Kapitel Achtzehn

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Joyce

Wie vermutet ging Kian auch nach meinem siebten Versuch, ihn zu erreichen, nicht ans Telefon. Seit zwei Stunden war er bereits verschwunden und hatte noch immer nichts von sich hören lassen.

Und genau so lange hatte es auch gedauert, bis Jax seine Mutter beruhigen konnte und sie endlich vor Erschöpfung eingeschlafen war. Er hatte sie kurz nach dem Streit in ihr Schlafzimmer begleitet. Ich wusste nicht, was er ihr alles erzählt und vorgelogen hatte, um sie überhaupt zum schlafen zu bringen, aber um ehrlich zu sein, wollte ich es auch nicht wissen. Es reichte mir schon, dass ich diese gutherzige Frau wegen Kian belogen hatte.

Seufzend setzte ich mich an den Küchentisch und vergrub meine Finger in den Haaren. Gleichzeitig versuchte ich es erneut mit dem Handy. Nur wurde ich dieses mal sofort zur Mailbox geleitet. Er hatte sein Telefon dieses ausgeschaltet.

>>Vergiss es. Du wirst ihn nicht erreichen<<, sagte Jax mit einem mal, als er die Küche betrat.

>>Hab ich gemerkt<<, seufzte ich erneut und richtete mich auf. Ich sah zu, wie er zum Kühlschrank ging, diesen öffnete und hineinsah. >>Was machst du eigentlich hier?<<

Ohne etwas herauszunehmen, schloss er den Kühlschrank wieder und setzte sich anschließend zu mir. Locker lehnte er sich auf dem Stuhl zurück und ließ seine Arme schlapp nach unten hängen. >>Meine Mutter besuchen, was sonst?<<, antwortete er gelassen, als wäre das von vorhin nie passiert. Wie es aussah, ignorierte Jackson das Verhalten seines Bruders komplett und ich fragte mich, ob er sich überhaupt Sorgen um seine Abwesenheit machte.

Dennoch sah ich ihn ungläubig an. Mit so einer Antwort würde sich keiner zufrieden geben. Vielleicht stimmte es zu einem kleinen Teil, doch das rechtfertigte nicht, wieso unser Plan mit seinem Erscheinen komplett unnötig geworden war.

Jax schien auf Anhieb verstanden zu haben, das ich ihm nicht glaubte und seufzte schwer. >>Ja.. Ist ja gut. Ich bin nun mal keiner, der vor seinen Problemen abhaut. Ich kann nicht tatenlos zusehen, wie mein großer Bruder wieder mal alles geradebiegt, was ich verbockt habe.<< Er legte seinen Kopf in den Nacken und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich merkte sofort, dass er von alleine nicht mehr sagen würde, also hakte ich weiter nach. Ich wollte seine Gedanken verstehen, genauso wie sein Verhalten.

>>Und dann kommst du hier her?<< Dadurch hatte er das alles nicht einfacher gemacht. Eigentlich hatte sich dadurch die Probleme wieder mal vergrößert.

>>Zu meiner Verteidigung. Ich habe gedacht, ihr wärt schon weg.<<

Dieser Kerl war wirklich unglaublich. Ich betrachtete sein ramponiertes Gesicht und stand auf, um Eis aus dem Gefrierschrank zu holen. Nachdem ich es in ein Geschirrtuch eingewickelt hatte, drückte ich das ganze Jackson in die Hand.

>>Du musst es kühlen, sonst wird die Schwellung schlimmer<<, sagte ich, als er mich fragend anstarrte. Nachdem er sich das Bündel ans Kiefer gedrückt hatte, setzte ich mich wieder und nahm erneut das Handy in die Hand. Ich war besorgt. Sehr sogar. Es war zum ersten mal, dass ich ihn so außer sich gesehen hatte. Und die Ungewissheit über Kians Aufenthalt machte mich beinahe wahnsinnig.

>>Mach dir keinen Kopf. Er macht seine Runde, um sich abzureagieren und kommt dann wieder. So war es schon immer gewesen.<<

So ganz beruhigte es mich nicht. Eigentlich geschah das Gegenteil davon. Leider fuhr Jax mit seinem Aufmunterungsversuch fort.

>>Du hättest ihn mal sehen sollen, als er damals erfahren hatte, dass ich für Cooper arbeite. Er war für eine Woche verschwunden. Und ich konnte mich, nach seinem Ausbruch, zwei Monate nicht bei unseren Eltern blicken lassen.<<

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