Kapitel Zwölf

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Joyce

Den gesamten Weg über suchte ich, wie eine Irre nach den passenden Worten. Doch nichts, was ich mir im Kopf zurecht gelegt hatte, schien mir richtig zu sein. Ich fühlte mich einfach schrecklich, nachdem was im Diner passiert war. Nicht mal den Film konnte ich genießen, da sich meine Gedanken nur um Kian drehten.

Ständig hatte ich seinen wütenden und gleichzeitig auch etwas verletzten Gesichtsausdruck vor Augen. Konnte noch immer spüren, wie er mich in dem Moment von sich stieß und sich damit von mir entfernte.

Ich hatte es doch nur gut gemeint. Wollte, dass sich die beiden auf irgendeine Weise verstanden. Doch es endete nur in einer Katastrophe, die ich mir selbst zuzuschreiben hatte.

Und während Kian wütend gegangen war, tat Roy so als wäre nichts passiert. Ich wusste nicht, ob er das unabsichtlich tat oder ob er vielleicht doch meinetwegen nicht darüber reden wollte. Ich wusste es wirklich nicht. Aber ich wusste ganz genau, dass Roys Meinung über Kian, nach diesen Treffen noch schlechter war. Und andersrum war es mit Sicherheit auch.

Jedenfalls stand ich nun mitten in der Nacht vor Kians Tür. Klar, hätte ich vermutlich bis zum nächsten Tag warten sollen und ihn nicht noch so spät belästigen, nur konnte ich einfach nicht bis Morgen warten. Ich wollte ihn sehen, wollte mich bei ihm entschuldigen. Ich musste es wieder in Ordnung bringen.

Mit jeder Stunde, die vergangen war, wurde dieser Schmerz in meiner Brust immer stärker.

Selbst, wenn er mich dafür verfluchen würde, dass ich so spät hier auftauchte, war mir das egal. Nicht umsonst hatte ich so viel Qualen ertragen müssen, nur um alles wegen meiner eigenen Dummheit wieder zu zerstören.

Hart schluckend hob ich meine Hand und atmete einmal tief durch, ehe ich es wagte die Türklingel zu drücken.

Ehe sich die Tür öffnete, dachte ich wieder an die Worte, die ich ihm sagen wollte. Doch als diese dann geöffnet wurde, war mein Köpf plötzlich wie leergefegt. Für einen Moment setzte mein Herz aus und ich merkte, wie mir die Luft abgeschnürt wurde und ich keinen weiteren Atemzug mehr machen konnte.

Ich war wie erstarrt, als ich diese schlanke und halbnackte Frau, mit langen weinroten Haaren sah. Sie trug ein knappes dunkelblaues T-Shirt, lehnte an der Tür und betrachtete mich einmal ganz.

Als ich sah, wie hübsch sie war, hätte ich mich übergeben können. Ich fühlte mich, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen und ich in ein tiefes Loch fallen würde. Würde er es mich wirklich antun? Sogar nachdem, was er mir gesagt und mir versprochen hatte?

Obwohl ich diese Frau deutlich vor mir sah, konnte ich es nicht glauben. Obwohl ich mich fühlte, als würde mein Herz in tausend Stücke brechen, sagte mir etwas, dass es nicht stimmte.

>>Hallo?<< Hörte ich sie mit einem mal sagen und sah, wie sie mit ihrer Hand vor meinem Auge herumwedelte. >>Ich hab dich was gefragt?<<

Verwirrt schüttelte ich leicht den Kopf und versuchte mich zusammenzureißen. Ich hatte ihre Frage nicht gehört. Wie denn auch? Mein Schock saß viel zu tief.

>>Was?<<, fragte ich mit kratziger Stimme.

>>Ich hab dich gefragt, zu wem du willst<<, wiederholte sie.

Ja zu wem wollte ich eigentlich? Mein Kopf war leer, sodass ich sogar vergessen hatte, wieso ich überhaupt hier war.

Als ich mit einem mal eine bekannte Stimme rufen gehört hatte, begann mich jedoch wieder daran zu erinnern, was ich eigentlich hier wollte.

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