Kapitel Zweiundzwanzig

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Kian

Wütend ließ ich meine Faust gegen die Tischplatte donnern und legte das Handy unsanft ab. Schon wieder hatte sie meinen Anruf weggedrückt. Zwar hatte sie mir eine Nachricht geschrieben, dass es ihr gut ginge, doch es hätte auch jeder andere in ihren Namen schreiben können. Ich musste ihre Stimme hören, um zu wissen, dass sie wirklich in Ordnung war. Doch sie machte es mir verflucht schwer, wenn sie nicht dran ging.

>>Jetzt komm wieder runter und trink dir einen, Bruderherz. Deine Kleine wird schon nicht irgendwo gefesselt sitzen<<, meinte Jax und schob mir das Glas entgegen in dem sich Whiskey befand.

Seit guten zwei Stunden saßen wir in irgendeiner Bar und mein Bruder ließ sich volllaufen. Ich hingegen leistete ihm Gesellschaft und versuchte nicht meine Nerven zu verlieren.

>>Komm schon trink mit mir<<, lallte er weiter. Mein Bruder hatte bereits mehr als genug und leider musste ich seinen Zustand ganz alleine ertragen. Ich wusste ganz genau, warum er sich das antat. Er wollte die letzten Ereignisse aus seinem Gedächtnis strichen. Zu oft hatte ich es getan, daher wusste ich den Grund. Doch Alkohol war da leider keine Lösung. Die Erinnerungen blieben in unseren Köpfen eingebrannt. Nichts und niemand konnte sie auslöschen.

>>Was glaubst du denn, was sie macht? Dich betrügen?<<, lachte er, doch ich konnte so gar nicht über diese Worte lachen.

>>Ich kann dir genau sagen, was sie macht<<, mischte sich mit einem mal eine andere Stimme ein.

Augenblicklich richtete ich mich auf und erstarrte. Talia setzte sich seufzend zu uns an den Tisch und schnappte sich die Bierflasche meines Bruders, um selbst daraus zu trinken. Derweil starrte ich sie erwartungsvoll an und wartete bis sie fertig war.

Nachdem sie einen kräftigen Schluck genommen hatte, seufzte sie wohlig und strich sich ihre langen Heere über die Schulter. >>Den ganzen Tag hängt sie schon mit diesen Roy ab.<<

Fest presste ich die Zähne aufeinander und merkte, wie es in mir zu brodeln begann. Alleine schon diesen Namen zu hören, brachte Zorn und Mordlust in mir zum vorschein. Irgendwas stimmte nicht mit diesen Typen und wie er ständig an meiner Freundin klebte störte mich gewaltig.

>>Was haben sie gemacht?<<, knurrte ich wütend. Die Antwort würde mir nicht gefallen, das wusste ich, doch ich musste es wissen.

Talia sah mich hoffnungslos an. Allein schon, dass ich sie darum gebeten hatte nach Joyce zu sehen, ging ihr gewaltig durch den Strich. >>Sie waren in der Stadt und sind irgendwann zu ihr nach Hause gefahren.<<

Deutlich merkte ich, wie sich jeder einzelne Muskel in meinem Körper anspannte. Sie waren bei ihr zu Hause. Alleine. >>Na warte<<, zischte ich und wollte aufstehen, doch Talia hielt mich am Shirt fest und zog mich auf meinen Sitz zurück.

>>Hier geblieben. Jetzt gib ihr mal ein bisschen Freiraum. Ihr beide klebt aneinander, wie Superkleber. Lass sie mal einen Tag mit einem anderen Menschen verbringen, als mit dir. Meinst du nicht, sie hat sich etwas Ablenkung verdient? Du vertraust ihr doch oder?<<

>>Natürlich vertraue ich ihr. Aber ihm traue ich nicht über den Weg. Diese Kakerlake spielt falsch, das spüre ich ganz deutlich.<< Vom ersten Augenblick an, hatte ich gespürt, dass dieser Mistkerl etwas im Schilde führte. Er war nicht aufrichtig. Er war nicht echt. Doch Joyce war von der jahrelangen Freundschaft zwischen ihnen, geblendet.

>>Dann lass sie es alleine herausfinden. Es steht dir nicht zu, dich zwischen sie zu drängen. Wenn sie erkennt, was für eine falsche Schlange er ist, wird sie selbst zu dir kommen. Aber, wenn du ihr beginnst einzureden, dass er nur spielt, wirst du euch beide nur auseinander bringen.<<

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