Kapitel Fünf

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Kian

In Gedanken versunken saß ich auf meiner Couch und starrte in das Whiskyglas in meiner Hand. Die letzten paar Wochen hatten ziemlich an meinen Kräften gezerrt. Ich war müde. Cooper hatte seine Aufträge an mich verdoppelt. Bei seiner Suche nach den verschwunden Frauen hatte er eine Verwüstungsspur hinter sich gelassen. Der Drecksack war komplett irre geworden und häufte die Leichen unter seinen Füßen. Und natürlich lag es bei mir seinen Dreck aufzuräumen. In den letzten Wochen musste ich so viele Leichen beseitigen, hatte so viel Blut an mir kleben, als im gesamten Jahr.

Es war zum verzweifeln. Ich kam mit dem ganzen Geschehen überhaupt nicht mehr klar. Mein Gewissen drückte auf mich nieder, die Bilder in meinem Kopf erstickten mich und ich war wirklich kurz davor durchzudrehen. Ich konnte nicht mehr schlafen und nur der Alkohol schien mir dabei zu helfen den Tag wenigstens etwas zu vergessen.

Mir war klar, dass es endlich an der Zeit war damit aufzuhören. Ich hatte genug getan, sodass mich sogar die Hölle für meine Taten vertreiben würde.

Andererseits wusste ich ganz genau, dass er mich nie so einfach aussteigen lassen würde. Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit, um das alles zu beenden, doch das bedeutete wiederum, dass ich danach zu einem Gejagten werden würde. So oder so, wäre mein Leben ruiniert. Aber für immer auf der Flucht zu sein war noch immer besser, als für diesen skrupellosen Mann zu arbeiten.

Mein Telefon klingelte bereits zum elften mal, doch ich ging nicht dran. Durch die Anzeige sah ich, dass es Cooper war, der immer wieder versuchte durchzukommen. Es erstaunte mich, dass er noch nicht vor meiner Tür aufgetaucht war. Ich war gerade erst von einem Massaker nach Hause gekommen und so wie es aussah, hatte er in der Zwischenzeit ein weiteres angerichtet.

Als es ein weiteres mal zu klingeln begann, wollte ich es gleich ausschalten, doch Talias Name auf dem Display hielt mich davon ab. Auch wenn ungewollt, zwang ich mich dazu das Telefon in die Hand zu nehmen und dran zugehen.

>>Was?<<, murmelte ich leise in das Gerät.

>>Du hast schon wieder getrunken<<, stellte sie sofort enttäuscht fest. Ich antwortete nicht, denn das war überflüssig.

>>Kian, ich mache mir langsam echt sorgen um dich.<<

>>Wozu?<< Ich lehnte meinen Kopf zurück, wobei sich alles mit einem mal zu drehen begann und ich die Augen schließen musste.

Talia schnaubte am anderen Ende und ich konnte mir vorstellen, wie ihr Gesicht vor Wut kochte. >>Ich meine es ernst, verdammt. Du bist mein bester Freund und ich habe keinen Bock darauf dich irgendwann leblos auf dem Boden vorzufinden, weil du dich zu Tode gesoffen hast<<, pöbelte sie aufgebracht.

Mein Kopf begann zu schmerzen und ich hatte wirklich keine Lust mehr jedes mal über meine neugewonnenen Trinkgewohnheiten zu reden. >>Was willst du?<<, seufzte ich erschöpft.

Mit einem Schlag wurde sie wieder ernst. >>Cooper lässt mich nicht in ruhe. Er dreht langsam durch, weil er dich bereits seit einer Stunde zu erreichen versucht.<<

Was hätte es auch anderes sein sollen? >>Talia, ich bin fertig damit. Keine weiteren Aufträge mehr. Ich mach da nicht mehr mit.<<

>>Hast du dir jetzt auch noch des Rest deines Hirns weggesoffen? Er wird dich umbringen!<<

>>Na und? Dann habe ich wenigstens endlich ruhe.<<

Stille entstand und ich war kurz davor aufzulegen und dieses sinnlose Gespräch zu beenden, als ich sie dann doch leise sprechen hörte. >>Diese Frau hat dir dein Leben vergiftet. Sie hat dich dazu gebracht aufzugeben und das werde ich ihr nie verzeihen.<< Ich spürte ihre Traurigkeit, ihren Zorn, doch vor allem ihre Enttäuschung. >>Und dir werde ich nie verzeihen, dass du deine Stärke wegen ihr aufgegeben hast. Ich hasse dich dafür.<< Letzteres klang so gebrochen, dass es mir einen Stich versetzte. Noch bevor ich etwas darauf erwidern konnte, legte sie auf und beendete das Gespräch.

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