Kapitel Zehn

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Joyce

Völlig ausgelaugt lagen wir nebeneinander im Bett und genossen einfach nur die Anwesenheit des anderen.

Seit Monaten hatte ich mich nicht mehr so gut gefühlt. Es war wirklich so, als wäre ich dieses mal so richtig frei. Nicht mehr eingesperrt in meinem eigenen inneren Gefängnis.

Immer wieder fuhr Kian federleicht mit seinen Fingerspitzen an der nackten Haut meines Oberschenkels entlang, was mich jedes mal leise und wohlig seufzen ließ. Etwas hatte sich in der letzten Zeit zischen uns verändert. Alles war so intensiver und gefühlvoller geworden.

Seine Worte schwirrten noch immer in meinem Kopf herum. Dieses mal stärker, als im Moment, in dem er sie ausgesprochen hatte. Erst nach diesen perfekten Stunden mit ihm, begann ich sie überhaupt richtig zu realisieren.

>Du bist alles<, hatte er gesagt. Wieder mal zeigte er mir damit eine vollkommen andere Seite an sich. Ich hatte es in seinen Augen gesehen; wie wichtig ich ihm tatsächlich war, welche Gefühle er mir gegenüber hatte. Es war schon beinahe wie eine Liebeserklärung und doch waren diese drei kleinen Worte für mich irgendwie bedeutender als ein einfaches Ich liebe dich.

Trotz seiner Vergangenheit und der Taten, die Kian vollbracht hatte, fühlte ich mich wohl bei ihm. Sicher und geborgen. Für andere eigentlich kaum vorstellbar. Für mich jedoch unheimlich wichtig. Ich konnte seltsamerweise viel zu leicht darüber hinwegsehen. Konnte vergessen, dass sein Bruder praktisch nach Ärger roch. Ob mich das alles blind für potenzielle Gefahren machte? Mit großer Wahrscheinlichkeit. Aber das alles war mir langsam unwichtig geworden, denn ich wusste, dass Kian da sein würde. An meiner Seite.

Während wir weiterhin still beieinander lagen und ich meinen Gedanken freien Lauf ließ, fiel mir mit einem mal etwas auf. Fragend stützte ich mich leicht auf und sah zu ihm. Augenblicklich lag auch sein Blick auf mir.

>>Du rauchst nicht mehr?<<, fragte ich aus heiteren Himmel. Beinahe jedes mal, wenn ich ihn vor unserer Trennung gesehen hatte, hielt er eine Zigarette zwischen den Lippen. Doch nun hatte ich ihn kein einziges mal mit einer gesehen. Roch auch keinen Rauch an ihm, was seinen eigenen Duft noch mehr hervorbrachte und mich umso mehr faszinierte.

>>Ich habe vor zwei Monaten aufgehört<<, meinte er ehrlich. Lächelnd näherte ich mich seinem Gesicht und gab ihm einen kurzen und dennoch intensiven Kuss auf die Lippen.

Nicht, dass mich seine Angewohnheit gestört hatte, aber so war es eindeutig besser.

>>Ah, da fällt mir noch was ein<<, sagte ich, was ihn nur fragend gucken ließ. >>Du hast Fotos von mir auf deinem Handy?<< Ein verschmitztes Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit.

Ertappt setzte sich Kian auf und fuhr sich leicht gestresst durch die Haare. >>Nein.. Ich meine ja. Ich bringe diesen Idioten um<<, seufzte er zum ende hin, was mich zum lachen brachte.

>>Na los. Zeig her.<<

Etwas überrascht sah er zu mir. Vermutlich hatte er erwartet, dass ich einen riesigen Aufstand deshalb machen würde. Aber eigentlich war ich recht neugierig darauf, was für Fotos es waren.

Noch immer nicht so ganz von meiner lockeren Reaktion überzeugt, griff er nach seinem Handy, welches er in seiner Hose vergraben hatte und reichte es mir rüber. Natürlich nachdem er die Bildschirmsperre gelöst hatte.

Prüfend sah ich mir jedes Bild an. Es waren zwar nicht viele, doch sie zeigten mich von einer Seite, die ich nie von mir erwartet hätte. Kian hatte sie anscheinend alle vor unserer Trennung geschossen, ohne dass ich es bemerkt hatte. Und auf jeden einzelnen lächelte ich. Nicht nur oberflächlich. Dieses Lächeln war real, aufrichtig und wirklich glücklich. Hatte mich jeder andere in meiner Umgebung etwa so strahlend und so glücklich wahrgenommen? Ich selbst hatte das kein bisschen bemerkt. Klar, zwar fühlte ich mich glücklich, aber diesen Anblick hätte ich nicht geglaubt.

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