleinen Kleffer, der in der Zwischenzeit gewachsen war. Im Nachhinein hatte es mir nicht besonders viel gebracht. Ich fühlte mich noch immer beschissen und meine Laune hatte sich in keinster Weise verbessert.

Viel zu früh wurde ich aus meinem Schlaf gerissen, als es an der Tür klingelte und gar nicht mehr aufhörte.

>>Was zur Hölle<<, knurrte ich aufgebracht und stand auf. Welcher grausame Mensch hatte so früh am Morgen keine anderen Hobbys?

Vor mich hinfluchend ging ich zur Tür, als es weiterhin Sturm klingelte. Das hielt man ja nicht aus. Und schon gar nicht um sieben Uhr morgens.

Noch während ich die Tür aufriss, holte ich tief Luft, um den Störenfried gleich zu verjagen, aber als ich sah, wer da vor mir stand, blieben mir die Worte im Hals stecken.

Mit einem viel zu breiten Grinsen und ausgebreiteten Armen, strahlte er mich an, als wäre nie etwas passiert. >>Spätzchen!<<, rief er erfreut aus und trat einen Schritt auf mich zu.

Ich hingegen löste mich dadurch schlagartig aus meiner Schockstarre. >>Oh Scheiße nein.<< Sofort schlug ich ihm die Tür vor der Nase zu und lehnte mich mit dem Rücken dagegen. Was zum Teufel wollte er hier? Aber die bessere Frage war, wieso war er wieder draußen?

>>Ah komm schon Joy! Begrüßt man denn so seinen Vater?<<, fragte er durch die geschlossene Tür und klopfte an. Allein dadurch stäubten sich mir sämtliche Haare am Nacken. Der hatte mir gerade noch bei all dem Übel gefehlt.

>>Verzieh dich, Stanley!<< Der würde mir kein Fuß ins Haus setzen. Keine Chance!

>>Ich bin dein Vater.<<

>>Seit wann?! Und wieso bist du überhaupt draußen, verdammt?<<

Ich hörte ihn lachen und ahnte bereits schlimmes. >>Bin wegen guter Führung raus. Also lass mich rein, damit ich dich in den Arm nehmen kann.<<

Von wegen! >>Nein<<, keifte ich zurück, stieß mich von der Tür ab und verriegelte diese zusätzlich. Sicher war sicher.

 Während der Mann, dem ich meine verkorkste Kindheit zu verdanken hatte, weiterhin draußen herumlungerte und immer wieder nach mir rief, damit ich ihn reinließ, steuerte ich mein Schlafzimmer an, um nach meinem Handy zu greifen.

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