Kapitel Vierzehn

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Kian

>>Was wollen wir hier?<<, fragte mein Bruder zum gefühlt tausendsten mal, während er das Auto verließ und sich auf dem riesigen Platz umsah.

Seufzend stieg auch ich aus und ging zum Kofferraum, nur um daraufhin eine Reisetasche herauszunehmen. >>Hör auf zu fragen und komm.<<

Misstrauisch sah mich Jax an, starrte dann auf die Tasche in meinen Händen und verengte die Augen zu zwei Schlitzen. Doch noch bevor er den Mund öffnen konnte, packte ich ihn am Kragen und schob ihn vor mich her. >>Sei still, habe ich gesagt.<<

Er schnalzte genervt mit der Zunge, sagte aber nichts mehr dazu, bis wir die große Halle erreichten, in der uns Joyce bereits erwartete.

Gleich als ich sie sah, musste ich leicht lächeln. Neugierig betrachtete sie die kleine Flugmaschine und hielt dabei die Finger hinter dem Rücken verschränkt.

>>Jetzt lass endlich los<<, keifte Jax und riss sich aus meinem Griff. Dabei gewannen wir Joyce's Aufmerksamkeit.

>>Da seid ihr ja. Es ist bereits alles vorbereitet. Alan packt nur noch ein paar Sachen zusammen und dann kann's losgehen<<, informierte sie mich, während das Gesicht meines Bruder immer fragender und verwirrter wirkte.

Alan war der Schmuggler von dem Joyce mir erzählt hatte. Und außerdem ein alter Freund ihres Vaters. Er sollte Jax in Sicherheit bringen. Weit weg von Vegas. Und während sie vor uns losgefahren war, um die Reise und damit den Deal zu besiegeln, hatte ich einige Sachen meines Bruders zusammengepackt, ihn mir ohne weiteres geschnappt, um ihn anschließend zu dem Flugplatz zu fahren.

>>Wo fliegen wir hin?<<, fragte Jax noch immer recht verwirrt.

>>Nicht wir. Nur du, kleiner Bruder.<<

Als hätte ich ihn von mir gestoßen, taumelte er leicht zurück und zog die Augenbrauen zusammen. >>Warte.. was?<<

>>Falls du es noch nicht bemerkt hast, du steckst sehr tief in der Scheiße. Auf dich wird regelrecht eine Jagd veranstaltet.<<

>>Und da soll ich mich, wie ein feiger Hund verstecken? Nein, ohne mich. Sollen sie ruhig kommen. Ich mache sie alle fertig.<<

Mein Kopf begann jetzt schon zu schmerzen. Dass er immer so stur sein musste. Die Sache war brenzlig. Dieses mal war es nicht so, wie im Casino. Die Leute damals waren nur kleine und unbedeutende Fische. Nun ging es hier um ausgebildete Profis. Leute, die keine Gnade kannten und einen bis zum bitteren Ende jagten.

>>Ich bin kein Feigling!<<, schrie er heraus.

>>Und das ist das Problem!<<, erwiderte ich ebenfalls laut. Ich wusste, dass er kein Feigling war. Er würde ohne zu zögern loslaufen und um sich schießen. Aber das durfte ich nicht zulassen. Irgendwie musste ich ihn doch am Leben halten. Ohne mich, hätten sie ihn bereits vor Jahren erledigt.

>>Vergiss es. Ich werde nicht den Schwanz einziehen.<< Mit diesen Worten wandte er sich von uns ab und stampfte aus der Halle raus.

>>Jax! Jackson!<<, rief ich ihm hinterher, doch er hob nur seinen Arm und zeigte mir den Mittelfinger. Dieser verdammte Idiot!

>>Ich rede mit ihm<<, sagte Joyce mit einem mal, lächelte mich aufmunternd an und eilte meinem hoffnungslosen Bruder hinterher. Dass sie mir diese Aufgabe abnahm überraschte mich zum einem Teil. Andererseits war ich ihr auch dankbar dafür. Wäre ich ihm nämlich hinterher gelaufen, hätte ich ihn vermutlich K.O. geschlagen und ihn mit Gewalt in den Flieger gesetzt.

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